Kloster Neustadt
Das Kloster Neustadt ist ein Bildungs- und Gästehaus in Neustadt an der Weinstraße. Träger ist die Deutsche Provinz der Herz-Jesu-Priester (Dehonianer).
Neben religiösen Veranstaltungen einschließlich Gottesdiensten steht das Haus auch Touristen ohne religiösen Kontext offen.
Inventar der Kirchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Fenster der Klosterkirche stammen von Margarethe Kaith. Sie stellen verschiedene biblische Motive dar: Den brennenden Dornbusch, die fünf Wunden Christi, der zerrissene Vorhang.
Gernot Rumpf schuf die Großzahl der aus Bronze gegossenen Gegenstände im Altarraum der Klosterkirche:
- Der Tabernakel nimmt thematisch das Dornbuschthema der Fenster auf, indem vier Dornenzweige über dem Tabernakel zusammenlaufen. Im Dornengeflecht sitzt ein Zaunkönig als Symbol für die menschliche Seele. Das eigentliche Behältnis ist der Gestaltung des Kirchenäußeren nachempfunden. Der Fuß des Sockels ist als Wurzelwerk eines Baums gestaltet.
- Die von der Decke hängende Ampel ist in Form eines Schiffes gestaltet, aus dem links und rechts die Ruderplanken herausragen. Befestigt ist sie an vier Seilen, die bewusst durch ein bronzenes Kreuz geführt werden, weiches mit einigem Abstand zwischen Ampel und Decke positionioert ist.
- Das Chorkreuz zeigt in seiner Mitte das Christuslamm, dessen Blut in einen Kelch fließt. Die vier Streben des Kreuzes bestehen aus unpolierter Bronze und symbolisieren die vier Himmelsrichtungen.Sie sind durch einen Kreis verbunden, dessen Viertel aus sieben kleinen Kreisen bestehen. Der große Kreis symbolisiert das Sonnenrad, die Wellenlinien, welche sich in den Vierteln unterhalb des Kreises befinden, symbolisieren das Wasser als Darstellung des Heiligen Geistes.
- Unter dem Kreuz befindet sich ein siebenarmiger Kerzenleuchter. Er soll die Verbindung zwischen altem und neuem Testament symbolisieren.
- Hinter dem Altar ist eine Platte in den Fußboden eingelassen, welche in lateinischer Schrift auf eine Schenkung hinweist: Der Bischof von Speyer übernahm die Kosten für den davorliegenden Altar. (Die Schenkung erfolgte 1978 anlässlich der 100-Jahr-Feier des Ordens, die Platte datiert auf 1982)
- Der Altar steht auf einem Fuß, der zwei Baumstämme symbolisiert, deren Äste die Altarplatte tragen. Dargestellt sind ein Ölbaum als Verweis auf die Noah-Geschichte und ein Lorbeerbaum als Symbol der neuen Schöpfung durch Christus. Am Altar angebracht sind folgen den selben Motiven.
Vom Altar führt ein in den Boden eingelassenes bronzenes Band Richtung Kirchenschiff zum
- Osterkerzenständer, der in Form eines jungen hochwachsenden Baumes gestaltet ist. Der Hohlraum, welcher als Kerzenhalter dient, ist herzförmig. Der Salamander, der am Wurzelwerk dieses Baums emporklettert ist ein antikes Lichtsymbol. Anders als üblich befindet sich der Ständer nicht im Chor, sondern im Kirchenschiff. Dies soll die Nähe zur Kirchengemeinde versinnbildlichen.
- Der Ambo trägt Symbole der vier Evangelisten: Mensch, und Adler oben, Stier und Löwe unten. Dazwischen die griechischen Buchstaben Alpha und Omega.
Die Orgel der Klosterkirche wurde 1982 von der Firma Harpfer aus Lothringen gefertigt
Der Kreuzweg der Kryptakirche stammt vom Landauer Künstler Hans Bruno Fay, der ihn 1965 schuf. [1]
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Seit dem 18. Jahrhundert befand sich auf dem Gelände des heutigen Klosters ein Steinbruch. Von hier stammt das Material das beim Bau der Festung Germersheim verwendet wurde. Nach mehreren Besitzerwechseln und 1872 Abholzung des auf dem Gelände gewachsenen Kastanienwaldes befand sich hier ab 1914 eine Druckerei und Schnellpresse. Ein Brand im Hauptgebäude gilt als einer der Gründe, warum der Steinbruch aufgegeben wurde.
1915/16 mussten die als Missionare in Kamerun tätigen Priester der „Deutschen Provinz der Herz-Jesu-Priester (Dehonianer)“ das Land infolge des Ersten Weltkriegs verlassen. Für diese Gruppe suchte der Orden nun eine neue Missionstätigkeit. Zeitgleich suchte das Bistum Speyer nach Möglichkeiten, ein Männerkloster auf seinem Territorium zu errichten, um dem Priestermangel entgegenzuwirken.
Im Oktober 1919 wurde aktiv ein Standort für das Vorhaben gesucht. Die Mühle bei Archenweyer war ein Wunschort, musste aus Kostengründen jedoch aufgegeben werden. Federführend bei der Standortsuche waren der Steinweiler Pfarrer Johann Nist und die Patres Dumont und Robert Männersdörfer.
Nachdem man in Neustadt schließlich fündig wurde, erteilte der Bischof am 21. Oktober 1919 die Genehmigung zur Gründung eines Klosters. Unter Vermittlung des Neustadter Pfarrers Joseph Hanß wurde das aus zwei Gebäuden bestehende Anwesen am ehemaligen Steinbruch von den bisherigen Eigentümern zunächst vermietet. Die Feier der ersten Messe vor Ort am 28. Januar 1920 gilt als Gründungsdatum des Klosters.
ab 1920[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die nach und nach einziehenden Patres verstärkten zu nächst die Seelsorgeteams in den umliegenden Gemeinden und begannen später mit Missionstätigkeit.
Im Haupthaus wurde die Verwaltung und eine Kapelle eingerichtet. Weiters entstanden neben den schon bestehenden Wohnungen der Patres Räume für aufzunehmende Schüler und für „Besinnungstage“.
Erster Rektor wurde Pater Johannes Thommes. Er erreichte, dass das Anwesen für 10.000 niederländische Gulden vom Orden gekauft werden konnte. 1922 wohnten drei Patres und sechs Studenten im Kloster. Zu den ersten öffentlichen Veranstaltungen gehörten sommerliche Festoktaven, die jährlich stattfanden und jeweils von mehreren Tausend Teilnehmern besucht wurden.
1923 wurde der Platz hinter dem Hauptgebäude hergerichtet, dabei entstand die steinerne Kanzel, die in beschädigter Form noch erhalten ist. Kurz nach Ende der Arbeiten fand hier der vorderpfälzische Katholikentag statt.
Die nächsten Baumaßnahmen waren 1925-27 die Aufstockung eines Flügels des Hauptgebäudes und der Bau der Kryptakirche. Im Größeren Stil war auch ein Exerzitienhaus geplant, wovon ein Teil, die so genannte „Villa“, 1927 fertig gestellt wurde. Weitergehende Pläne waren genehmigt, wurden aber später fallengelassen.
1931 wurde in einer feierlichen Prozession das beleuchtete Felsenkreuz eingeweiht.
Ein für zusätzliche Exerzitiengäste erbautes provisorisches Haus diente ab 1939 Soldaten als Unterkunft, die hier einen Flak-Beobachtungsposten einrichteten. Die „Villa“ wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs geräumt und diente dem Neustadter Krankenhaus als Außenstelle. Um zu verhindern, dass das Klostergelände vollständig von den Nationalsozialisten übernommen wird, erhielt das Kloster Ende 1940 den Status einer Pfarr-Expositur. Aus dieser wurde 1959 die Pfarrei St. Pius.
Vereinzelt fielen in der Endphase des Kriegs Bomben auf das Klostergelände. Die Stadtgemeinde Neustadt beschlagnahmte 30 Kirchenbänke.
ab 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1946 wurde das Exerzitienhaus instandgesetzt und als solches wieder in Betrieb genommen. Im selben Jahr wurde eine vom Sondernheimer Bildhauer Rautzenberg geschaffene Fatima-Staue geweiht, welche zentraler Bestandteil von bis heute stattfindenden, Prozessionen ist.
Bis 1950 kam es zu zahlreichen Baumaßnahmen um Kriegsschäden zu beseitigen und gestiegenen Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Durch mangelhafte Handwerkerleistung und Uneinigkeit mit ausführenden Firmen mussten einige Arbeiten mehrfach ausgeführt werden.
In der Klosterkirche erhielt einen holzgeschnitzten Christkönigaltar von Angelo Valentin, gefertigt im Jahr 1953. Er wurde Ende der 1970er Jahre wieder entfernt.
Nach Plänen des ehemaligen Neustadter Stadtbaurats Winfried Blum wurde 1956 – 1958 ein neues Bildungshaus errichtet, das mit einer neuen Küche mitsamt Speisesaal, einem neuen Vortragsraum sowie 36 Einzelzimmer für Besucher ausgestattet war. Zudem wurde über der Klosterkirche ein zusätzliches Stockwerk geschaffen, welches zusätzlichen Wohnraum für die im Kloster wohnenden Patres schuf. Die Sanitäranlagen waren zeitgenössisch nicht in den Zimmern eingerichtet, sondern über die Flure erreichbar. Die Größe des Neubaus berücksichtigte die zu dieser Zeit geplante Einrichtung einer pfälzischen katholischen Akademie im Kloster. Der Küchendienst wurde von Dominikanerschwestern übernommen, bis sie 1988 wegen Nachwuchsmangels das Kloster verließen.
Mitte 1960 wurde auf dem Klostergelände ein eigener Friedhof eingeweiht. Kurz darauf gab es dort die erste Beisetzung, als im Juli des selben Jahres eine Mitarbeiterin im Alter von 90 Jahren starb. Die bislang auf dem städtischen Friedhof bestatteten Patres wurden 1963 umgebettet.
1964 folgte die schon länger geplante Neugestaltung der Krypta-Kirche. Federführend bei der Gestaltung war der Kunstmaler Georg Gschwendtner aus Karlstein/Bayern, der zuvor die Marien-Kapelle in Kirrweiler neu gestaltet hatte. Die bisherige Betondecke wurde mit Holz verkleidet, der Boden erneuert und neue Fenster geschaffen, die für mehr Licht sorgten. Um den Anforderungen des II. Vatikanischen Konzils gerecht zu werden, wurden die beiden Seitenaltäre entfernt. Im Anschluss daran wurden die Zugangswege asphaltiert und 1968 die „Villa“ modernisiert, die nun 24 Einzel- und 4 Doppelzimmer umfasste.
Das Kloster war in diesen Jahren auch für Außenstehende eine beliebte Anlaufstelle. Die Gottesdienste, für die seit 1959 die Pfarrei St. Pius zuständig war, wurden von den Patres weitergeführt. Aufgrund der großen Nachfrage zog man in den Sommermonaten aus der Kryptakirche in die außerhalb gelegene „Hallenkirche“. Einer Statistik aus dem Jahr 1968 zufolge wurden in diesem Jahr 295 Trauungen durchgeführt (was 7 % aller Trauungen jenen Jahres im Bistum Speyer entspricht) , davon eine deutliche Mehrheit gemischtkonfessionell. 1969 besuchten mehr als 5.500 Tagungsgäste das Kloster, wobei die Zahlen rückläufig waren.
1974 gingen die Bautätigkeiten weiter: Die alte Hallenkirche aus den 1920er Jahren stand einem Anbau im Weg und war zudem baufällig Sie wurde abgerissen und durch einen kleineren Neubau an anderer Stelle ersetzt. Das Haupthaus erhielt zwei Anbauten, um mehr Wohnraum, Gruppen- und Vortragsmöglichkeiten zu schaffen. Dabei entstand auch ein Keller mit Gruppenräumen. Die Heizungsanlage und die Sanitäranlagen wurden modernisiert und ein Personenaufzug installiert. Ein geplantes Hallenbad blieb zunächst im Rohbaustadium. Spätzer wurde hieraus der Freizeitraum „Pfalzkeller“, welcher einer typischen pfälzischen Weinstube nachempfunden ist. Finanziert wurden die Bauten durch die deutsche Ordensprovinz, nachdem diese ein Haus in Düsseldorf verkauft hatte. Hintergrund war die Konzentration des Ordens auf weniger Orte. So wurden auch kleinere Stellen wie zum Beispiel in Heidelberg aufgelöst und nach Neustadt verlegt, wo die grundsätzliche Nachfrage wieder anstieg.
Kurz nach Abschluss dieser Arbeiten zeigte sich dass der bisherige Konvent so marode war, das er nicht mehr saniert werden konnte. Er wurde mitsamt des Chores der Kirche abgerissen und neu gebaut. Die Arbeiten begannen im September 1976 und dauerten bis 1981. im Jahr darauf kam dann noch eine neue Orgel in die Klosterkirche. Nach Ende der Arbeiten drehte der SWF eine Reportage über die Klosterkirche, welche aber nicht ausgestrahlt wurde.
1983 wurde die „Villa“ renoviert. Bautätigkeit gab es Anfang 1990 wieder, nachdem ein Sturm das Felsenkreuz umwarf sowie Dach und Fenster beschädigte. Das undichte Dach der Hallenkirche wurde 1992/93 zum Anlass genommen, diese umfangreicher zu sanieren. So erhielt auch die Frontseite eine neue Gestaltung einschließlich eines Kreuzes über dem Eingang. Im Innern wurden die Bänke renoviert und neu angeordnet sowie der Altar umgestaltet.
Zum 75-jährighen Jubiläum des Klosters wurde 1994/95 das Haupthaus saniert und umgestaltet. Die Gästezimmer erhielten Sanitäranlagen. Den verschärften Brandschutzbestimmungen wurde Rechnung getragen und die Fenster wurden ausgetauscht.
2002 wurde entschieden, die Missionsprokura des Ordens von Krefeld nach Neustadt zu verlegen.
Hierfür wurde das Erdgeschoss der „Villa“, welches bis dahin als Wohnraum gedient hatte, umfangreich umgestaltet. Die Räumlichkeiten dienten fortan administrativen Zwecken.
In die Schlagzeilen geriet das Kloster 2012, als in mehreren Medien berichtet wurde, der gerade als Bundespräsident zurückgetretene Christian Wulff hätte sich dorthin zurückgezogen. Nachdem das Kloster von der Presse wiederholt aufgesucht wurde und aus der Bevölkerung wiederholt unfreundliche Briefe und Mails erhielt, gab man ein offizielles Dementi.
Im selben Jahr war das Kloster Gastgeber der Generalversammlung des Ordens, die aus weltweit allen Standorten Delegierte nach Neustadt führte. Dabei wurde aucb die Schließung der deutschen Hauptstelle in Bonn in die Wege geleitet, deren Umzug nach Neustadt 2013 beschlossen wurde. Um dies umsetzen zu können wurden die Gebäude ab 2014 modernisiert und umgestaltet. Unter anderem musste Platz geschaffen werden für das Provinzarchiv. Erneut gab es wegen schärferer Brandschutzbestimmungen Umbauten, diesmal an der Glasfassade am Verbindungsbau zwischen Kirche und Bildungshaus. Hier wurde auch das Dach saniert. Im nächsten Bauabschnitt wurde der Speisesaal erneuert. Schlussendlich wurde am Haupthaus der Haupteingang verlegt und ein neues Foyer geschaffen. Alles zusammen kostete der Umbau über 2 Millionen Euro.
Nach Fertigstellung aller Arbeiten Mitte 2016 wurde der Name von „Herz-Jesu Kloster“ in „Kloster Neustadt“ geändert und das Haus auch für Touristen geöffnet.
Freilichtbühne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1926 wurde die Freilichtbühne eröffnet, zu ihrer Zeit die größte in Deutschland. Pro Vorstellung kamen bis zu 5.000 Zuschauer. Aufführungen gab es 1926 (Der verlorene Sohn), 1927 (Moses), 1928 (Jedermann) und 1932 (Passion). Aus finanziellen Gründen gab es danach keine Aufführungen mehr. Die Kulissenbauten des „Jedermann“ blieben bis 1953 erhalten.
2001 wurde die Freilichtbühne für eine Ballettaufführung der „Carmina Burana“ reaktiviert. [2]
- Kloster Neustadt
- Waldstraße 145
- 67434 Neustadt
- Telefon: (0 63 21) 8750
- E-Mail: info(a)kloster-neustadt.de