Konzentrationslager Osthofen

Das Konzentrationslager Osthofen in Osthofen bei Worms (Rheinland-Pfalz) bestand in Gebäuden einer ehemaligen Papierfabrik vom 6. März 1933 bis Juli 1934. Opfer der SA und SS waren in erster Linie Kommunisten, aber auch Sozialdemokraten, Gewerkschafter. Die Haftdauer betrug in der Regel 4 bis 6 Wochen, in Einzelfällen dauerte sie bis zu einem Jahr. Mindestens 3.000 Häftlinge waren insgesamt in diesem Konzentrationslager in dieser Zeit vorübergehend gefangen. Die regionale Presse berichtete ab Mai 1933 in fast gleich lautenden Berichten von der Einrichtung des Konzentrationslagers. Es war also nicht geheim. Die Zustände im KZ wurden in den Berichten allerdings stark verharmlost.

Zum 1. Mai 1933 ordnete der Staatskommissar für das Polizeiwesen im Volksstaat Hessen, Werner Best, die Schaffung eines Konzentrationslagers für den Volksstaat in Osthofen an. Damit sollte den illegalen Lagern der SA ein Rahmen gegeben werden. Ehrenamtlicher KZ-Lagerleiter war der in Osthofen gebürtige SS-Sturmbannführer Karl d’Angelo. Wächter waren zu Hilfspolizisten ernannten SS- und SA-Männern aus Worms und seiner Umgebung. Best hatte damit eines der ersten regulären staatlichen KZ im Deutschen Reich geschaffen und gleichzeitig die Bekämpfung der Gegner des NS-Regimes seiner neu geschaffenen politischen Landespolizei unterstellt.

Alle Häftlingen wurden anschließend von der Gestapo beobachtet, wiederholt verhaftet und verhört und einige kamen später erneut in andere Konzentrationslager.


Im Herbst 1933 wurde Dr. Best als Landes-Polizeipräsident abgesetzt. Als im Mai 1934 der Reichsführer der SS und zugleich bayerischer Polizeichef Heinrich Himmler den Dachauer KZ-Kommandanten Theodor Eicke beauftragte, die bestehenden Konzentrationslager umzuorganisieren, wurde das Konzentrationslager Osthofen im Juli 1934 als eines der letzten "frühen KZ" aufgelöst. Damals waren noch 84 Personen aus Hessen in der so genannten „Schutzhaft“ in der Hand der SA- und SS-ler.

Literarisches ZeugnisBearbeiten

Anna Seghers schrieb in ihrem im Pariser Exil geschriebenen und in Mexiko 1942 erstmals veröffentlichten Roman "Das siebte Kreuz" über die Flucht von sieben Häftlingen aus dem KZ. Seghers zeichnete ein authentisches Bild der Gesellschaft in den 1930er Jahren unter dem NS-Regime. Im Roman heißt das Lager nur wenig verfremdet „Westhofen“ (sollte aber nicht mit dem Ortsteil verwechselt werden). Seghers war in Mainz geboren.

Verein und GedenkstätteBearbeiten

Der Verein “Förderprojekt Osthofen” und die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz haben in den Räumen des ehem. Konzentrationslagers eine Gedenkstätte mit der Dauerausstellung “ Die Zeit des Nationalsozialismus in unserem Land” eingerichtet. Seit 1994 werden systematisch Dokumente aus Archiven, Fotos, Zeitzeugenberichte (schriftlich und/oder als AV-Medien), Mikrofilme und Mikrofiche gesammelt. Im Jahr 1996 wurde hierfür das Dokumentationszentrum eingerichtet. Mit der Eröffnung einer ersten Dauerausstellung im November 1996 wurde ein erster Schritt in die Öffentlichkeit unternommen.

AdresseBearbeiten

Gedenkstätte KZ Osthofen
Ziegelhüttenweg 38
67574 Osthofen
e-mail: : info (at) projektosthofen-gedenkstaette.de

AnfahrtBearbeiten

Mit der Bahn
Nahverkehrszüge der Kursbuchstrecke 660 Mannheim-Mainz. Am Bahnhof Osthofen in nördlicher Richtung (Richtung Mainz) 3 Minuten Fußweg zur Gedenkstätte, die sich links hinter dem Bahnübergang befindet.
Mit dem Auto
An der Abfahrt “Gundersheim/Westhofen/Osthofen” der A 61 (Speyer-Köln) über Westhofen nach Osthofen. Von hier aus der türkisfarbenen Beschilderung “zur Gedenkstätte” folgen.

LiteraurBearbeiten

  • Ralph Erbar: Das Konzentrationslager Osthofen. In: Denk-mal! Denkmäler im Unterricht. Band 1: Allgemeine Denkmäler. Bad Kreuznach, 1997, S. 263-280 (Information des Pädagogischen Zentrums Rheinland-Pfalz 4/97; ISSN 0938-748X )

WeblinksBearbeiten