Johanna Kunath

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Johanna Kunath (* 9. Mai 1904 in Großenhain, Sachsen; † 19. Oktober 1993 in Wollbrandshausen) war eine deutsche DRK-Krankenschwester und Wegbereiterin des Berufes der Diätassistentin/des Diätassistenten.

Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johanna Kunath wurde als Tochter des Oberlehrers Richard Kunath und seiner Ehefrau Marie geboren. Sie besuchte bis 1918 die Mädchenmittelschule in in ihrem Geburtsort Großenhain und anschließend die Höhere Mädchenschule sowie die Höhere Handelsschule in Dresden. Nach Arbeiten als Haustochter auf einem Rittergut der Uckermark, als Haushaltshilfe im elterlichen Haushalt etc. wurde sie zwischen 1925 und 1928 „Hausbeamtin“ in einer Haushaltungsschule in Dresden. Am 1. April 1931 trat Johanna Kunath als Lernschwester in das Kaiserin-Augusta-Hospital in Berlin ein (das Krankenhaus war ursprünglich eine Stiftung der Kaiserin Augusta, der 1890 verstorbenen Gemahlin Kaiser Wilhelms I.) und beendete im März 1933 erfolgreich die damals zweijährige Ausbildung zur Krankenschwester. Die Prüfung fand unter dem Vorsitz eines Medizinalbeamten des Polizeipräsidenten in Berlin statt, wobei der im Bereich der Medizinalfachberufe sehr engagierte Oberregierungs- und Medizinalrat Walter Lustig (1891-1945) als Jude mit den ersten antisemitischen Boykottmaßnahmen bereits in den Ruhestand versetzt wurde. Die Prüfung von Johanna Kunath fand somit in politisch unruhigen Zeiten statt. Die Rotkreuz-Schwesternschaft Märkisches Haus hielt den Gestellungsvertrag mit dem Augusta-Hospital in Berlin inne.

Nach dem Krankenpflegeexamen besuchte Johanna Kunath ein Jahr lang die ebenfalls vorhandene Diätschule im Augusta-Hospital und legte 1934 ihr Examen als Diätassistentin ab. Im Jahr 1935 übernahm sie die Leitung dieser Diätschule. Es gab zu dieser Zeit noch keine amtliche Regelung zum Berufsbild der Diätschwester. Eine solche wurde erst im Jahr 1937 erlassen. Vermutlich war es, zusätzlich zu den Bemühungen Johanna Kunaths, auch dem Engagement des Oberarztes Joachim Prüfer (1901-1994) der Inneren Abteilung des Augusta-Hospitals (Verdauungskrankheiten, Magen- und Darmstörungen) zu verdanken, dass staatliche Regelungen für ein anerkanntes Berufsbild erlassen wurden. Kunath hatte den ärztlichen Unterricht bei Prüfer absolviert, wie Prüfer im Nachruf für Johanna Kunath im November 1993 feststellte.

Johanna Kunath übernahm im Jahr 1952 die Leitung der Diätschule im Krankenhaus Speyererhof in Heidelberg. Sie leitete diese Schule bis zum Eintritt ihres Ruhestandes im Jahr 1966. Sie arbeitete auf dem Speyererhof Heidelberg eng mit dem Internisten W. Dieke zusammen. Die Pflegehistorikerin Karin Wittneben von der Schwesternschule der Universität Heidelberg[1] bemängelte, dass Johanna Kunath diese Schule mit immerhin 30 Ausbildungsplätzen ohne pädagogische Qualifikation leiten durfte, weil es entsprechende Bildungsangebote zum damaligen Zeitpunkt noch nicht gab. Wittneben befürchtete Spätfolgen dieser Stagnation. Hier wurde allerdings inzwischen Abhilfe geschaffen durch die Studiengänge zum Medizinpädagogen/zur Medizinpädagogin, an der die Qualifikation zur Lehrkraft an Schulen für Diätassistenten erworben werden kann.

Entwicklung des Berufsbildes Diätschwester/DiätassistentIn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Entwicklung des Berufsbildes Diätassistenz beschäftigte sich u.a. der Medizinhistoriker Peter Schneck, Dresden. Schneck wies darauf hin, dass die Charité in Berlin keine Vorreiterrolle bei der Ausbildung von Diätschwestern innehatte, denn bereits einige Jahre zuvor war am Berliner Augusta-Hospital in der Scharnhorststrasse durch den Internisten und Nephrologen Carl Robert Schlayer [2] mit einer systematischen und planmäßigen Ausbildung von Diätssistentinnen begonnen worden. Als Vorbildung wurde dazu die mittlere Reife und ein einjähriger Besuch einer Haushaltsschule gefordert.[3]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl Robert Schlayer, Joachim Prüfer und Johanna Kunath: Lehrbuch der Krankenernährung, Urban&Schwarzenberg Berlin, München, Wien, 1. Aufl. 1935 ab höheren Auflagen von Joachim Prüfer herausgegeben, J. Kunath MItautorin der Rezeptsammlung von der ersten bis zur siebenten Auflage.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karin Wittneben: Biographie Johanna Kunath, in: Horst-Peter Wolff: Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte „Who was who in nursin history“, Band 2, Urban&Fischer München, Jena 2001, S. 128-130, ISBN 3-437-26670-5.
  • Manfred Stürzbecher (mit Informationen von Pflegehistorikerin Oberin Liselotte Katscher vom Ev. Diakonie Verein und Oberin Renate Lawrenz von der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.): Mitautorin eines Lehrbuch: DRK-Schwester Johanna Kunath, Portrait Edition Luisenstadt 1999, http://www.luise-berlin.de; Stürzbecher: Portrait Johanna Kunath

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Schwesternschule der Universität Heidelberg“
  2. auch: Karl Schlayer, vgl.: Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Carl Robert Schlayer“
  3. Peter Schneck: Zur Ausbildung in Medizinalfachberufen an der Charité - eine historische Betrachtung; zur Gründung der Hebammenschule an der Charité vor 250 Jahren und der Aufnahme der Ausbildung von Diätassistentinnen vor 55 Jahren, Vortrag Charité Berlin, 16. 11. 2001.