Jüdische Friedhöfe in Heidelberg

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Die jüdischen Friedhöfe in Heidelberg haben und hatten einen grundsätzlich anderen Charakter als die christlichen Friedhöfe. Zum einen gibt es im Judentum keine "geweihten" Begräbnisplätze, zum anderen müssen die Gräber dauerhaft bestehen, sie werden also nicht nach Ende einer Laufzeit abgeräumt. Damit bleiben auch die alten Grabsteine erhalten, die wertvolle Denkmäler der Sepulchralkultur darstellen.

Das Schicksal der jüdischen Friedhöfe in Heidelberg spiegelt zum großen Teil die wechselhafte Geschichte der jüdischen Gemeinde in dieser Stadt wieder.

Der erste Friedhof[Bearbeiten]

Nachdem Kurfürst Ruprecht I. verfolgte Juden aus Frankreich, Speyer und Worms aufgenommen hatte, ließ sein Neffe und Nachfolger Ruprecht II. 1391 die Heidelberger Juden ausweisen, eignete sich ihr zurückgelassenes Vermögen, vor allem die Hausgrundstücke und die Synagoge, an und übergab die Liegenschaften der von seinem Vorgänger gegründeten Universität Heidelberg, die dieses Judenerbe als Wohnungen für Professoren u.ä. nutzte. Den bis dahin bestehenden jüdischen Friedhof ließ Ruprecht einebnen. Später nutzte die Universität das Areal für einen botanischen Garten. Heute steht auf dem Gelände die Turnhalle der Friedrich-Ebert-Grundschule in der Plöck.

Der zweite Friedhof[Bearbeiten]

Der zweite Friedhof wurde erst 1701 am Klingenteich oberhalb der Stadt Heidelberg (der heutigen Altstadt) errichtet. Anwohner des Klingenteichs beantragten am 10. Dezember 1874, den dortigen Friedhof zu schließen, sie beriefen sich vor allem auf gesundheitliche Gründe.[1] Möglicherweise spielte auch Platznot eine Rolle.[2]

Der dritte Friedhof, der jüdische Friedhof am Bergfriedhof[Bearbeiten]

Jüdischer Friedhof beim Heidelberger Bergfriedhof

Da der Friedhof am Klingenteich geschlossen werden musste, während der neue Friedhof an der Steige, später Bergfriedhof genannt, bereits seit 1844 bestand, verhandelte die jüdische Gemeinde Heidelberg mit der Stadt über die Überlassung von Gelände in der Nähe des Bergfriedhofs. Die Stadt bot zunächst an, der Gemeinde einen "gesonderten Raum" auf dem christlichen Friedhof zur Verfügung zu stellen. Das erachtete die jüdische Gemeinde im Hinblick auf kultische Gründe, insbesondere wegen der christlichen Weihe des Bodens, nicht als möglich. Auch ein Areal auf dem "allgemeinen Leichenfeld" wurde abgelehnt.

Die Hoffnung des Synagogenrats, die Stadt werde der Gemeinde Gelände kostenlos zur Verfügung stellen, erfüllte sich nicht. Die jüdische Gemeinde erwarb daher auf eigene Kosten ehemaliges Weinberggelände im "Kissel". Am 21. Mai 1876 konnte die Einfriedung des neuen israelitischen Friedhofs erfolgen. In den Jahren 1916 und 1922 wurde der Friedhof erweitert. Bei dieser zweiten Erweiterung musste die Grundstückseigentümerin gegen Entschädigung enteignet werden.

Während der Zeit des Nationalsozialismus durften städtische Totengräber und Leichenbegleiter am 1. Juni 1938 bei jüdischen Begräbnissen nicht mehr eingesetzt werden. 1940 wurde die jüdische Gemeinde gezwungen, einen Teil des Geländes an die Stadt Heidelberg zu verkaufen, der Kaufpreis wurde nicht ausbezahlt, vielmehr von der SS einbehalten. Auch das Friedhofsgelände am Klingenteich wurde von der Stadt übernommen, auch hier wurde der "Kaufpreis" nicht ausbezahlt.

1954 schlossen die Stadt Heidelberg und die jüdische Gemeinde einen Vergleich, demzufolge die Stadt das 1940 erworbene Gelände behielt und sich im Gegenzug verpflichtete, für die Pflege des Friedhofs einschließlich der Grabstätten zu sorgen. Die Regelung war zwar bis 1970 befristet, jedoch werden die Gräber auch weiterhin durch die Stadt gepflegt.

Der vierte Friedhof am Handschuhsheimer Friedhof[Bearbeiten]

Da der jüdische Friedhof am Bergfriedhof zunehmend belegt ist, erklärte sich die Stadt bereit, der Gemeinde bei der Suche nach einem zusätzlichen Friedhofsgelände zu helfen. Man wurde in Handschuhsheim fündig. Es dauerte jedoch fünf Jahre, bis ein passendes Gelände für die Erweiterung des Handschuhsheimer Friedhofs gefunden war. Am 22. September 2017 wurde dieser vierte jüdische Friedhof in Heidelberg der Nutzung übergeben.


Literatur und Zeitungsartikel[Bearbeiten]

  • Micha Hörnle, Ein neuer Friedhof - nach 140 Jahren. Die jüdische Kultusgemeinde weihte gestern ihr neue Grabanlage in Handschuhsheim ein - Auf dem Bergfriedhof wird der Platz knapp., Rhein-Neckar-Zeitung vom 23. September 2016, Seite 3 (Heidelberg)
  • Leeni Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof im Wandel der Zeit, Verlag Regionalkultur, Edition Guderjahn, Ubstadt-Weiher 2008, S. 245 - 249

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof, S. 416
  2. Hörnle, RNZ vom 23. September 2016, S. 3

Einzelnachweise[Bearbeiten]