Mat. zu NS-Org.

Die Schriesheimer Zent

NSDStB

Anfang 1926 reichten die Studenden Bold, Bezer und Klässel der Universität die Satzung eines Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes ein. Diese drei Gründer entstammten dem Millieu der schlagenden und politisierenden Verbindungen. Ferner waren sie dem "linken" Parteiflügel der Brüder Strasser zuzurechnen. Sie bekundeten, dass Arbeiter und Studenten zusammengehören und dass der NS-Student soziale Ungerechtigkeiten aufdecken müsse. Damit galten sie als eine weitere Gruppe mit sozialrevolutionärem Programm und proletarischem Gehabe. Unter Heidelberger Studenten konnten sie damit kaum auf Resonanz stoßen. (Giovannini, S. 65)

Das änderte sich erst ab 1928, als unter dem Einfluss von Baldur von Schirach die sozialrevolutionäre Programmatik abgestreift und auch die Einstellung zu den studentischen Verbindungen positiver wurde. Bis dahin hatten die nationalsozialistischen Studenten nur beim Verein Deutscher Studenten Zuspruch gefunden. Ferner waren sie unter den Professoren von Lenard und vom Juristen Endemann unterstützt worden. Es bildeten sich bei den NS-Studenten nun zwei Fraktionen heraus. Die Angehörigen der einen Fraktion schätzten das aktivistische und paramilitärische Treiben in der Heidelberg SA, sie taten sich dort mit radikalisierten Kleinbürgern zusammen, mit denen sie das Kampferlebnis teilten. Sie protestierten gegen das "Hochgeistige" und Lebensfremde der Akademiker. Eine andere Fraktion zielte eher auf Karriere und Führertum, sie übernahm in den "Kampfjahren" die Führung. (Giovannini S. 66)

Bei den Studentenschaftswahlen im Sommer 1929, zu der die NSDStB-Hochschulgruppe zehn Kandidaten aufgestellt hatte, gelang ihr der Durchbruch, alle zehn Kandidaten wurden gewählt. Zusammen mit den Großdeutschen und einer freistudentischen Gruppe stellten sie nun den AStA. Das Klima an der Universität wurde nun rabiater, es wurden Veranstaltungen konkurrierender Gruppen gesprengt, in der studentischen Presse erschienen provozierende Artikel.


Bei den Wahlen 1930 zur Studentenschaft errang der Heidelberger NSDStB 17 Mandate und verwies damit die Großdeutschen auf den zweiten Platz. Allerdings hatte auch das republikanisch-demokratische Lager noch zahlreiche Anhänger. Damit war Heidelberg eine Ausnahme unter den deutschen Universitäten, zumal sich die meisten Professoren mit politischen Äußerungen zurückhielten.