Sonderzüge in den Tod (Ausstellung)
Sonderzüge in den Tod ist der Titel einer Ausstellung, die bereits an verschiedenen Orten an die Deportation hunderttausender Menschen durch die Nazis mit Hilfe der damaligen Reichsbahn in die nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager erinnert. Sie wurde 2006 in Frankreich und 2008 verändert in Deutschland vor allem in Bahnhöfen gezeigt. Seit 12. Oktober ist sie in Heidelberg im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma bis zum 21. November 2010 zu sehen. Auf 40 Informationstafeln wird an Einzelschicksalen von Kindern, Frauen und Männern gezeigt, wie "deportieren, aussiedeln, Deportation" funktionierte. Auch Zeitzeugeninterviews über die grauenvollen Zustände in den Zügen sind zu hören bzw. zu lesen. Die fahrplanmäßige und betriebliche Durchführung der Transporte durch die Reichsbahn sowie die Verantwortlichkeiten in den Ministerien wird anhand von Dokumenten und Grafiken dargestellt.
Das Zentrum erinnert damit an zwei Daten im Jahr 1940 in der Region: im Mai wurden ganze Familien von Sinti und Roma nach Auschwitz verschleppt. Die Kriminalpolizei hatte dazu bereits jahrelang Karteikarten angelegt.
Im Oktober kam es zur Deportation fast aller jüdischen Bürgerinnen und Bürger in Baden in ein Konzentrationslager im Südwesten Frankreichs ("Internierungslager Gurs").
Inhalte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Heute schätzt man, dass etwa drei Millionen Menschen aus fast ganz Europa mit Zügen zu den nationalsozialistischen Vernichtungsstätten transportiert wurden.
Einzelschicksale und Übersichten zu Städten oder Ländern. Es werden zeitgenössische Fotografien gezeigt. Die Verantwortlichkeiten sowie die fahrplantechnische und gebührenpflichtige Durchführung dieser Transporte wird erklärt. Die Da-Züge (deutsche Aussiedler) fuhren bis zum Mordplatz (Bestimmungsbahnhof) durch das Gebiet mehrerer Reichsbahndirektionen und hatten entsprechende Personal- und Lok-Wechsel. Und jeder Sonderzug fuhr ja die Strecke zweimal: hin z. B. mit 1.000 "Reisenden" und leer zurück.
Daten solcher Fahrten werden als einzelne Beispiele u. a. für Ludwigshafen, Kalrsruhe und Mannheim genannt. Auch die Züge aus Frankreich oder den Niederlanden mussten ja durch die Reichsbahnler weiter nach Osten gefahren werden.
Die polnische Staatsbahn wurde als Ostbahn von der Reichsbahn "geschluckt" (Gedob) und zur Mitarbeit gezwungen. Bei der so genannten "Räumung" der Sammel-KZ in Polen wurden 1942 vor ihrer Ermordung bis zu 5000 Personen in einen "Güterzug" aus bis zu 60 Viehwaggons gepresst. Abgerechnet wurde ein Tarif für "Ausflugs- und Sonderzüge" von 2 Pfennigen pro Person und Kilometer.
Die Fahrt ließ sich die Gestapo von den Opfern noch vor der Abreise bezahlen. Das erpresste Geld hatte der Transportleiter am Bestimmungsort zu übergeben. Und von der SS erhielt die Bahn ihre Rechnungen bezahlt.
Adresse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
- Bremeneckgasse 2 (erreichbar vom Karlstor und von der Fr. Ebert-Anlage her)
- 69117 Heidelberg
Das nächste Parkhaus ist in der Bergbahn, 50 m.
Öffnungszeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Di, Mi, Do, Fr 9.30 - 16.30 Uhr
- Di bis 19.45 Uhr
- Sa, So 11.00 - 16.30 Uhr
- Mo sowie an gesetzlichen Feiertagen geschlossen
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Andreas Engwert und Susanne Kill: Sonderzüge in den Tod. Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn, Böhlau-Verlag, Köln/Weimar/Wien, 2009, ISBN 978-3-412-20337-5 (bei google z. T. auch online einsehbar)
- DB Museum Nürnberg (Hrsg.): Im Dienst von Demokratie und Diktatur. Die Reichsbahn 1920–1945. Katalog zur Dauerausstellung im DB Museum, Nürnberg 2002. 3-9807652-2-9
- Raul Hilberg: Sonderzüge nach Auschwitz. Mainz 1981. ISBN 3-921426-18-9
- Serge Klarsfeld: Le Mémorial des enfants juifs déportés de France. La Shoah en France. Bd 4. Gedenkband an die aus Frankreich deportierten Kinder. Édition Fayard, Paris 2001. ISBN 2-213-61052-5 (frz., Nennt alle Züge aus Frankreich und die Zahl der darin deportierten Kinder und von der Mehrzahl auch die Personalien und Fotografien)
- Alfred Gottwaldt, Diana Schulle (Hrsg.): Die »Judendeportationen« aus dem Deutschen Reich 1941-1945. Wiesbaden 2007. ISBN 3-86539-059-5 Beschreibt detailliert alle Züge samt Zugnummern und Anzahl der Insassen vom 15. Oktober 1941, Abfahrt, bis 15. April 1945, Ankunft, nebst diversen Faksimiles von Anweisungen der damaligen Behörden zur Durchführung der Transporte.
- Berndt Rieger: Der Fahrdienstleiter des Todes. Franz Novak, der Transportexperte Eichmanns; eine Biographie, Verlag Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2001. ISBN 3-8311-2541-4
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Die Geschichte der Krankenschwester Pauline Maier aus Baiertal und Mannheim