Georg Gottfried Gervinus: Unterschied zwischen den Versionen

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(richtige Schreibweise, eigentlich das "Meesersche Haus")
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Nach einer Buchhändlerlehre in Bonn und einer kaufmännischen Ausbildung in Darmstadt studierte Gervinus von 1825 bis 1827  an der Universität Gießen Geschichte, Philologie und Philosophie, dann von 1827 bis 1829  an der [[Universität Heidelberg]] Geschichte (bei [[Friedrich Christoph Schlosser]]), Philologie und Philosophie. 1835 erhielt er eine außerordentliche Professur in Heidelberg für Geschichte und Literatur, im folgenden Jahr wurde er als ordentlicher Professor nach Göttingen berufen. 1837  wurde Gervinus als Mitunterzeichner der Protestation gegen die durch König Ernst August II. aufgehobene Hannover'sche Verfassung ausgewiesen (Stichwort „Göttinger Sieben“). In dieser Zeit entstand sein wichtigstes Werk ''Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen''. 1844 wurde er  Honorarprofessor für Literaturgeschichte an der Universität Heidelberg. Im Mai 1847 wurde er Chefredakteur der von [[Karl Mathy]] und [[Friedrich Daniel Bassermann]] begründeten ''Deutschen Zeitung'' in Heidelberg.  
Nach einer Buchhändlerlehre in Bonn und einer kaufmännischen Ausbildung in Darmstadt studierte Gervinus von 1825 bis 1827  an der Universität Gießen Geschichte, Philologie und Philosophie, dann von 1827 bis 1829  an der [[Universität Heidelberg]] Geschichte (bei [[Friedrich Christoph Schlosser]]), Philologie und Philosophie. 1835 erhielt er eine außerordentliche Professur in Heidelberg für Geschichte und Literatur, im folgenden Jahr wurde er als ordentlicher Professor nach Göttingen berufen. 1837  wurde Gervinus als Mitunterzeichner der Protestation gegen die durch König Ernst August II. aufgehobene Hannover'sche Verfassung ausgewiesen (Stichwort „Göttinger Sieben“). In dieser Zeit entstand sein wichtigstes Werk ''Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen''. 1844 wurde er  Honorarprofessor für Literaturgeschichte an der Universität Heidelberg. Im Mai 1847 wurde er Chefredakteur der von [[Karl Mathy]] und [[Friedrich Daniel Bassermann]] begründeten ''Deutschen Zeitung'' in Heidelberg.  


In Heidelberg erwarb Gervinus um 1840 an  der Neuenheimer Landstraße ein Grundstück mit einer Gastwirtschaft und einem verlassenen Steinbruch, auf dem er eine Villa errichten ließ ([[Neuenheimer Landstraße (Heidelberg)|Neuenheimer Landstraße]] 38) die er jedoch bereits drei Jahre später bereits an [[Karl Theodor Welcker]] verkaufte, während er selbst  mit seiner Frau erst die [[Villa Messer]] (Neuenheimer Landstraße 2) bezog, dann die [[Villa Fallenstein]] ([[Ziegelhäuser Landstraße (Heidelberg)|Ziegelhäuser Landstraße]] 2), um dann von 1860 bis zu seinem Tod 1871 in der Anlage 5 (heute [[Friedrich-Ebert-Anlage (Heidelberg)|Friedrich-Ebert-Anlage]]) zu wohnen.<ref>Michael Buselmeier, ''Literarische Führungen  durch Heidelberg'', S. 92</ref>  
In Heidelberg erwarb Gervinus um 1840 an  der Neuenheimer Landstraße ein Grundstück mit einer Gastwirtschaft und einem verlassenen Steinbruch, auf dem er eine Villa errichten ließ ([[Neuenheimer Landstraße (Heidelberg)|Neuenheimer Landstraße]] 38) die er jedoch bereits drei Jahre später bereits an [[Karl Theodor Welcker]] verkaufte, während er selbst  mit seiner Frau erst die [[Villa Meeser]] (Neuenheimer Landstraße 2) bezog, dann die [[Villa Fallenstein]] ([[Ziegelhäuser Landstraße (Heidelberg)|Ziegelhäuser Landstraße]] 2), um dann von 1860 bis zu seinem Tod 1871 in der Anlage 5 (heute [[Friedrich-Ebert-Anlage (Heidelberg)|Friedrich-Ebert-Anlage]]) zu wohnen.<ref>Michael Buselmeier, ''Literarische Führungen  durch Heidelberg'', S. 92</ref>  


1848 wurde Gervinus Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung, zunächst im ''Vorparlament'', dann vom  18. Mai bis 31. Juli 1848  Abgeordneter für Wanzleben. Nach dem Scheitern der Revolution setzte Gervinus, anders als die meisten anderen Vertreter der Nationalliberalen, seine Hoffnungen auf den Vierten Stand. 1853 wurde er  wegen  Publikationen wie der ''Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts'' vom Mannheimer Hofgericht wegen Hochverrats zu zwei Monaten Festungshaft verurteilt, danach aus dem Universitätsdienst entlassen. Das Urteil wurde kurz darauf vom Oberhofgericht in Mannheim für nichtig erklärt, die Anklage aus nicht genannten Gründen zurückgezogen.  
1848 wurde Gervinus Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung, zunächst im ''Vorparlament'', dann vom  18. Mai bis 31. Juli 1848  Abgeordneter für Wanzleben. Nach dem Scheitern der Revolution setzte Gervinus, anders als die meisten anderen Vertreter der Nationalliberalen, seine Hoffnungen auf den Vierten Stand. 1853 wurde er  wegen  Publikationen wie der ''Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts'' vom Mannheimer Hofgericht wegen Hochverrats zu zwei Monaten Festungshaft verurteilt, danach aus dem Universitätsdienst entlassen. Das Urteil wurde kurz darauf vom Oberhofgericht in Mannheim für nichtig erklärt, die Anklage aus nicht genannten Gründen zurückgezogen.  

Version vom 24. Dezember 2016, 12:17 Uhr

Georg Gottfried Gervinus (*20. Mai 1805 in Darmstadt, † 18. März 1871 in Heidelberg) war Kaufmann, Buchhändler, Literaturhistoriker, Historiker, und Politiker (nationalliberal).

Nach einer Buchhändlerlehre in Bonn und einer kaufmännischen Ausbildung in Darmstadt studierte Gervinus von 1825 bis 1827 an der Universität Gießen Geschichte, Philologie und Philosophie, dann von 1827 bis 1829 an der Universität Heidelberg Geschichte (bei Friedrich Christoph Schlosser), Philologie und Philosophie. 1835 erhielt er eine außerordentliche Professur in Heidelberg für Geschichte und Literatur, im folgenden Jahr wurde er als ordentlicher Professor nach Göttingen berufen. 1837 wurde Gervinus als Mitunterzeichner der Protestation gegen die durch König Ernst August II. aufgehobene Hannover'sche Verfassung ausgewiesen (Stichwort „Göttinger Sieben“). In dieser Zeit entstand sein wichtigstes Werk Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen. 1844 wurde er Honorarprofessor für Literaturgeschichte an der Universität Heidelberg. Im Mai 1847 wurde er Chefredakteur der von Karl Mathy und Friedrich Daniel Bassermann begründeten Deutschen Zeitung in Heidelberg.

In Heidelberg erwarb Gervinus um 1840 an der Neuenheimer Landstraße ein Grundstück mit einer Gastwirtschaft und einem verlassenen Steinbruch, auf dem er eine Villa errichten ließ (Neuenheimer Landstraße 38) die er jedoch bereits drei Jahre später bereits an Karl Theodor Welcker verkaufte, während er selbst mit seiner Frau erst die Villa Meeser (Neuenheimer Landstraße 2) bezog, dann die Villa Fallenstein (Ziegelhäuser Landstraße 2), um dann von 1860 bis zu seinem Tod 1871 in der Anlage 5 (heute Friedrich-Ebert-Anlage) zu wohnen.[1]

1848 wurde Gervinus Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung, zunächst im Vorparlament, dann vom 18. Mai bis 31. Juli 1848 Abgeordneter für Wanzleben. Nach dem Scheitern der Revolution setzte Gervinus, anders als die meisten anderen Vertreter der Nationalliberalen, seine Hoffnungen auf den Vierten Stand. 1853 wurde er wegen Publikationen wie der Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts vom Mannheimer Hofgericht wegen Hochverrats zu zwei Monaten Festungshaft verurteilt, danach aus dem Universitätsdienst entlassen. Das Urteil wurde kurz darauf vom Oberhofgericht in Mannheim für nichtig erklärt, die Anklage aus nicht genannten Gründen zurückgezogen.

1863 wurde Gervinus auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Zwei Monate nach der Proklamation des Deutschen Kaiserreichs starb er 1871. Das Grab befindet sich auf dem Heidelberger Bergfriedhof (Lit H). Neben Gervinus ist dort seine Ehefrau Victorie Gervinus, geb. Schelver (1820 - 1893) bestattet.

Zur Erinnerung an Gervinus wurde eine Gedenktafel in der Friedrich-Ebert-Anlage 5 (dort hatte erzuletzt gewohnt) angebracht.

Schriften

  • Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen, 1835 - 1845
  • Einleitung in die Geschichte des 19. Jahrhunderts, 1853


Literatur

  • Michael Buselmeier, Literarische Führungen durch Heidelberg. eine Kulturgeschichte im Gehen, 4. überarbeitete und erweiterte Auflage, Wunderhorn, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-88423-545-4
  • Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof im Wandel der Zeit, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2008, S. 177

Einzelnachweise

  1. Michael Buselmeier, Literarische Führungen durch Heidelberg, S. 92

Weblinks