Richard Benz

Aus dem Rhein-Neckar-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Richard Benz

Richard Benz (* 12. Juni 1884 in Reichenbach/Vogtland, † 9. November 1966 in Heidelberg) war Germanist, Kulturhistoriker und Essayist.

Leben und Wirken

Sein Vater war Edmund Benz (lutheranischer Pfarrer, 1889 Hofprediger in Dresden, 1890 Superintendent und Konsistorialrat an der Frauenkirche Dresden).

Ab 1889 besuchte Benz in Dresden das Gymnasium zum heiligen Kreuz, er erhielt dort am 14. März 1902 das Reifezeugnis.

Ab dem Sommersemester 1902 studierte er Philosophie und Literaturgeschichte an der Universität Heidelberg (unter anderen bei Henry Thode), ab dem Wintersemester 1903/1904 in Leipzig, im Sommersemester 1904 in München.

Während seines Studienaufenthalts in Heidelberg gründete Benz am 13. Dezember 1902 den Hebbelvereins zusammen mit Emil Alfred Herrmann, Franz Ludwig Hörth und Ernst Leopold Stahl. Man veranstaltete Theateraufführungen, Rezitations- und Singabende am Friesenberg. Der Verein wurde 1908 aufgelöst.

Im März 1907 wurde Benz an der Universität Heidelberg bei Max von Waldberg zum Dr. phil. promoviert (Thema: "Märchendichtung der Romantik").

1907 lebte er in Freiburg/Breisgau.

1908 heiratete er Helene Kellner, die Tochter des Honorarkonsuls August Kellner († 19. Januar 1964). 1909 wurde die gemeinsame Tochter Ursula geboren.

Von 1910 bis 1919 wohnte Benz wieder in Heidelberg (Werrgasse 9).

1916 leistete er Kriegsdienst in der Postüberwachungsstelle Karlsruhe.

In den Jahren 1919 bis 1920 lebte er in Herrenalb (Nordschwarzwald).


Am 31. Juli 1927 hielt er begleitend zu den Heidelberger Festspielen in der Alten Aula der Universität Heidelberg einen vielbeachteten Vortrag zum Thema „Heinrich von Kleist und der romantische Gedanke“.

Im Januar 1934 wurde Benz Mitglied im Reichsverband deutscher Schriftsteller. Am 28. September 1935 wurde Geist und Reich von der Reichschrifttumskammer verboten.

1939 war Benz Mitglied im Marianne-Weber-Kreis

Im März 1943 wurde Benz als kriegsverwendungsfähig eingestuft. Oberbürgermeister Dr. Carl Neinhaus verwandte sich jedoch für ihn, weshalb er nicht eingezogen wurde.

Am 9. September 1947 hielt er in den Internationalen Ferienkursen der Universität Heidelberg den Vortrag „Heidelberg und die Romantik“. 1959 wurde er Honorarprofessor für deutsche Kulturgeschichte an der Universität Heidelberg. 1961 erschien sein viel gelesenes und oft zitiertes Buch Heidelberg – Schicksal und Geist.

1962 erblindete er.

Richard Benz ist auf dem Bergfriedhof in Heidelberg begraben.

Ehrungen und Mitgliedschaften

  • 1952 erhielt Benz das Bundesverdienstkreuz.
  • 9. Juni 1954: zum ordentlichen Mitglied der Philosophisch-Historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gewählt
  • 1954 wurde er Ehrenbürger von Heidelberg
  • 1957 erhielt er den Literaturpreis des Landes Nordrhein-Westfalen
  • 1959 erhielt Benz das Große Bundesverdienstkreuz.
  • 1976 erfolgte die Stiftung der Richard-Benz-Medaille der Stadt Heidelberg
  • Am 17. November 2016 gab es eine Erinnerungsveranstaltung für den Benz, ausgerichtet von den Freunden des Literaturhauses Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Geschichtsverein, im Museum Haus Cajeth, Haspelgasse 12

Schriften

  • Geist und Reich. Um die Bestimmung des Deutschen (Jena 1933)
  • Die deutsche Romantik, 1937
  • Mit Ulla Kossel: Ein hübsche histori von der küniglichen stadt troy, wie sie zerstoeret ward., Berlin 1938
  • Goethe und Beethoven, Stuttgart 1948 (Reclams Universal-Bibliothek Nr. 7512)
  • Lebens-Mächte und Bildungs-Welten meiner Jugend. Dresdener und Heidelberger Erinnerungen, Hamburg 1950 (Autobiographie bis 1914)
  • Mit Ursula Schleicher, Kleine Geschichte der Schrift als Schreibbüchlein schöner Schriften, Heidelberg 1956
  • Heidelberg – Schicksal und Geist, 1961
  • In Herausgeberschaft: Drei Deutsche Volksbücher, Köln und Olten 1969 (Die Bücher der Neunzehn, 177)
  • Jacobus a Voragine, Legenda aurea (deutsche Übersetzung von Richard Benz). Heidelberg 1979

Literatur

  • Friedrich Burschell, Erinnerungen 1889-1919, herausgegeben von Roland Krischke (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein 23), Ludwigshafen 1997
  • Michael Buselmeier, Richard Benz und die Verteidigung der Tradition, in: Sinn und Form. Beiträge zur Literatur. Herausgegeben von der Akademie der Künste, Heft 3/2004, S. 422, auch als Dankrede anlässlich der Verleihung der Richard-Benz-Medaille am 13. November 2003, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. X (2005/2006), S. 143-147
  • Hans-Georg Gadamer, Richard Benz, ein alter Heidelberger. Zur Wiederkehr seines Geburtstages, in: Rhein-Neckar-Zeitung vom 12. Juni 1984
  • Roland Krischke, Kurt Wildhagen 1871-1949. Der Weise von Heidelberg, Heidelberg 1997
  • Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten, Heidelberg 1992, S. 87f.
  • Arthur von Schneider, Walther Bulst (Hg.), Gegenwart im Geiste. Festschrift für Richard Benz, Hamburg 1954, mit Beiträgen von Emil Alfred Herrmann, Hermann Hesse, Hans Carossa, Robert Minder, Herbert Günther, Arthur von Schneider, Rudolf K. Goldschmit-Jentner, Hans-Georg Gadamer, Hans W. Gruhle, Walther Bulst, Marie Luise Kaschnitz, Paul Böckmann und Thrasybulos Georgiades
  • Julia Scialpi, Der Kunst- und Kulturrat für Baden 1918/19, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 149 (2001), S. 335-392
  • Julia Scialpi, Die Bibliothek des Heidelberger Schriftstellers Alfred Mombert (1872–1942), in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, VII (2002), S. 253-269
  • Julia Scialpi, Der Heidelberger Kulturhistoriker Richard Benz als Deuter der Romantik, in: Friedrich Strack (Hg.), 200 Jahre Heidelberger Romantik. (Heidelberger Jahrbücher 51/2007) Heidelberg 2008, S. 583–603
  • Julia Scialpi, Dem Geist verpflichtet in schöpferischem Sinn. Richard Benz (1884-1966). Eine Biographie, Phil. Diss., Heidelberg 2009
  • Julia Scialpi, Der Kulturhistoriker Richard Benz (1884-1966), Eine Biographie, (Buchreihe der Stadt Heidelberg, hg. v. Dr. Peter Blum, Bd. 14). Ubstadt-Weiher 2010 – Rezension: Heide Seele, in: Rhein-Neckar-Zeitung vom, 26. 8. 2010, S. 14
  • Ernst Leopold Stahl, Der Hebbelverein in Heidelberg. Die Geschichte einer literarischen Gesellschaft. Ein Rückblick auf seine Tätigkeit von 1902 bis 1908, Heidelberg 1911
  • Friedrich Strack (Hg.), 200 Jahre Heidelberger Romantik, mit Beiträgen zahlreicher Fachwissenschaftler. (Heidelberger Jahrbücher. 51/2007). Berlin, Heidelberg 2008
  • Justus H. Ulbricht, „Der Beethovendeutsche“ oder: Richard Benz als Erzieher (Exkurs in: „Meine Seele sehnt sich nach der Sichtbarkeit deutschen Wesens“. Weltanschauung und Verlagsprogramm von Eugen Diederichs im Spannungsfeld zwischen Neuromantik und ‚Konservativer Revolution‘, in: Gangolf Hübinger (Hg.), Versammlungsort moderner Geister. Der Eugen Diederichs Verlag – Aufbruch ins Jahrhundert der Extreme, München 1996, S. 344–346

Weblinks