Herbert Plügge: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Herbert Plügge''' (geb. 14. Sept. 1906 in Leipzig, verstorben am 16. August 1972 in Heidelberg) war ein deutscher Arzt und Direktor der medizinischen Poliklinik Heidelberg.
'''Herbert Plügge''' (* [[14. September]] [[1906]] in Leipzig; † [[16. August]] [[1972]] in [[Heidelberg]]) war Mediziner, Arzt und Direktor der medizinischen Poliklinik Heidelberg.


===== Biographie =====
== Biographie ==
Herbert Plügge besuchte das humanistische König-Albert-Gymnasium in Leipzig und studierte Medizin an der Universität Leipzig. Im Jahr 1932 erhielt er die Approbation als Arzt. Am 1. 9. 1933 trat er als Assistent in die Nervenabteilung der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg bei [[Viktor von Weizsäcker]] ein. Zwischen 1935 und 1936 arbeitete er am Konitzkystift Bad Nauheim, daran anschließend an der Medizinischen und Nervenklinik der Universität Gießen. Hier erfolgte die Habilitation für Innere Medizin bei Helmuth Reinwein, einem Schüler [[Ludolf Krehl|Ludolf von Krehls]]. 1938 erhielt Herbert Plügge die Dozentur für Innere Medizin und Neurologie. Bis zum Jahr 1943 folgten Jahre als Oberarzt an der Medizinischen Universitätsklinik in Kiel, anschließend übernahm Plügge die Leitung der Medizinischen Klinik des Städtischen Krankenhaues Darmstadt. Als Mitglied des NSDAP wurde Plügge nach dem Zweiten Weltkrieg als Mitläufer eingestuft. Im Jahr 1952 wurde er Direktor der medizinischen Poliklinik in [[Heidelberg]], wo bereits [[Ludolf Krehl|Ludolf von Krehl]] gelehrt hatte. Plügge beschäftigte sich mit vor allem mit Herzerkrankungen und versuchte, diese mithilfe der Phänomenologie zu analysieren. In der alten Heidelberger Poliklinik war eine Station (ambulante Tagesklinik) nach Herbert Plügge benannt. Der Briefwechsel zwischen Herbert Plügge und Viktor von Weizsäcker ist bislang nicht bearbeitet. Die Lyrikerin Rose Ausländer ("Schwarze Milch" 1925) war eine Freundin von Herbert Plügge. Plügge stand zudem in schriftlichem Austausch mit dem österreichischen Schriftsteller und Widerstandkämpfer gegen den Nationalsozialismus, Jean Améry.
Herbert Plügge besuchte das humanistische König-Albert-Gymnasium in Leipzig und studierte Medizin an der Universität Leipzig. Im Jahr 1932 erhielt er die Approbation als Arzt. Am 1. 9. 1933 trat er als Assistent in die Nervenabteilung der [[Universitätsklinikum Heidelberg|Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg]] bei [[Viktor von Weizsäcker]] ein. Zwischen 1935 und 1936 arbeitete er am Konitzkystift Bad Nauheim, daran anschließend an der Medizinischen und Nervenklinik der Universität Gießen. Hier erfolgte die Habilitation für Innere Medizin bei Helmuth Reinwein, einem Schüler [[Ludolf Krehl|Ludolf von Krehls]]. 1938 erhielt Herbert Plügge die Dozentur für Innere Medizin und Neurologie. Bis zum Jahr 1943 folgten Jahre als Oberarzt an der Medizinischen Universitätsklinik in Kiel, anschließend übernahm Plügge die Leitung der Medizinischen Klinik des Städtischen Krankenhaues in [[Darmstadt]]. Als Mitglied des [[NSDAP]] wurde Plügge nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] als Mitläufer eingestuft.  


===== Veröffentlichungen =====
=== Ärztlicher Leiter der Medizinischen Poliklinik Heidelberg ===
• ''Wohlbefinden und Mißbefinden. Beiträge zu einer medizinischen Anthropologie'', Tübingen Niemeyer 1962. [http://katalog.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/titel.cgi?katkey=1081641 Wohlbefinden und Mißbefinden.]
Im Jahr 1952 wurde er Direktor der medizinischen Poliklinik in [[Heidelberg]], wo bereits [[Ludolf Krehl|Ludolf von Krehl]] gelehrt hatte. Das Gebäude in der Heidelberger [[Hospitalstraße (Heidelberg)|Hospitalstraße]] war im Jahr 1906 auf Engagement [[Oswald Vierordt]]s zur Poliklinik gemacht worden. Plügge hielt dieses Amt bis zum Jahr 1969 inne. Die ersten Medizinischen Polikliniken waren ursprünglich als „Ambulatorische Kliniken“ entstanden, in denen arme Patienten behandelt wurden. Auch unternahmen die dort beschäftigen Ärzte Hausbesuche. In Heidelberg war es [[Jakob Fidelis Ackermann]]<ref>{{Wikipedia2|Jacob_Fidelis_Ackermann|Jakob Fidelis Ackermann}}</ref>, der 1805 die Poliklinik als „Institutum Policlinicum Medico-Chirurgicum“ einrichtete. An der Universität Halle/S. war bereits fast hundert Jahre zuvor, im Jahr 1717, mit poliklinischem Unterricht begonnen worden.


mit [[Frederik Buytendijk]] und [[Paul Christian]]: ''Über die menschliche Bewegung als Einheit von Natur und Geist'', Beiträge zur Lehre und Forschung der Leibeserziehung. Schorndorf Hofmann Verlag 1963.
Plügge beschäftigte sich mit vor allem mit Herzerkrankungen und versuchte, diese mithilfe der Phänomenologie zu analysieren. Er machte dafür vorallem den Ansatz des französischen Philosophen Maurice Merleau-Ponty<ref>{{Wikipedia2|Maurice_Merleau-Ponty|Maurice Merleau-Ponty}}</ref> fruchtbar. In der alten Heidelberger Poliklinik war eine Station (ambulante Tagesklinik) nach Herbert Plügge benannt. Plügge stand zudem in schriftlichem Austausch mit dem österreichischen Schriftsteller und Widerstandkämpfer gegen den Nationalsozialismus, Jean Améry.<ref>Monique Boussart (Hrsg.): Jean Améry: ''Über das Altern (Revolte und Resignation); Hand an sich legen (Diskurs über den Freitod)'', Klett Cotta Stuttgart 2005, zu Herbert Plügge z.B. S. 433, ISBN 3-608-93563-0.</ref> Der phänomenologisch-medizinische Ansatz von Herbert Plügge wurde in den Niederlanden rezipiert.


''Die anthropologische Problematik des '''Nil nocere''''', in: Eckart Wiesenhütter (Hrsg.): ''Werden und Handeln, V. E. Freiherr von Gebsattel zum 80. Geburtstag'', Hippokrates-Verlag Stuttgart 1963, S. 269-282.
== Veröffentlichungen ==
* ''Wohlbefinden und Mißbefinden. Beiträge zu einer medizinischen Anthropologie'', Tübingen Niemeyer 1962.


• ''Der Mensch und sein Leib''. Forschungen zur Pädagogik und Anthropologie, Tübingen Niemeyer 1967. [http://katalog.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/titel.cgi?katkey=1062587&sess=4a9c6b9cf39a1195a3b6086325f68316&art=f&kat1=freitext&kat2=ti&kat3=au&op1=AND&op2=AND&var1=&var2=&var3=%22plügge%2C%20herbert%22 Der Mensch und sein Leib.]
* mit Frederik Buytendijk und Paul Christian: ''Über die menschliche Bewegung als Einheit von Natur und Geist'', Beiträge zur Lehre und Forschung der Leibeserziehung. Schorndorf Hofmann Verlag 1963.  
===== Literatur =====
• Axel W. Bauer und Anthony D. Ho: '' 'Nicht blos künstlich in einem Spitale' -  Zweihundert Jahre Medizinische Universitäts-Poliklinik Heidelberg und ihr Weg von der Stadtpraxis bis zur Blutstammzelltransplantation'', hier: ''Vom Spielraum des Leibes: Herbert Plügge und die Psychosomatische Medizin (1952-1969)'', Universitätsklinikum Heidelberg 2005, S. 53-62, mit einem Geleitwort von Claus R. Bartram, ISBN 3-89904-201-8


• Martin Sack: ''Von der Neuropathologie zur Phänomenologie. Alfred Prinz Auersperg und die Geschichte der Heidelberger Schule'', Beiträge zur medizinischen Anthropologie Bd. 4, Verlag Königshauesn &Neumann Würzburg 2005, 13 Zitationen Herbert Plügge, u.a. Nachruf Herbert Plügge auf [[Alfred Prinz Auersperg]], S. 2, 20, 40. ISBN 978-3-8260-2379-8.
* ''Die anthropologische Problematik des nil nocere, in: Eckart Wiesenhütter (Hrsg.): ''Werden und Handeln, V. E. Freiherr von Gebsattel zum 80. Geburtstag'', Hippokrates-Verlag Stuttgart 1963, S. 269-282.


• Anne-M. Wallrath-Janssen: ''Der Verlag H. Goverts im Dritten Reich'', K•G•Saur Verlag München 2007, zu H. Plügge z.B. S. 416, ISBN 978-3-598-24904-4
* ''Der Mensch und sein Leib''. Forschungen zur Pädagogik und Anthropologie, Tübingen Niemeyer 1967.  


• Christoph Schmeißer: ''Leibphänomenologie, Seminar: Menschenbilder in der Medizin und in den Gesundheitswissenschaften'', Friedrich Schiller Universität Jena 2009, S. 2. [http://dtserv3.compsy.uni-jena.de/__c12575a5003e86c0.nsf/0/D43BD546871D2F74C12575AC005257D4/$FILE/Ausarbeitung_Leibphänomenologie.pdf Schmeißer pdf]
* ''Vom Spielraum des Leibes. Klinisch-phänomenologische Erwägungen zu „Körperschema“ und „Phantomglied“'', Müller Verlag Salzburg 1970.
== Literatur ==
* Paul Christian: ''Die heilende Liebe'', In: Paul Christian (Hrsg.): ''Medicus Viator. Fragen und Gedanken am Wege [[Richard Siebeck|Richard Siebecks]]''. Eine Festgabe seiner Freunde und Schüler zum 75. Gebrtstag, Mohr (Paul Siebeck) Tübingen und Thieme Stuttgart (bde. Verlage): 1959, zu Herbert Plügge S. 157.  


• Christine R. Auer und Reinald Schmidt-Richter: ''60 Jahre Geschichte der Schwesternschule der Universität Heidelberg'', Vortrag Diakoniewiss. Institut Universität Heidelberg Mai 2013, Herbert Plügge und Martin Moers [http://www.uni-heidelberg.de/md/dwi/aktuelles/beitrag_dwi-homepage_auer_s-r-1.pdf 60 Jahre Geschichte Schwesternschule]
* Jutta Patz: ''Die dyadische Beziehung. Untersuchungen zur Gestaltkreistheorie [[Viktor von Weizsäcker|Viktor von Weizsäckers]] und zu dem Grundmodell der bipersonalen Beziehung von Paul Christian'', Dissertation Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin, Ärztl. Direktor Peter Hahn<ref>{{Wikipedia2|Peter_Hahn_(Mediziner)|Peter Hahn (Mediziner)}}</ref>, Medizinische Fakultät Universität Heidelberg 1990, hier zitiert: Herbert Plügge: Der Mensch und sein Leib, S. 1-47.


• Rainer-M.E. Jacobi: ''Bipersonalität eine "Umgestaltung der Metaphysik"?. Paul Christian und [[Viktor von Weizsäcker]]'', in: Wolfgang Eich: ''Bipersonalität Psychophysiologie und Anthropologische Medizin. Paul Christian zum 100. Geburtstag'', im Auftrag der Viktor von Weizsäcker Gesellschaft, Königshausen&Neumann 2014, S. 161-2001, zu Herbert Plügge S. 168, 171, 177, 189, 191-193., sowie: Rainer-M.E. Jacobi: Editorische Anmerkungen zu Paul Christian: Die heilende Liebe, hier zu Herbert Plügge, S. 271. ISBN 978-3-8260-4971-2.
* Steffen Creuz: ''Das Herz bei [[Viktor von Weizsäcker]] und Herbert Plügge - Beitrag zur anthropologischen Medizin'', Dissertation Medizinische Universität zu Lübeck, 2000. [http://www.klinikum-stuttgart.de/kliniken-institute-zentren/klinik-fuer-spezielle-psychiatrie-sozialpsychiatrie-und-psychotherapie/team/aerzteteam/creuz-curriculum-vitae/ Steffen Creuz: Herz bei VvW und Herbert Plügge]


==== Weblinks ====
* Axel W. Bauer und Anthony D. Ho: '' 'Nicht blos künstlich in einem Spitale' -  Zweihundert Jahre Medizinische Universitäts-Poliklinik Heidelberg und ihr Weg von der Stadtpraxis bis zur Blutstammzelltransplantation'', hier: ''Vom Spielraum des Leibes: Herbert Plügge und die Psychosomatische Medizin (1952-1969)'', Universitätsklinikum Heidelberg 2005, S. 53-62, mit einem Geleitwort von Claus R. Bartram, ISBN 3-89904-201-8, 2. Auflage 2016.
Deutsche med. Wochenschrift DMW 2002, K. Engelhardt [https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2002-19972 Erinnerung an Herbert Plügge]
 
[[Kategorie:Heidelberg]]
* Martin Sack: ''Von der Neuropathologie zur Phänomenologie. Alfred Prinz Auersperg und die Geschichte der Heidelberger Schule'', Beiträge zur medizinischen Anthropologie Bd. 4, Verlag Königshauesn &Neumann Würzburg 2005, 13 Zitationen Herbert Plügge, u.a. Nachruf Herbert Plügge auf [https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Auersperg Alfred Prinz Auersperg], S. 2, 20, 40. ISBN 978-3-8260-2379-8.
 
* Anne-M. Wallrath-Janssen: ''Der Verlag H. Goverts im Dritten Reich'', K•G•Saur Verlag München 2007, zu H. Plügge z.B. S. 416, ISBN 978-3-598-24904-4
 
* Andreas Kruse: ''Das letzte Lebensjahr. Zur körperlichen, psychischen und sozialen Situation des alten Menschen am Ende seines Lebens'', Grundriss Gerontologie Bd. 21, Kohlhammer Stuttgart 2007, S. 91+92. ISBN 978-3-17-018066-6. [http://katalog.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/titel.cgi?katkey=66218355&sess=8338e03abbbd3cac363ff923f84adff0&art=f&kat1=freitext&kat2=ti&kat3=au&op1=AND&op2=AND&var1=&var2=das%20letzte%20lebensjahr&var3=%22kruse%2C%20andreas%22 Das letzte Lebensjahr.]
 
* Christoph Schmeißer: ''Leibphänomenologie, Seminar: Menschenbilder in der Medizin und in den Gesundheitswissenschaften'', Friedrich Schiller Universität Jena 2009, S. 2. [http://dtserv3.compsy.uni-jena.de/__c12575a5003e86c0.nsf/0/D43BD546871D2F74C12575AC005257D4/$FILE/Ausarbeitung_Leibphänomenologie.pdf Schmeißer pdf]
 
* Christine R. Auer und Reinald Schmidt-Richter: ''60 Jahre Geschichte der Schwesternschule der Universität Heidelberg'', Vortrag Diakoniewiss. Institut Universität Heidelberg Mai 2013, Herbert Plügge und Martin Moers [http://www.uni-heidelberg.de/md/dwi/aktuelles/beitrag_dwi-homepage_auer_s-r-1.pdf 60 Jahre Geschichte Schwesternschule]
 
* Rainer-M.E. Jacobi: ''Bipersonalität eine "Umgestaltung der Metaphysik"?. Paul Christian und [[Viktor von Weizsäcker]]'', in: Wolfgang Eich: ''Bipersonalität Psychophysiologie und Anthropologische Medizin. Paul Christian zum 100. Geburtstag'', im Auftrag der Viktor von Weizsäcker Gesellschaft, Königshausen&Neumann 2014, S. 161-2001, zu Herbert Plügge S. 168, 171, 177, 189, 191-193., sowie: Rainer-M.E. Jacobi: Editorische Anmerkungen zu Paul Christian: Die heilende Liebe, hier zu Herbert Plügge, S. 271. ISBN 978-3-8260-4971-2.
 
Der fast vergessene Ansatz von Herbert Plügge wurde in der Pflegewissenschaft von Martin Moers und Charlotte Uzarewicz rezipiert.<ref>Martin Moers, Charlotte Uzarewicz: ''Leiblichkeit in Pflegetheorien - eine Relektüre'', in: Pflege&Gesellschaft, Zeitschrift für Pflegewissenschaft, Juventa Weinheim, 2 (2012), S. 135-148.</ref>
 
== Weblinks ==
* Deutsche med. Wochenschrift DMW 2002, K. Engelhardt [https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2002-19972 Erinnerung an Herbert Plügge]
* {{Weblink|1=www.statistik.baden-wuerttemberg.de/LABI/PDB.asp?ID=547343|2=Eintrag ''Plügge, Herbert''}} (Identifikations-Nr. 547343) in der Personendatenbank der Landesbibliographie Baden-Württemberg
 
<small>
== Einzelnachweise ==
<references /></small>
 
{{SORTIERUNG:Pluegge, Herbert}}
[[Kategorie:Mediziner]]
[[Kategorie:Arzt]]
[[Kategorie:Hochschullehrer]]
[[Kategorie:Mitglied der NSDAP]]
[[Kategorie:Universität Heidelberg]]
[[Kategorie:Person (Heidelberg)]]
[[Kategorie:Person (Heidelberg)]]
[[Kategorie:Universität Heidelberg]]
[[Kategorie:Geboren 1906]]
[[Kategorie:Arzt|Plügge]]
[[Kategorie:Gestorben 1972]]
[[Kategorie:Mann]]
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