ZOLLERNKREIS Pfalz/20. Juli 2004

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Bericht über einen Vortrag am Dienstag, 20. Juli 2004, dem 60. Jahrestag des 20. Juli 1944. Es wurde – was man damals natürlich noch nicht wusste – zugleich die letzte von Oberstleutnant a.D. Mollenhauer (1910–2004) geleitete Veranstaltung des von ihm gegründeten ZOLLERNKREIS Pfalz, da Herr Mollenhauer im September 2004 starb.

Artikel Bergzabern gedachte des 20. Juli 1944


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Bergzabern gedachte des 20. Juli 1944

Die Stadt würdigte am Dienstag im „Haus des Gastes“ den Widerstand des 20. Juli durch eine öffentliche gemeinsame Gedenkveranstaltung mit dem Preußeninstitut.
Nach der Begrüßung durch Oberstleutnant a.D. Günther Mollenhauer, Kapellen-Drusweiler, erhoben sich die Anwesenden schweigend zu den Klängen des Glockenspiels der Potsdamer Garnisonkirche[1], „Üb' immer Treu und Redlichkeit“, um mit einer Minute des Innehaltens die Opfer des 20. Juli – besonders die 1944 noch am selben Abend erschossenen Offiziere:

  • Generaloberst Beck[2],
  • General der Infanterie Olbricht[3]
  • Oberst Graf Schenk v. Stauffenberg[4]
  • Oberst Ritter Mertz v. Quirnheim[5]
  • Oberleutnant v. Haeften[6],

aber auch die in der Folge über 200 Ermordeten – zu ehren.

Namens der Stadt sprach als Vertreter des Bürgermeisters Herr Hülswitt. Er betonte, wie wichtig die Erinnerung an die Ereignisse vor 60 Jahren sei, und dankte Herrn Mollenhauer als dem Initiator und Organisator für sein Engagement. Dieser erinnerte in einleitenden Worten unter anderem daran, dass nach dem Krieg selbst Churchill[7], der erbitterte Gegner Deutschlands, der den Widerstand seinerzeit völlig verkannt hatte, diesem seinen Respekt zollte: Er habe zum Edelsten und Größten gehört, was in der politischen Geschichte der Völker je hervorgebracht wurde. Dann hatte der Hauptredner des Abends, der Mainzer Historiker Dr. Ekkhard Verchau, das Wort. Er beleuchtete in seiner Rede das 'Werden' des Widerstands. In seinem chronologisch gehaltenen Vortrag, den er unter das Rankewort „zeigen wie es eigentlich gewesen ist“ stellte, schilderte der Referent zunächst wie es zum Naziregime kam. Er zeigte unter anderem auf, wie nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg vor allem auch die demütigenden harten und ungerechten Friedensbedingungen 1919 das spätere Entstehen des Nationalsozialismus begünstigten. Dann erläuterte er die Jahre ab 1933. Er schilderte eine „Entwicklung, die wenig Raum gab für Opposition“. 1943 sei dann aber mit Stalingrad ein Wendepunkt erreicht, so Verchau. Er benannte auch die heute leider oft unbekannten Attentatsversuche (z.B. anlässlich einer Uniformvorführung) vor dem 20. Juli 1944 für die unter anderem die Namen der Offiziere v. Gersdorff[8], v. Kleist[9] und v. d. Bussche[10] (mit Letzterem war OTL Mollenhauer persönlich bekannt!) stehen. Beck hatte sich bereits 1938 in einer Denkschrift gegen den Krieg, den er kommen sah, gewendet und äußerte sich auch zur Notwendigkeit des Widerstands: „außergewöhnliche Zeiten verlangen außergewöhnliche Handlungen.“ Verchau, Jahrgang ’27, schilderte auch aus seinem persönlichen Erleben bewegend den Mut uns unbekannter Einzelner. Auch zitierte er Generalmajor v. Tresckow[11], 1944 am Tag seines Todes zum überlebenden Mitverschwörer Fabian v. Schlabrendorff: „Jetzt wird die ganze Welt über uns herfallen und uns beschimpfen. Aber ich bin nach wie vor der felsenfesten Überzeugung, daß wir recht gehandelt haben. Ich halte Hitler nicht nur für den Erzfeind Deutschlands, sondern auch für den Erzfeind der Welt. Wenn ich in wenigen Stunden vor den Richtstuhl Gottes trete, um Rechenschaft abzulegen über mein Tun und Unterlassen, so glaube ich mit gutem Gewissen das vertreten zu können, was ich im Kampf gegen Hitler getan habe. Wenn einst Gott Abraham verheißen hat, er werde Sodom nicht verderben, wenn nur zehn Gerechte darin seien, so hoffe ich, daß Gott auch Deutschland um unsertwillen nicht vernichten wird. Niemand von uns kann über seinen Tod Klage führen. Wer in unseren Kreis getreten ist, hat damit das Nessushemd bereits angezogen.“

Dem Vortrag schloß sich eine lebhafte Diskussion an. Man war sich einig, dass die Männer des 20. Juli moralische Vorbilder seien, denen wir Ehre und Respekt schulden. – „Das Attentat muß erfolgen, coûte que coûte. Sollte es nicht gelingen, so muß trotzdem in Berlin gehandelt werden. Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, daß es Deutsche gegeben hat, die vor der Welt und vor der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt haben. Alles andere ist daneben gleichgültig.“ ist das Vermächtnis Henning v. Tresckows.

Im kleinen Kreis endete der Abend nachdenklich im „Weinschlössel“.

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