Internierungslager Gurs

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Das Konzentrationslager Gurs war zunächst ein Internierungslager in Gurs, einem 1940 im noch unbesetzten Teil Frankreichs gelegenen Ort nahe den Pyrenäen, heute im Departement Pyrénées-Atlantique. Am Ende des Spanischen Bürgerkriegs wurde es unter der Regierung von Édouard Daladier vom 15. März bis 25. April 1939 eingerichtet, um fliehende Kriegsteilnehmer zu internieren. Zum Beginn des 2. Weltkriegs wurden dort Ausländer inhaftiert, die im Verdacht standen die Achsenmächte zu unterstützen. Nach der Niederlage, datiert durch den Waffenstillstand vom 22. Juni 1940, wurden hier jüdische Ausländer verschiedener Nationalitäten festgehalten, die neben Franzosen vom NS-Regime aus den von ihm besetzten Gebieten deportiert wurden. Im Kriegsverlauf wurden durch die französischen Behörden andere Häftlingsgruppen hierher deportiert. U. a. auch wieder Spanien-Kämpfer aus anderen inzwischen geschlossenen Lagern. Nach der Befreiung von den deutschen Besatzern wurden noch Kriegsgefangene und Kollaborateuere hier gefangen gehalten. Etwa 64.000 Personen waren insgesamt hier interniert , davon starben im Lager 1 072 bis zur Schließung des Lagers im August 1944. Einigen wenigen Badenern gelang ab 1941 vermittelt über internationale Hilfsorganisationen und persönliche Kontakte von dort die Emigration in für sie sichere Länder, z. B. in Lateinamerika oder den USA. Allerdings starben Tausende nach der Auslieferung an die NS-Behörden und den Weitertransport durch diese Vom KZ Gurs aus wurden die meisten der dann noch Lebenden 1942 auf Betreiben der Petain-Regierung bei Paris an die deutsche Besatzungsmacht übergeben und in Zügen in die Vernichtungslager, vor allem in das KZ Auschwitz-Birkenau und das KZ Sobibor, weiter deportiert und dort ermordet.

Daran erinnert u. a. ein Gedenkstein auf dem Bergfriedhof in Heidelberg und eine französische nationale Gedenkstätte in Gurs.

Ein Überlebender berichtet in Heidelberg

Am 20. Oktober 2009 berichtete im Gemeindehaus an der Friedenskirche in Heidelberg-Handschuhsheim der 80jährige Kurt Salomon Maier. Herr Maier ist der letzte lebende Zeitzeuge der Deportationen aus Baden. Er wurde am 4. Mai 1930 in Kippenheim als zweiter Sohn des Kaufmanns Siegfried Maier und dessen Frau Charlotte Maier, geb. Auerbacher, geboren. Bis 1938 besuchte er die Volksschule in Kippenheim und anschließend die jüdische Schule in Freiburg im Breisgau. Im Oktober 1940 erfolgte die Zwangsdeportierung seiner Familie mit den anderen Badenern ins Camp de Gurs. Ein halbes Jahr später wurde ihm die Auswanderung über Marseille und Casablanca nach New York ermöglicht (Ankunft am 9. August 1941). Nach dem Militärdienst bei der 2. Panzerdivision der amerikanischen Armee in Baumholder im Hunsrück (1952 bis 1954) studierte er in New Yorck und Deutschland deutsche Literatur und Geschichte. Er wurde Hochschullehrer und publizierte verschiedene Schriften über deutsche Literatur. Bekannt wurde sein Buch über seinen Arbeitsplatz: "The Library of Congress" (2000). Bei Reisen nach Deutschland stellt er sich in Vorträgen immer wieder als Zeitzeuge für deutsche Jugendliche zur Verfügung.

Eindrücklich die Szene am 22. Oktober 1940, wie seine Großeltern im Morgengrauen vor ihm auf dem Hof stehen. In den Händen jeweils einen Kopfkissenbezug mit Kleidungsstücken. Oder der Hunger in Gurs, wo es fast nichts gab: Gerstenkaffee und Rübensuppe mit einem Bröckchen Pferdefleisch aus verrosteten Blechbüchsen als Tellerersatz.

Auch Kurt Salomon Maier weist auf die Bedeutung des Mahnmals in Neckarzimmern hin, wo es noch keinen Stein aus Heidelberg gibt.

Wagner-Bürckel-Aktion

Die Deportation der Juden aus Baden im Jahr 1940:
Über 5600 deutsche Juden aus Baden, zusammen mit 900 Juden aus der Pfalz und dem Saarland wurden am 22. Oktober 1940 auf Betreiben des badischen SS-Gauleiters Robert Wagner und des pfälzischen SS-Chefs Joseph Bürckel nach Gurs deportiert. Polizisten und Bahnler haben dabei mitgeholfen. Viele Einwohner haben zunächst weggesehen. Einige haben sich an dem Eigentum der Deportierten bereichert. Nach den Gauleitern wird diese Deportation auch Wagner-Bürckel-Aktion genannt. Diese beiden brüsteten sich dann damit, dass der "Gau Baden" als erster in Deutschland "judenfrei" sei.

Erinnerung in Neckarzimmern

Das Mahnmal für die deportierte Juden aus Baden:

Am 23. Oktober 2005 wurde die Gedenkstätte an die Deportation in Neckarzimmern (Neckar-Odenwald-Kreis) eingeweiht, Grundsteinlegung war am 24. Oktober 2005 in der Tagungsstätte der Evangelischen Jugend in Baden.

Literatur

  • Diana Deutsch: Der letzte Überlebende von Gurs: Ein Visum rettete ihm das Leben. In der RNZ vom 23. Oktober 2009, S. 5

Weblinks

  • www.christen-und-juden.de/html/gurs.htm zur Deportation nach Gurs
  • www.mahnmal-projekt.de/ das ökumenische badische mahnmal-projekt seit 2002 (Auch Luftbild)
    • www.ekiba.de/editorial_5673.htm Evangelische Landeskirche Baden zur Grundsteinlegung
    • www.mahnmal-projekt.de/geschichte/orte.html Die Orte, aus denen Einwohner jüdischen Glaubens deportiert wurden und ihre Anzahl (Nach der vom Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden der Stadt Karlsruhe zur Verfügung gestellte Deportiertenliste, sowie die Deportiertenliste in: GEDENKE, von L. Bez, Freundetal/J. Grosspietsch, Sulzburg.)