Johannes-Kirche Nußdorf

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Die Kirche für die in Nußdorf lebenden evangelischen Christen ist die Johannes-Kirche Der Name leitet sich vom ehemaligen Patrozinum ab, auch wenn dieses nicht mehr gültig ist.

Inventar und Bauliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auffällig ist im Außenbereich ein römischer Viergötterstein aus dem 3. oder 4 Jahrhundert mit den Darstellungen der römischen Götter Juno, Jupiter, Minerva und Herkules. Der Stein gehörte ursprünglich zu einer auf Nußdorfer Gemarkung stehenden Villa Rustica. Er ist seit 1738 an der Kirche angebracht, nachdem er in den vorangegangenen Arbeiten in der Nähe gefunden wurde.

Aus dem Jahr 1280 stammt der Chorraum mit gotischem Kreuzrippengewölbe. Dort befindet sich eine Piscina, ein Wasserbecken, das noch Reste von Bemalungen zeigt. Es diente zum Händewaschen, aber auch zum Reinigen sakraler Gegenstände und zum Ausgießen überschüssigen Tauf- und Weihwassers. Es gibt Hinweise, dass dazu früher ein mobiles Kupferbecken dazu vorhanden war. Im Chorraum befinden sich weitere Einbauten:

Aus der Erbauungszeit der Kirche stammt ein sandsteinener Opferstock.

Die Turmtür stammt vermutlich aus dem 14. Jahrhundert und ist weitgehend Original erhalten.

Die Sakramentsnische an der Nordwand des Chorraums stammt aus dem 15 Jahrhundert. Sie ist aus Sandstein gefertigt und diente der Aufbewahrung der Tauf- und Abendmahlsutensilien. Aus der gleichen Zeit stammen Fresken mit Darstellungen verschiedener Heiliger, darunter Petrus, Thomas, Margareta und andere. Weiters die Symbole der Evangelisten Matthäus (Engel), Markus (geflügelter Löwe), Lukas (geflügelter Stier) und Johannnes (Adler). Die Fresken wurden 1911 bei Renovierungsarbeiten freigelegt, nachdem sie in früherer Zeit übermalt worden waren.

Der Sockel der Kanzel entstand im Jahr 1614, Kanzeldeckel und Pfarrstuhl im Barockstil stammen aus der Zeit des Kirchenumbaus 1738

Eine Reihe von Grabplatten befinden sich an der Kirche:

Tobias Sartorius

Geboren am 2.Oktober 1683 in Landau, 1708 Hofdiakon in Dürkheim, 1715 Pfarrer in Queichheim, 1719 Pfarrer in Nußdorf. Dort gestorben am 22. Mai 1738.

Georg Berhard Zimpelmann

Geboren 1690, gestorben am 10. Februar 1773. Dessen Eltern waren Johann Jacob Zimpelmmann, ehemaliger Schultheiß in Nußdorf und Anna Barbara Wagner. Das Ehepaar hatte 1756 Land zur Erweiterung des Kirchhofs zur Verfügung gestellt. Die Mauer um die neueen Grenze existiert noch.

Christian Bär

Geboren 1706 in Straßburg, 1734-1735 Pfarrer in Handschuhsheim, 1735-1738 Pfarrer in Nohfelden, ab 18. August 1738 Pfarrer in Nußdorf, dort gestorben am 26. Juni 1741.

Elisabeth Reinhardt

Geboren als Elisabeth Caspari am 13. April 1713 in Nußdorf. Zunächst Ehefrau von Pfarrer Christian Bär, nach dessen Tod heiratete sie 1742 dessen Nachfolger Philipp Reinhard, der 1741 bis 1764 Pfarrer in Nußdorf war. Gestorben am 19. Juli 1775.

Dazu kommt noch ein nicht mehr lesbarer Grabstein.

Am Turm befindet sich das Wappen des Franz von Sickingen

Weiters befindet sich eine Steinmeyer-Orgel aus dem Jahr 1912 in der Kirche.Beim Bau der Orgel wurden Teile des Vorgängerinstrumentes wiederverwendet.

Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1991

Im Jahr 2001 erhielt die Kirche durch eine anonyme Schenkung einen aus acht Teilen bestehenden modernen Bilderzyklus, den die Karlsruher Künstlerin Angela Junk-Eichhorn schuf. Der Zyklus trägt den Namen "Gott und die Welt - und wie alles zusammenhängt". Die Bilder hängen an der Nordwand der Kirche.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste bekannte Erwähnung der Kirche stammt aus dem Jahr 1280. Aus dieser Zeit stammt der Chor mit dem gotischen Kreuzrippengewölbe. 1572 beziehungsweise 1592 erfolgten an der baufälligen Kirche umfangreiche Ausbesserungsarbeiten. Zu dieser Zeit war die bis dahin katholische Kirche in eine lutherische Kirche umgewandelt.

Ab 1680 wurde sie dann als Simultaneum mit den katholischen Christen genutzt. 1738 bis 1740 erfolgte eine grundlegende Veränderung des Gebäudes: Das Langhaus wurde erweitert und unter Beibehaltung älterer Bauelemente neuerrichtet.

Im Zuge der Französische Revolution wurde die Kirche 1794 in einen „Tempel der Vernunft“ umgewandelt, mit dem die französischen Besatzer versuchten, das Christentum zu entfernen.

1855 wurde der Turm neu gebaut. Er ist 35 Meter hoch und steht an der Stelle, an der sich im Mittelalter die Sakristei befand. Mit Fertigstellung der katholischen Kirche St. Johannes Nepomuk Nußdorf endete das Simultaneum.

Die letzten großen Renovierungen fanden 1999 und 2007 statt.

Ehemalige Pfarrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Bedeutung für Nußdorf ist auch das Pfarrhaus, das bereits einige hundert Jahre alt war, als es um 1730 bis 1955 zum Pfarrhaus wurde.

Dort lebten:

  • 1718 - 1738: Tobias Sartorius
  • 1738 - 1741: Johann Christian Bär
  • 1741 - 1765: Georg Philipp Reinhard
  • 1765 - 1792: Philipp Wolfgang Carl Reinhard
  • 1793 - 1825: Carl Lukas Mahla
  • 1825 - 1845: Johann Georg Schimpff
  • 1846 - 1876: Johann Georg Lehmann
  • 1877 - 1906: Carl Gastroph
  • 1906 - 1924: Johannes Stilgenbauer
  • 1924 - 1937: Emil Krieger
  • 1937 - 1955: Otto Böll