Enderle: Unterschied zwischen den Versionen

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# Gott sei meiner Seele gnädig, ich bin ein gewitzigter Mann; zurück, zurück nach Venedig, wir pumpen niemand mehr an!
# Gott sei meiner Seele gnädig, ich bin ein gewitzigter Mann; zurück, zurück nach Venedig, wir pumpen niemand mehr an!
# Und wer bei den Türken und Heiden, wie ich, sein Geld verschlampamt, der verzieh` sich geräuschlos beizeiten, es klingt doch höllenverdammt.
# Und wer bei den Türken und Heiden, wie ich, sein Geld verschlampamt, der verzieh` sich geräuschlos beizeiten, es klingt doch höllenverdammt.
# Jetzt weicht, jetzt flieht! Jetzt weicht, jetzt flieht! Mit Zittern und Zähnegefletsch; Jetzt weicht, jetzt flieht! Im Sturm herzieht, der Enderle von Berhausen
# Jetzt weicht, jetzt flieht! Jetzt weicht, jetzt flieht! Mit Zittern und Zähnegefletsch; Jetzt weicht, jetzt flieht! Im Sturm herzieht, der Enderle von Berghausen
 
== Die Enderle Sage ==
== Die Enderle Sage ==
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, 1502 bis 1559, lebte [[Ottheinrich von der Pfalz]], derselbe, der das [[Heidelberger Schloss]] durch den Ottheinrichsbau erweiterte. Er war der Neffe des [[Kurfürsten Friedrich des II]]., der ihm auch das [[Schloss Schwetzingen|Schloß in Schwetzingen]] zum Vergnügungsaufenthalt eingeräumt hatte. Ottheinrich war zwar eine edel veranlagte Natur, stand aber in jungen Jahren ganz unter dem Einfluß seiner wüsten Jagd- und Zechkumpane: dem italienischen Höfling Minola sowie den Junkern Hans Landschad von Steinach, Gerhard von Handschuhsheim und Veit von Hülshofen. Unbarmherzig ritten sie auf ihren Jagdzügen die Saaten der Felder nieder und gingen rücksichtslos gegen die klagenden Bauern vor. Alles Bitten, selbst beim Kurfürsten, half nicht; der Jagd- und Wildfrevel wurde nur noch schlimmer. So entschloß sich der '''Schultheiß Enderle von Ketsch''', der bis jetzt immer seine Bauern vor Unbesonnenheiten bewahrt und sie auf den Weg des geschriebenen Rechts gewiesen hatte, einen letzten Versuch zu machen. Er zog selbst mit seinen Leuten vor das Schloß nach [[Schwetzingen]] und bat um Gehör. Seine berechtigten Klagen wurden höhnisch abgewiesen, ja die Bauern mit Hunden und Peitschen zum Hof hinausgejagt. Auf dem Heimweg entlud sich, nach der erlittenen Schmach und dem Anblick der zerstörten Felder, der Zorn der Bauern. Sie vernichteten die Salzstellen, verwüsteten die Futterplätze und legten das aufgescheuchte Wild um. Enderle selbst erlegte einen mächtigen Achtzehnender und schleppte das Geweih nach Hause, wo er es an der Scheune befestigte. Vor dem Zorn der Bauern flüchtende Jagdgehilfen brachten die Kunde des Geschehens vor Ottheinrich und seine Jagdgenossen. Die schwuren dem Ketscher Schultheißen eine schnelle Rache. Sie sprengten mit eiligen Reitern an einem anderen Tag, als die meisten Bauern auf den Feldern waren, in das Dorf. Ottheinrich war wohlweislich in [[Schwetzingen]] geblieben. Von dem Haus des Schultheißen rissen sie das Geweih herunter, während Minola dem ins Haus flüchtenden Evchen, des Schultheißen Tochter, nacheilte. In dem Augenblick kommt der Schultheiß vom Feld. Auf Befehl des Landschads wird er überwältigt und an seine eigene Scheune gebunden, wo er wehrlos den Peitschenhieben des Junkers ausgesetzt ist. Ein Knecht des Enderle konnte unbemerkt die Sturmglocken läuten. Die Bauern stürzten herbei, die Knechte wurden erschlagen oder flohen eiligst. Ritter von Steinach wird umringt. Schon drängt der Schultheiß, dessen Fesseln von seiner Magd gelöst wurden, herbei, und mit einem Schlag streckt er den Landschad tot zu Boden. Den Tumult benützend hat Minola des Schultheißens Tochter gebunden und auf seinem Pferd nach [[Schwetzingen]] entführt. Enderle schwört Rache und verläßt Haus und Hof.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, 1502 bis 1559, lebte [[Ottheinrich von der Pfalz]], derselbe, der das [[Heidelberger Schloss]] durch den Ottheinrichsbau erweiterte. Er war der Neffe des [[Kurfürsten Friedrich des II]]., der ihm auch das [[Schloss Schwetzingen|Schloß in Schwetzingen]] zum Vergnügungsaufenthalt eingeräumt hatte. Ottheinrich war zwar eine edel veranlagte Natur, stand aber in jungen Jahren ganz unter dem Einfluß seiner wüsten Jagd- und Zechkumpane: dem italienischen Höfling Minola sowie den Junkern Hans Landschad von Steinach, Gerhard von Handschuhsheim und Veit von Hülshofen. Unbarmherzig ritten sie auf ihren Jagdzügen die Saaten der Felder nieder und gingen rücksichtslos gegen die klagenden Bauern vor. Alles Bitten, selbst beim Kurfürsten, half nicht; der Jagd- und Wildfrevel wurde nur noch schlimmer. So entschloß sich der '''Schultheiß Enderle von Ketsch''', der bis jetzt immer seine Bauern vor Unbesonnenheiten bewahrt und sie auf den Weg des geschriebenen Rechts gewiesen hatte, einen letzten Versuch zu machen. Er zog selbst mit seinen Leuten vor das Schloß nach [[Schwetzingen]] und bat um Gehör. Seine berechtigten Klagen wurden höhnisch abgewiesen, ja die Bauern mit Hunden und Peitschen zum Hof hinausgejagt. Auf dem Heimweg entlud sich, nach der erlittenen Schmach und dem Anblick der zerstörten Felder, der Zorn der Bauern. Sie vernichteten die Salzstellen, verwüsteten die Futterplätze und legten das aufgescheuchte Wild um. Enderle selbst erlegte einen mächtigen Achtzehnender und schleppte das Geweih nach Hause, wo er es an der Scheune befestigte. Vor dem Zorn der Bauern flüchtende Jagdgehilfen brachten die Kunde des Geschehens vor Ottheinrich und seine Jagdgenossen. Die schwuren dem Ketscher Schultheißen eine schnelle Rache. Sie sprengten mit eiligen Reitern an einem anderen Tag, als die meisten Bauern auf den Feldern waren, in das Dorf. Ottheinrich war wohlweislich in [[Schwetzingen]] geblieben. Von dem Haus des Schultheißen rissen sie das Geweih herunter, während Minola dem ins Haus flüchtenden Evchen, des Schultheißen Tochter, nacheilte. In dem Augenblick kommt der Schultheiß vom Feld. Auf Befehl des Landschads wird er überwältigt und an seine eigene Scheune gebunden, wo er wehrlos den Peitschenhieben des Junkers ausgesetzt ist. Ein Knecht des Enderle konnte unbemerkt die Sturmglocken läuten. Die Bauern stürzten herbei, die Knechte wurden erschlagen oder flohen eiligst. Ritter von Steinach wird umringt. Schon drängt der Schultheiß, dessen Fesseln von seiner Magd gelöst wurden, herbei, und mit einem Schlag streckt er den Landschad tot zu Boden. Den Tumult benützend hat Minola des Schultheißens Tochter gebunden und auf seinem Pferd nach [[Schwetzingen]] entführt. Enderle schwört Rache und verläßt Haus und Hof.
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