Beate Weber-Schuerholz

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Beate Weber, 25.01.2006, Neckarsulm (Germany), Wahlkampfveranstaltung zum "Politischen Aschermittwoch"

Beate Weber (* 1943 in Reichenberg, Tschechoslowakei, 1938 besetzt; heute: Liberec, Tschechien [früher deutschsprachiges Gebiet Böhmen]), Lehrerin, war von 1990 bis 2006 Oberbürgermeisterin von Heidelberg (Wiederwahl 1998).

Leben

Sie erlebte ihre Kindheit in Heidelberg und die Schulzeit in Mülheim, Essen und Dortmund. Danach studierte sie von 1963 bis 1966 Russisch und Englisch am Dolmetscherinstitut der Universität Heidelberg und dann bis zum Examen 1968 Englisch und Soziologie an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.

Sie ist geschieden und hat eine Tochter.

Lehrerin und Stadträtin in Heidelberg

Nach dem Studium wurde sie in Rohrbach/Hasenleiser an der Internationalen Gesamtschule Lehrerin. 1970 trat sie an ihrem Wohnort, dem Stadtteil Handschuhsheim, der SPD bei. Von 1975 bis 1985 war sie als Stadträtin im Heidelberger Gemeinderat vor allem ....

Abgeordnete im Europaparlament

Von 1979 bis 1990 wurde sie von der SPD als Kandidatin für die erste direkte Europawahl aufgestellt und im Wahlkreis Heidelberg wiederholt als Abgeordnete in das Europäische Parlament gewählt (MdE). Dort wurde sie Vorsitzende des Ausschusses für Umweltfragen, Gesundheits- und Verbraucherschutz (1979 bis 1984 als stellvertretende Vorsitzende und von 1984 bis 1989 als Vorsitzende).

Oberbürgermeisterin von Heidelberg

1990 und 1998 wurde sie für jeweils acht Jahre zur Oberbürgermeisterin von Heidelberg gewählt.Sie war die erste Frau in dieser Position in Baden-Württemberg und bundesweit eine der ersten Frauen in einer solchen Position.Ihr Vorgänger Zundel wettete eine Kiste Rotwein, dass unter Weber die Stadt innerhalb von drei Jahren pleite sein würde. Er verlor die Wette.

Innerhalb der SPD war sie von 1975 bis 2001 Mitglied und stellvertretende Vorsitzende des Bundesparteirats und von 1994 bis 2002 Landesvorsitzende der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) von Baden-Württemberg. Als Oberbürgermeisterin war sie in vielen Gremien z. B. des Städtetags auf Landes- und Bundesebene nicht nur Mitglied sondern als Ideengeberin und Führungsperson aktiv.

Im Unterschied zur Zeit ihres Vorgängers Zundel setzte sich Weber für den Ausbau des ÖPNV, vor allem der Straßenbahnen, ein. Zum erstenmal seit 50 Jahren wurde in Heidelberg eine neue Straßenbahnlinie gebaut, in den größten Stadteil Kirchheim.

Die Stärkung der Stadtteile innerhalb der demokratischen Strukturen einer Stadt wurde von ihr konsequent fortgesetzt bzw. vorangebracht. In den Stadtteilen wurden Bürgerämter eingerichtet. Das Konzept des Bürgeramts sieht vor, dass der Bürger eine wohnortnahe Verwaltung hat mit einem Ansprechpartner für Behördenangelegenheiten, die früher auf verschiedene Ämter in der Stadt verteilt waren. Bsp. Personalausweis, Müll, KFZ-Zulassung, Lohnsteuerkarte usw. Ein Bürgeramt bündelt diese Behördengänge zentral vor Ort, hat großzügige Offnungszeiten und kurze Wartezeiten für die Bürgerin.Nach ihrer Amtszeit kritisierte Weber ihren Nachfolger Würzner in Sachen Bürgerbeteiligung: "Dafür haben wir kein Konzept entwickelt, wir haben es einfach gemacht"

Als Oberbürgermeisterin setzte sich Beate Weber sehr dafür ein, dass Heidelberg zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wird. 1996 fällte sie den Beschluss, dass sich Heidelberg darum bewirbt. 1998 setzte die deutsche Kultusministerkonferenz (KMK) Heidelberg auf die vorläufige Liste deutscher Bewerber. 2003 sendete Beate Weber den Antrag zur freiwilligen Vorprüfung zur UNSECO. Nach dem die Vorprüfung erfolgreich bestanden wurde, stellten Beate Weber und der baden-württembergische Wirtschaftsminister Dr. Walter Döring den offiziellen Nominierungsantrags.

Allerdings gab es auch Misserfolge: Die im Wahlkampf 1998 unter dem Titel „Stadt am Fluss“ propagierte Uferpromenade am Neckar entlang, um die Altstadt wieder an den Fluss zu bringen, konnte auch von ihrem Nachfolger noch nicht verwirklicht werden.

Weltbürgerschaftliches Engagement

Seit 2006 ist sie Mitglied und seit 2007 stellvertretende Vorsitzende des World Future Councils (einer Gründung von Jakob von Uexkülls in Hamburg und andernorts) als Gemeinschaft globaler FürsprecherInnen für die Interessen zukünftiger Generationen.

Seit 2008 ist sie Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft der Freunde des Weizmann-Instituts e. V., einem multidisziplinären Institut für Forschung und Ausbildung in Rehovot, Israel. Rehovot ist eine Partnerstadt Heidelbergs.

Sie unterstützt außerdem ein Aids-Waisenprojekt im südafrikanischen Swaziland und ist seit 2009 Gründungsstifterin der Bürgerstiftung Heidelberg.

Auszeichnungen

  • 1996 - Frau des Jahres (Mona Lisa/ZDF)
  • 1999 - Freeman der City of London
  • 2006 - Chevalier de la Légion d’Honneur (Ritter der Ehrenlegion, Frankreich)
  • Ehrenbürgerin der südafrikanischen Stadt Heidelberg (Provinz Gauteng, zwischen Johannesburg und Durban)
  • 2007 - Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
  • 2007 - mit anderen Deutscher Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Werke

Beate Weber hat veröffentlicht:

  • Im Wurzelwerk der Demokratie - ausgewählte Reden einer Oberbürgermeisterin 1990 - 2006. Heidelberg : Mattes, 2006, 242 S. ISBN 978-3-930978-99-1
  • Menschenorientierung und Effizienz als Herausforderung für kommende Politik. Kassette [Tonträger], Münsterschwarzach : Vier-Türme-Verl., 1997. ISBN 3-89680-098-1
  • Die EG-Umweltpolitik. Bonn, Gruppe d. SPD-Abgeordneten in d. Sozialist. Fraktion d. Europ. Parlaments, 1989. 41 S.
  • Die EG-Verbraucherpolitik. Gruppe d. SPD-Abgeordneten in d. Sozialist. Fraktion d. Europ. Parlaments, 1989
  • Umweltpolitik in der Europäischen Gemeinschaft. Bonn, Gruppe d. SPD-Abgeordneten in d. Sozialist. Fraktion d. Europ. Parlaments, 1983
  • Dicke Luft in Europa. Aufgaben u. Probleme d. europ. Umweltpolitik. (als Mitherausgeberin) Heidelberg, Müller Jur. Verlag, 1988. ISBN 3-8114-0688-4

Literatur

  • Ilona Scheidle: Heidelbergerinnen, die Geschichte schrieben. Frauenporträts aus fünf Jahrhunderten. Verlag Diederichs, 2006. ISBN 3720528502 (S. 168–185)
  • Karl-Horst Möhl: „Die Rote Beate“ – 100 Karikaturen, ISBN 3-9810122-7-5 (Möhl war lange der Karikaturist der Rhein-Neckar-Zeitung, der Lokalzeitung, die ihre OB-Zeit kommentierte)
  • Ina Hochreuther: Frauen im Parlament. Südwestdeutsche Abgeordnete seit 1919. Theiss, Stuttgart, 1992, ISBN 3-8062-1012-8. S. 232-233

Weblinks