Bearbeiten von „Kodex Manesse“
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Beim '''Kodex Manesse''' handelt es sich um eine sehr aufwändig illustrierte Bilderhandschrift aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Sie wird auch Deutsch-Pfälzer Liedersammlung, ''Manessische Liederhandschrift'', ''Manessische Handschrift'' (so von dem schweizer Gelehrten [[Johann Jakob Bodmer]] genannt), bzw. nach dem jeweiligen Aufbewahrungsort auch ''Große Heidelberger Liederhandschrift'' oder ''Pariser Handschrift'' bzw. kurz Heidelberger Liederhandschrift oder Cod. Manesse bezeichnet. ''Codex'' ist das lateinische Wort für Schriftstück oder Schriftsammlung. Sie ist die umfangreichste und berühmteste deutsche Liedersammlung des [[Mittelalter in der Region|Mittelalters]]. Seit 1888 wird sie (wieder) in der [[Universitätsbibliothek Heidelberg]] aufbewahrt (Signatur: UB Heidelberg, Cod. Pal. Germ. für'' Codex Palatinus Germanicus''; cpg). | |||
Der Kodex besteht aus 426 beidseitig beschriebenen Pergamentbögen im Format 35,5 x 25 cm, die später paginiert (Seitenzahlen) wurden. Insgesamt befinden sich in ihr 138 bebilderte und zahlreiche nur zum Teil beschriebene Seiten. Die Miniaturen stellen Dichter und Sänger in idealisierter Form bei höfischen Auftritten dar. | Der Kodex besteht aus 426 beidseitig beschriebenen Pergamentbögen im Format 35,5 x 25 cm, die später paginiert (Seitenzahlen) wurden. Insgesamt befinden sich in ihr 138 bebilderte und zahlreiche nur zum Teil beschriebene Seiten. Die Miniaturen stellen Dichter und Sänger in idealisierter Form bei höfischen Auftritten dar. | ||
In wessen Besitz die Handschrift zur Zeit ihrer Entstehung war bzw. in wessen Auftrag sie entstand, ist nicht bekannt. Um 1575/80 geriet der Kodex in den Besitz eines flämischen Sammlers. Wenig später tauchte das Liederbuch in der Schweiz im Nachlass des Freiherrn Johann Philipp von Hohensax († 1596), der von 1576 bis 1588 verschiedene Ämter in den Niederlanden innegehabt hatte. Seine engen Verbindungen zur Residenz in [[Heidelberg]] lassen es auch für möglich erscheinen, dass er das Buch von dort in die Schweiz mitgenommen hatte. Sicher ist wieder, dass der Pfalzgraf von Zweibrücken und der Heidelberger Gelehrte [[Marquard Freher]] nach dem Tod des Freiherrn Hohensax jahrelang nichts unversucht ließen, um in den Besitz des Liederbuchs zu gelangen. | |||
In wessen Besitz die Handschrift zur Zeit ihrer Entstehung war bzw. in wessen Auftrag sie entstand, ist nicht bekannt. | |||
Um 1575/80 geriet der Kodex in den Besitz eines flämischen Sammlers. Wenig später tauchte das Liederbuch in der Schweiz im Nachlass des Freiherrn Johann Philipp von Hohensax († 1596), der von 1576 bis 1588 verschiedene Ämter in den Niederlanden innegehabt hatte. Seine engen Verbindungen zur Residenz in [[Heidelberg]] lassen es auch für möglich erscheinen, dass er das Buch von dort in die Schweiz mitgenommen hatte. Sicher ist wieder, dass der Pfalzgraf von Zweibrücken und der Heidelberger Gelehrte [[Marquard Freher]] nach dem Tod des Freiherrn Hohensax jahrelang nichts unversucht ließen, um in den Besitz des Liederbuchs zu gelangen. | |||
1622 konnte die Handschrift während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] vor der Eroberung Heidelbergs durch die Truppen der [[Katholische Liga|Katholischen Liga]] unter [[Johann t’Serclaes von Tilly|Tilly]] in Sicherheit gebracht werden. Sie kam nicht wie der Großteil der [[Bibliotheca Palatina]] als Kriegsbeute nach Rom. | 1622 konnte die Handschrift während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] vor der Eroberung Heidelbergs durch die Truppen der [[Katholische Liga|Katholischen Liga]] unter [[Johann t’Serclaes von Tilly|Tilly]] in Sicherheit gebracht werden. Sie kam nicht wie der Großteil der [[Bibliotheca Palatina]] als Kriegsbeute nach Rom. | ||
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Der französische Gelehrte Jacques Dupuy († 17. November 1656) vermachte den Kodex samt seiner übrigen Sammlung dem König von Frankreich. Seither ([[1657]]) ist er im Besitz der Königlichen Bibliothek in Paris (der heutige Bibliothèque Nationale de France), wo sie [[Jacob Grimm]] [[1815]] entdeckte. Durch Tausch bewerkstelligte [[1888]] der Straßburger Buchhändler [[Karl Ignaz Trübner]] die Rückkehr nach Heidelberg. | Der französische Gelehrte Jacques Dupuy († 17. November 1656) vermachte den Kodex samt seiner übrigen Sammlung dem König von Frankreich. Seither ([[1657]]) ist er im Besitz der Königlichen Bibliothek in Paris (der heutige Bibliothèque Nationale de France), wo sie [[Jacob Grimm]] [[1815]] entdeckte. Durch Tausch bewerkstelligte [[1888]] der Straßburger Buchhändler [[Karl Ignaz Trübner]] die Rückkehr nach Heidelberg. | ||
Das Original wird aus konservatorischen Gründen nur sehr selten im Rahmen von Ausstellungen gezeigt. Nachdem bereits [[1887]] [[Franz Xaver Kraus]] anlässlich der 500-Jahrfeier der Heidelberger Universität (1886) in nur 84 Exemplaren eine rasch vergriffene Faksimileausgabe im Lichtdruck herausgegeben hatte, edierte 1925 bis [[1927]] der Leipziger Insel-Verlag einen Druck der Kunstanstalt Albert Fritsch, Berlin, in 320 Exemplaren. Ein neues ebenfalls komplettes Faksimile des Kodex erschien 1974 bis [[1979]] in 750 Exemplaren beim gleichen Insel-Verlag (F/M). [[1988]] veranstaltete die Universität Heidelberg eine umfassende Ausstellung. Der Katalog zur damaligen Ausstellung dokumentiert die Handschrift selbst, erläutert ihre Entstehung und die Geschichte detailliert. | Das Original wird aus konservatorischen Gründen nur sehr selten im Rahmen von Ausstellungen gezeigt. Nachdem bereits [[1887]] [[Franz Xaver Kraus]] anlässlich der 500-Jahrfeier der Heidelberger Universität (1886) in nur 84 Exemplaren eine rasch vergriffene Faksimileausgabe im Lichtdruck herausgegeben hatte, edierte 1925 bis [[1927]] der Leipziger Insel-Verlag einen Druck der Kunstanstalt Albert Fritsch, Berlin, in 320 Exemplaren. Ein neues ebenfalls komplettes Faksimile des Kodex erschien 1974 bis [[1979]] in 750 Exemplaren beim gleichen Insel-Verlag (F/M). [[1988]] veranstaltete die Universität Heidelberg eine umfassende Ausstellung. Der Katalog zur damaligen Ausstellung dokumentiert die Handschrift selbst, erläutert ihre Entstehung und die Geschichte detailliert. | ||
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2006 veröffentlichten das ''Deutsche Historische Museum'' in Berlin und die ''Universitätsbibliothek Heidelberg'' nun auch ein vollständiges digitales Faksimile. Auch als DVD enthält es alle 852 Text- und Bildseiten. Der Benutzer kann das Faksimilie wie ein reales Buch durchblättern, sich dort oder online Zusatzinformationen anzeigen lassen und verschiedene Register aufrufen. | 2006 veröffentlichten das ''Deutsche Historische Museum'' in Berlin und die ''Universitätsbibliothek Heidelberg'' nun auch ein vollständiges digitales Faksimile. Auch als DVD enthält es alle 852 Text- und Bildseiten. Der Benutzer kann das Faksimilie wie ein reales Buch durchblättern, sich dort oder online Zusatzinformationen anzeigen lassen und verschiedene Register aufrufen. | ||
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*Vollständige Textausgabe: ''Die Große Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse)''. ''In getreuem Textabdruck herausgegeben von Friedrich Pfaff.'' Titelausgabe der zweiten, verbesserten und ergänzten Auflage bearbeitet von Hellmut Salowsky. Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 1995, ISBN 3-8253-0369-1 | *Vollständige Textausgabe: ''Die Große Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse)''. ''In getreuem Textabdruck herausgegeben von Friedrich Pfaff.'' Titelausgabe der zweiten, verbesserten und ergänzten Auflage bearbeitet von Hellmut Salowsky. Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 1995, ISBN 3-8253-0369-1 | ||
*Heidemarie Anderlik (Hrsg.): ''Codex Manesse - die große Heidelberger Liederhandschrift, Heidelberg, Universitätsbibliothek (Cod. Pal. germ. 848)''. (Virtuelle Bibliothek). Heidelberg, Universitätsbibliothek, 2006. | *Heidemarie Anderlik (Hrsg.): ''Codex Manesse - die große Heidelberger Liederhandschrift, Heidelberg, Universitätsbibliothek (Cod. Pal. germ. 848)''. (Virtuelle Bibliothek). Heidelberg, Universitätsbibliothek, 2006. | ||
*Friedrich Heinrich von der Hagen (Hrsg.): ''Minnesinger. Deutsche Liederdichter des zwölften, dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts. Theil 1. Manessische Sammlung aus der Pariser Urschrift''. Barth, Leipzig 1838 < | |||
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