Geschichte der Universität Heidelberg: Unterschied zwischen den Versionen

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Friedrich II. wies der Universität zwei neue Unterrichtsanstalten zu, das ''Collegium Sapientiae'' (Sapienzkolleg), in dem bis zu 60 arme und begabte Studenten aufgenommen werden sollten, und das ''Paedagogium'', eine Vorstudienanstalt für den Elementarunterricht in Latein und Griechisch entsprechend den Reformvorschlägen des [[Paul Fagius]] von 1546,  letzteres gegen den Widerstand der Universität, die darin eine Konkurrenz fürchtete.
Friedrich II. wies der Universität zwei neue Unterrichtsanstalten zu, das ''Collegium Sapientiae'' (Sapienzkolleg), in dem bis zu 60 arme und begabte Studenten aufgenommen werden sollten, und das ''Paedagogium'', eine Vorstudienanstalt für den Elementarunterricht in Latein und Griechisch entsprechend den Reformvorschlägen des [[Paul Fagius]] von 1546,  letzteres gegen den Widerstand der Universität, die darin eine Konkurrenz fürchtete.
=== Die Universität in der Zeit von Kurfürst Ottheinrich ===
Kurfürst [[Ottheinrich]] führte nach seinem Regierungsantritt 1557  in der Kurpfalz die Reformation nach lutherischer Richtung ein.  Die Universität Heidelberg wollte Ottheinrich zu einer evangelischen Landeshochschule umformen. Er musste jedoch auf jüngere und weniger ausgewiesene Gelehrte sowie aus Glaubensflüchtlinge aus Frankreich und den Niederlanden zurückgreifen.
Die Reform der Universität von [[1558]]  war so tiefgreifend, dass sie einer Neugründung gleich kam. Die Struktur des Lehrkörpers und die Besoldung, aber auch die Lehrinhalte wurden neu geregelt und die zu verwendenden Lehrbücher verbindlich vorgeschrieben. Dabei richtete sich der  Kurfürst weitgehend nach den Ratschlägen seiner Berater Micyllus und Melanchthon. Insbesondere die artistische Fakultät erhielt einen neuen Eigenwert. Mit der Ausrichtung der Lehrstühle hatte sich das Programm des deutschen Humanismus endlich auch in Heidelberg durchgesetzt. Auf klassische Sprachen, theoretische Naturwissenschaften und praktische Philosophie wurde nun Wert gelegt. Das Studium an den anderen (bisher "höheren") Fakultäten wurde nicht mehr von einem erfolgreichen Besuch der Artistenfakultät abhängig gemacht. Die medizinische Fakultät wurde auf größere Praxisnähe ausgerichtet. Erstmalig durften die Studenten ihre Professoren bei den Krankenbesuchen begleiten. Im Rahmen der medizinischen Ausbildung war nun auch die Teilnahme an Sektionen Pflicht.
Die theologische Fakultät wurde vollumfänglich darauf verpflichtet, die Lehrinhalte der Reformation anzupassen. Die Professoren mussten das Augsburger Bekenntnis vertreten.  Mit der Abschaffung der Klerikertracht verschwand der bisherige Charakter der Universität als geistliche Korporation. Die Studenten sollten nun bürgerliche Kleidung tragen.  Es wurde ein Senat (Collegium universitatis) geschaffen, der für alle Universitätsangelegenheiten zuständig war einschließlich der Vorschläge für Lehrstuhlbesetzungen. Diese neue Verfassung der Universität bestand, im Wesentlichen unverändert, bis 1786.
Die theologische Fakultät wurde unter der Herrschaft Ottheinrichs innerhalb von zwei Jahren neu besetzt. Nachdem Heinrich Stoll 1557 gestorben war und sein Nachfolger Keuler noch im selben Jahr wegen seines Konkubinats entlassen wurde, berief der Kurfürst auf Empfehlung Melanchthons Tilemann Heßhus zu Stolls Nachfolger. Heßhus wurde 1559 wegen der von ihm geführten heftigen Reformationspolemiken wieder entlassen. Nachfolger Heßhus' als Alttestamentler wurde Paul Einhorn, der jedoch als Parteigänger von Heßhus 1561 entlassen wurde, Nachfolger im Bereich Dogmatik wurde [[Pierre Bouquin]], ein ehemaliger französischer Karmelitermönch, der aus seiner Heimat hatte fliehen müssen.<ref>Eike Wolgast, ''Die Universität Heidelberg'', S. 34-35</ref>


== Die Zeit bis zum Ende der Kurpfalz ==
== Die Zeit bis zum Ende der Kurpfalz ==