Paul Bonatz

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Paul Michael Nikolaus Bonatz (* 6. Dezember 1877 in Solgne (Lothringen, heute Département Moselle, Frankreich); † 20. Dezember 1956 in Stuttgart) war ein im süddeutschen Raum und der Türkei zeitweise einflussreicher Architekt. Dem Abitur in Hagenau folgte das Studium an der Technischen Hochschule München. Er wird in der Architektur später zu den Hauptvertretern der Stuttgarter Schule (erste Hälfte 20. Jhdt.) gezählt.

1943/44 verließ er Deutschland und ging in die Türkei. Später schrieb er das auch seiner Furcht vor dem deutschen Gigantismus zu. In der Nachkriegszeit wurde aber auch gefragt, wie weit Bonatz im Banne des "Zyklopenstils" der Bismarcktürme und Nationaldenkmäler des ausgehenden Kaiserreichs stand? Kann er als ein Vordenker, ein Wegbereiter für die hypertrophe Naziarchitektur, die sein sechstes und siebentes Lebensjahrzehnt dominierte (Bau der Reichsautobahnen), gelten?

Die weitgehend von ihm schlicht gestalteten Neckar-Staustufen wurden zu Landschaftsmarken, die auch bei der Kanalisierung anderer Ströme in Deutschland zum Vorbild für Wasserbauwerke genommen wurden. Seine in die Landschaft modellierten Autobahntrassen und mehr als fünfzig Brücken, darunter 24 für die Autobahnen, prägten wiederum ganze Regionen und ihr jeweiliges Landschaftsbild.

Bauwerke (Auswahl)[Bearbeiten]

Von ihm stammen u. a. der 2010 zum Teil abgerissene Hauptbahnhof und viele Brücken und Neckarbauwerke.

  • Bonatzbau der Universitätsbibliothek Tübingen, 1910–1912
  • Stadthalle Hannover, 1911–1914
  • Stuttgarter Hauptbahnhof, 1913–1927 (teilweiser Abriss ab 2010)
  • Neckarstaustufen in Heilbronn, 1929, und an vielen anderen Orten (in der Region)
  • Lahntalbrücke bei Limburg, 1939
  • Turn- und Festhalle in Feuerbach, 1910–1912
  • Leibniz-Gymnasium in Feuerbach, 1910-1914
  • sein eigenes Wohnhaus in Stuttgart, 1911–1912
  • Landtag und Staatsministerium (später Regierungspräsidium) in Oldenburg, 1912–1914
  • Wohnhaus Ferdinand Porsche in Stuttgart, 1923–1924
  • Talstation der Standseilbahn zum Waldfriedhof in Stuttgart-Süd, 1928–1929
  • Schwimmstadion Inselbad in Stuttgart-Untertürkheim, 1927–1929
  • Büro- und Geschäftshaus „Zeppelinbau“ in Stuttgart, 1929–1931
  • Mercedes-Benz Arena in Stuttgart, 1933
  • Opernhaus in Ankara, 1947–1948 (Umbau)
  • Rosenbergbrücke in Heilbronn, 1950
  • Wiederaufbau des Kunstgebäudes am Schlossplatz in Stuttgart, 1956–1961

Literatur[Bearbeiten]

  • Paul Bonatz: Leben und Bauen. Engelhornverlag Adolf Spemann, Stuttgart, 1950.
  • Fernanda de Maio: wasser_werke. Paul Bonatz: Die Neckarstaustufen. Merz + Solitude, 2. Aufl. - 2001. 124 S. ISBN 3929085534 (Sprache: Deutsch, Italienisch)
  • DAM (Hrsg.): Paul Bonatz: Leben und Bauen zwischen Neckar und Bosporus. Katalog zur A. 22. Januar bis 20. März im Deutschen Architekturmuseum, Frankfurt.
  • Helmut Gebhard über Paul Bonatz. In: Winfried Nerdinger: Süddeutsche Bautradition im 20. Jahrhundert. Architekten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Georg D. W. Callwey, München, 1985. ISBN 3-7667-0771-X, S. 119–123.
  • Gerd Kaldewei (Hrsg.): Paul Bonatz (1877–1956). Bauten und Projekte im Norden. (= Schriften der Museen der Stadt Delmenhorst, Reihe Stadtmuseum, 7.) Aschenbeck & Holstein, Delmenhorst, 2005. ISBN 3-932292-92-8
  • Matthias Roser: Paul Bonatz. Wohnhäuser. Hatje, Stuttgart 1992, ISBN 3-77570305-5.
  • Matthias Roser: Der Stuttgarter Hauptbahnhof. Ein vergessenes Meisterwerk der Architektur. Silberburg Verlag, Stuttgart, 1987. ISBN 3-925344-13-6
  • Matthias Roser: Der Stuttgarter Hauptbahnhof. Vom Kulturdenkmal zum Abrisskandidaten? Schmetterling Verlag, Stuttgart, 2008. ISBN 3-89657-133-8
  • Ralf Werner Wildermuth: Der Bonatzbau der Universitätsbibliothek Tübingen. Funktionelle Bibliotheksarchitektur am Anfang des 20. Jahrhunderts. Mohr, Tübingen, 1985. ISBN 3-16-444977-1

Ausstellungen[Bearbeiten]

  • Im Frankfurter Architekturmuseum ist eine umfassende Bonatz-Retrospektive zu sehen, die auch auf das Wirken des Baumeisters zur Zeit der NS-Diktatur eingeht. (Rezension d. Ausstellung in Die Welt und von * Karin Schulze: Der Stuttgarter Bahnhofsbaumeister, im Spiegel vom Jan. 2011)
  • Vom 27. März bis 22. Mai 2011 zeigt die Kunsthalle Tübingen die Ausstellung "Leben und Bauen zwischen Neckar und Bosporus".

Weblinks[Bearbeiten]