Jüdische Friedhöfe Essingen: Unterschied zwischen den Versionen

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Bei [[Landau in der Pfalz, Stadt|Landau]]. Zufahrt/-wege von Norden über die [[B 9]] und [[B 272]]. Dann über die Innerortsstraßen in [[Essingen]].
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== Literatur==
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* Hermann Arnold: ''Von den Juden in der Pfalz.'' Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften Speyer, Bd. 56, Speyer, 1967, 144 S. (Enthält u.a. die Geschichte des Alten jüd. Friedhofs in Essingen)
* Hermann Arnold: ''Von den Juden in der Pfalz.'' Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften Speyer, Bd. 56, Speyer, 1967, 144 S. (Enthält u.a. die Geschichte des Alten jüd. Friedhofs in Essingen)

Aktuelle Version vom 6. Oktober 2024, 13:39 Uhr

In Essingen exisitieren zwei jüdische Friedhöfe.

Der Alte Friedhof ist mit 85,87 ar der flächenmäßig größte jüdische Friedhof der Pfalz.

Laut einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1928 war der alte jüdische Friedhof zu diesem Zeitpunkt etwa 1000 Jahre alt und hatte etwa 5000 Gräber. Belegt sind etwa 1.700 Grabsteine.

Im Osten des Friedhofs befindet sich eine Anhöhe, die im Volksmund „Berg Sinai“ genannt wird. Ob es sich bei dieser Erhebung um die 1761 erfolgte Aufschüttung handelt oder um die letzten Spuren eines zerstörten Gehöfts ist nicht nachvollziehbar.

Eine Inschrift am Eingang nennt das Jahr 1618. Dokumente hierfür gibt es nicht. Der älteste bekannte Grabstein stammt aus dem Jahr 1647. Dass er älter ist, belegt allerdings ein Rechtsstreit , den es 1707 gab. Damals wurde reklamiert dass seit etwa 50 Jahren Gräber zu nahe an einer vorbeiführenden Straße angelegt werden. Das war möglich weil die Straße während des Dreißigjährigen Krieges nicht gepflegt wurde. Als die Straße instandgesetzt werden sollte, waren die Gräber ein Problem. Man einigte sich auf einen Vergleich. Die Straße wurde ein Stück weit verlegt, die jüdische Gemeinde zahlte einen Ausgleichsbetrag.

Die zuständigen Friedhofsvorsteher wurden von den Eigentümern des Dorfs, der Familie von Dalberg, bestellt. Namentlich bekannt sind 1747-1761 Isaac Sallomon und 1791 Lipmann Simon.

1761 wurde der Friedhof mit Sand aufgefüllt um eine weitere Schicht Gräber zu ermöglichen. 1797 kam es zu Beschwerden, weil ein paar Essinger Bürger den Friedhof als Steinquelle missbrauchten und sogar einen Transportweg auf diesem anlegten. Die jüdsche Gemeinde erhielt die Erlaubnis den Friedhof zu bewachen.

Eine Erweiterung, bei welcher auch das heute noch existierende Eingangstor entstand, erfolgte 1841. Aus diesem Jahr stammt auch eine neue Friedhofsordnung. Deren Verfasser sind auf dem Eingangstor namentlich genannt.

Bis Mitte des 19. Jahrhunderst war der Essinger Friedhof Begräbnisstätte für die Juden eines weiteren Umkreises, bis nach und nach in anderen Orten jüdische Friedhöfe entstanden. Bei einer Erhebung im Jahr 1821 waren es Altdorf, Arzheim, Bellheim, Böbingen, Böchingen, Burrweiler, Diedesfeld, Duttweiler, Edenkoben, Essingen, Freimersheim, Freisbach, Gommersheim, Herxheim (Landau), Hambach, Kirrweiler, Leimersheim, Kuhardt, Lingenfeld, Nieder-und OberLustadt, Maikammer, Schwegenheim, Sondernheim, Weingarten, Westheim, und (Bis 1826) Rülzheim

Verbotswidrig wurden auch Juden aus Germersheim in Essingen bestattet, da die jüdischen Familien Miteigentümer des Essinger Friedhofs waren und somit anders als üblich keine Gebühren zahlen mussten.

Verwaltet wurde der Friedhof von einer Kommission, welche auch für die Instandhaltung zuständig war.

1869 wurde auf der gegenüberliegenden Straßenseite der neue jüdische Friedhof angelegt. Er hat eine Gesamtfläche von 24,28 ar.

Im Februar 1928 kam es auf dem alten Friedhof durch zwei angetrunkene junge Männer zu einem Vandalismus in größerem Umfang: 43 Grabsteine wurden umgeworfen, zum Teil schwer beschädigt.Eine politische Motivation wurde bei der Gerichtsverhandlung ausgeschlossen. Die beiden Täter erhielten Haftstrafen von 10 beziehungsweise 6 Wochen.

1946 fand mit einer Kindesbestattung für lange Zeit die letzte Beisetzung auf dem neuen jüdischen Friedhof statt. Zuletzt wurden 1999 zwei Frauen in einem älteren Familiengrab bestattet.

Probleme bereitet das zunehmende Absinken des Bodens im Süden des Friedhofs, wo der Boden zu nass ist. Dadurch werden die hier befindlichen Grabsteine in Mitleidenschaft gezogen, deren Zerstörung droht.

Zerstörungen gab es auch mehrfach in den 1980er Jahren durch Vandalismus. Auf beiden Friedhöfen kam es auch zu kleineren Schäden durch das Abhalten von Lagerfeuern. Eindeutig antisemitischer Motivation war eine weitere Schändung im September 2013. Der oder die Täter konnten nicht ermittelt werden.

2022 wurde eine Gedenktafel für die Opfer des Nationalsozialmus angebracht

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Landau. Zufahrt/-wege von Norden über die B 9 und B 272. Dann über die Innerortsstraßen in Essingen.

„Jüdische Friedhöfe Essingen” auf der Karte

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Arnold: Von den Juden in der Pfalz. Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften Speyer, Bd. 56, Speyer, 1967, 144 S. (Enthält u.a. die Geschichte des Alten jüd. Friedhofs in Essingen)
  • Bernhard Kukatzki, Mario Jacoby: Der alte jüdische Friedhof in Essingen. Schifferstadt und Oettingen i.Bay. 1993 (Selbstverlag), 44 S.
  • Bernhard Kukatzki: Juden in Böchingen. Spuren ihrer Geschichte 1548 – 1940. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz (Hrsg.). Landau, 1996, 112 S. (mit Belegungsliste, Fotos aus Essingen)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]