Christian Stock: Unterschied zwischen den Versionen

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Aus verschiedenen Gründen war die Arbeitslosigkeit  in Heidelberg besonders hoch. Stock propagierte daher die Schaffung von neuen Arbeitsgelegenheiten. Mit finanzieller Unterstützung von Reich und Land wurden Notstandsarbeiten organisiert, Ende 1920 wurden 985 Arbeiter durch diese Maßnahmen beschäftigt. Langfristig wäre allerdings die Ansiedlung von Industriebetrieben nötig gewesen. Zwar war Heidelberg  bis 1914 die kapitalkräftigste Stadt in Baden mit einer breiten Schicht wohlhabender Einwohner, infolge der Reichsfinanzreform, die die Kommunen der Finanzhoheit über die Einkommensteuer beraubte, hatte die Stadt hiervon keine Vorteile mehr. Sie hätte sich nur durch andere Steuern sanieren könne, inbesondere durch Einnahmen aus der Gewerbesteuer, also durch Neuansiedlung von Industrie. Während vor dem Ersten Weltkrieg das Heidelberger Bürgertum die Ansiedlung von Industrie verhinderte und allein auf Fremdenverkehr und Universität setzte, verabschiedete der Bürgerausschuss im November 1921 mit großer Mehrheit und mit den Stimmen der SPD ein neues Projekt, das zur Ansiedlung von Industriebetrieben auf dem Gelände "Im Fuchsloch" westlich des Gaswerks führen sollte. Allerdings siedelten sich nur wenige Betriebe hier an, die Hoffungen erfüllten sich nicht. <ref><small>Stock lehnte in der Rede zur Ablehnung des Etats am 13. Mai 1931 die der SPD zugeschobene Verantwortung für die finanzielle Misere mit den Worten ab: "Wir tragen aber nicht die Verantwortung für ... die Politik der mangelnden Arbeitsbeschaffung, für die Verneinung der Industrieanlagen, welche die Bürgerlichen von der Stadt fernhalten wollten - und was ihnen auch gelang. Daher der außerordentliche Arbeitslosenstand. Diese Sünden rächen sich heute. Die Nationalliberalen ..., sie tragen die Schuld. Sie waren nur Freunde der Universität und der Fremdenstadt." Quelle; Dokument 6 als Anlage zu Mühlhausen, ''Christian Stock'', Seite 158</small></ref>
Aus verschiedenen Gründen war die Arbeitslosigkeit  in Heidelberg besonders hoch. Stock propagierte daher die Schaffung von neuen Arbeitsgelegenheiten. Mit finanzieller Unterstützung von Reich und Land wurden Notstandsarbeiten organisiert, Ende 1920 wurden 985 Arbeiter durch diese Maßnahmen beschäftigt. Langfristig wäre allerdings die Ansiedlung von Industriebetrieben nötig gewesen. Zwar war Heidelberg  bis 1914 die kapitalkräftigste Stadt in Baden mit einer breiten Schicht wohlhabender Einwohner, infolge der Reichsfinanzreform, die die Kommunen der Finanzhoheit über die Einkommensteuer beraubte, hatte die Stadt hiervon keine Vorteile mehr. Sie hätte sich nur durch andere Steuern sanieren könne, inbesondere durch Einnahmen aus der Gewerbesteuer, also durch Neuansiedlung von Industrie. Während vor dem Ersten Weltkrieg das Heidelberger Bürgertum die Ansiedlung von Industrie verhinderte und allein auf Fremdenverkehr und Universität setzte, verabschiedete der Bürgerausschuss im November 1921 mit großer Mehrheit und mit den Stimmen der SPD ein neues Projekt, das zur Ansiedlung von Industriebetrieben auf dem Gelände "Im Fuchsloch" westlich des Gaswerks führen sollte. Allerdings siedelten sich nur wenige Betriebe hier an, die Hoffungen erfüllten sich nicht. <ref><small>Stock lehnte in der Rede zur Ablehnung des Etats am 13. Mai 1931 die der SPD zugeschobene Verantwortung für die finanzielle Misere mit den Worten ab: "Wir tragen aber nicht die Verantwortung für ... die Politik der mangelnden Arbeitsbeschaffung, für die Verneinung der Industrieanlagen, welche die Bürgerlichen von der Stadt fernhalten wollten - und was ihnen auch gelang. Daher der außerordentliche Arbeitslosenstand. Diese Sünden rächen sich heute. Die Nationalliberalen ..., sie tragen die Schuld. Sie waren nur Freunde der Universität und der Fremdenstadt." Quelle; Dokument 6 als Anlage zu Mühlhausen, ''Christian Stock'', Seite 158</small></ref>
===== Neu-Heidelberg =====
Hatte schon im letzten Kriegsjahr in Heidelberg Wohnungsnot geherrscht, so errechnete die Stadt Ende des Jahres 1920 einen Fehlbetragvon 2.243 Wohnungen, 820 der Wohnungsgesuche wurden als unaufschiebbar" bezeichnet.<ref><small>Mühlhausen, S. 92</small></ref> Die damals bestehende Zwangswirtschaft auf dem Wohnungssektor wurde von den bürgerlichen Parteien kritisiert, sie forderten die Lockerung der Zwangsmaßnahmen und die Förderung des privaten Wohnungsbaus; die Sozialdemokraten hingegen forderten die Beibehaltung, Stock kritisierte den Glauben an die Selbstheilungskräfte des Marktes  als illusorisches Wunschdenken.<ref><small>Stock in der Bürgerausschuß-Sitzung am 29. November 1921; Mühlhausen, S. 94</small></ref> Da weder die öffentliche Hand noch die private Wirtschaft ausreichend Wohnungen bauten, blieben nur die Baugenossenschaften, die dazu in der Lage waren, öffentliche Unterstützung vorausgesetzt. Weitgehend der Initiative von Christian Stock war es zu verdanken, dass am 29. Juni 1918 die ''Gemeinnützige Baugenossenschaft für Volks- und Kriegerheimstätten'' gegründet wurde. (Der Name wurde 1927 in [[Gemeinnützige Baugenossenschaft Neu-Heidelberg]] geändert.) In der Folgezeit wurden  Siedlungen auf der Gemarkung Pfaffengrund (schon 1920 wurden 100 Wohnungen fertiggestellt) und  in Heidelberg-Handschuhsheim (Siedlung ''Pfädelsäcker'' - 62 Wohnungen)  geschaffen. Weitere Bauvorhaben wurden in den wohnungspolitischen Brennpunkten wie Kirchheim druchgeführt. Stock, der im Aufsichtsrat der Baugenossenschaft einen Sitz hatte, legte sein Mandat nach der Machtergreifung Hitlers nieder.
Im März 1932 verließ Stock Heidelberg und übernahm beim Hauptverband deutscher Krankenkassen die Stelle eines Geschäftsführers des Landesverbands Hessen und Hessen-Nassau und zog nach Seeheim an der Bergstraße. Von seiner Familie hatte er sich inzwischen getrennt. Bereits im Juni 1932 gab Stock die Stelle wieder auf und wurde Direktor der Ortskrankenhasse Frankfurt, um dort die Finanzen zu sanieren.


== Schriften ==
== Schriften ==
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