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Nach acht Jahren Volksschule konnte Sophie zur Höheren Mädchenschule (später ''Hölderlin'') wechseln. Um das Abitur machen zu können, wechselte sie auf die Oberrealschule (damals in der Kettengasse) und bestand 1931 das Abitur. Sie leitete damals eine Pioniergruppe in Handschuhsheim mit einhundertvierzig Kindern. Da die Eltern ein längeres Studium nicht finanzieren konnten, begann Berlinghof das Studium der Zahnmedizin, für das man damals nur sieben Semester benötigte. | Nach acht Jahren Volksschule konnte Sophie zur Höheren Mädchenschule (später ''Hölderlin'') wechseln. Um das Abitur machen zu können, wechselte sie auf die Oberrealschule (damals in der Kettengasse) und bestand 1931 das Abitur. Sie leitete damals eine Pioniergruppe in Handschuhsheim mit einhundertvierzig Kindern. Da die Eltern ein längeres Studium nicht finanzieren konnten, begann Berlinghof das Studium der Zahnmedizin, für das man damals nur sieben Semester benötigte. | ||
Im Dezember 1932 waren Wahlen zum Studentenparlament. Berlinghof hatte auf der Liste der ''Roten Studentengruppe'' kandidiert. Diese Liste wurde im Juni 1933 in der nationalsozialistischen Zeitung ''Heidelberger Beobachter'' mit allen Namen und Adressen veröffentlicht, mit dem Namen Sophie Berlinghof ganz oben und mit der Aufforderung, alle Kandidaten auf dieser Liste müssten relegiert werden. | Im Dezember 1932 waren Wahlen zum Studentenparlament. Berlinghof hatte auf der Liste der ''Roten Studentengruppe'' kandidiert. Diese Liste wurde im Juni 1933 in der nationalsozialistischen Zeitung ''Heidelberger Beobachter'' mit allen Namen und Adressen veröffentlicht, mit dem Namen Sophie Berlinghof ganz oben und mit der Aufforderung, alle Kandidaten auf dieser Liste müssten relegiert werden. Der sich anschließende Boykott des elterlichen Geschäfts schlug jedoch weitgehend fehl. | ||
Sophie Berlinghof musste das Studium der Zahnmedizin abbrechen, weil sie nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 relegiert wurde. Sie wurde Mitte August 1933 im Rahmen der Heidelberger Verhaftungswelle auch verhaftet und im Gefängnis Fauler Pelz inhaftiert. | |||
1935 heiratete sie Hans Berlinghof, einen Kommunisten. | |||
1943 wurde Sophie Berlinghof im Rahmen des „Totalen Krieges“ zwangsverpflichtet. Sie musste bei der Fa. Zwintscher, einer kleinen Fabrik in der Heidelberger [[Weststadt (Heidelberg)|Weststadt]] arbeiten. | |||
1945 gehörte Berlinghof der Spruchkammer als Beisitzerin an. Sie gab diese Tätigkeit jedoch wieder auf, da sie den Eindruck hatte, das man vor allem über kleine Mitläufer verhandelte und die eigentlich Verantwortlichen ungeschoren blieben. | |||
[[1947]] wurde Berlinghof erstmals für drei Jahre in den Heidelberger Gemeinderat gewählt. [[1950]] erfolgte die Wiederwahl, für sechs Jahre. Diese Tätigkeit wurde vorzeitig durch das KPD-Verbot abgebrochen. Im Gemeinderat war sie im Wohnungsausschuss, im Wohlfahrtsausschuss und im Sozialausschuss tätig. | |||
1955 starb der Ehemann. Da die Witwenrente nicht ausreichte, eröffnete Sophie Berlinghof zusammen mit ihrer Schwester, einer Kriegerwitwe, ein Obst-, Gemüse- und Südfrüchtegeschäft an der Tiefburg in Handschuhsheim. Sie führte das Geschäft bis 1983. | |||
Nach der Neukonstituierung der DKP war Sophie Berlinghof in dieser Partei tätig, außerdem in der VVN. | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* [[Michael Buselmeier]], ''Erlebte Geschichte erzählt 1994 — 1997'', Wunderhorn, Heidelberg 2000. S. 179 — 194 | * [[Michael Buselmeier]], ''Erlebte Geschichte erzählt 1994 — 1997'', Wunderhorn, Heidelberg 2000. S. 179 — 194 | ||
<!--== Einzelnachweise und Anmerkungen == | |||
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== Weblinks == | |||
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Sophie_Berlinghof Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia] | |||
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Aktuelle Version vom 27. Februar 2023, 20:05 Uhr
Sophie Berlinghof, geborene Kuhn (* 1910; gest. 18.März 2002), war eine kommunistische Kommunalpolitikerin in Heidelberg.
Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ihr Vater, Kurt Kuhn, war gelernter Buchdrucker, musste den Beruf jedoch krankheitsbedingt aufgeben und wurde Landarbeiter. Auch die Muttter war Lanarbeiterin. 1909 zogen die Eltern nach Heidelberg (der Vater stammte aus Handschuhsheim). Sophie Berlinghof wurde als fünftes Kind (es folgten noch drei) 1910 geboren. Der Vater, Gewerkschaftsmitglied und Mitglied der SPD seit 1901, trat 1913 aus der SPD wegen ihrer Zustimmung zu den Kriegskrediten aus, später ging er zur USPD, 1919 gründete er mit anderen die Handschuhsheimer Parteigruppe der KPD. Die Eltern hatten ein Milchgeschäft.
Nach acht Jahren Volksschule konnte Sophie zur Höheren Mädchenschule (später Hölderlin) wechseln. Um das Abitur machen zu können, wechselte sie auf die Oberrealschule (damals in der Kettengasse) und bestand 1931 das Abitur. Sie leitete damals eine Pioniergruppe in Handschuhsheim mit einhundertvierzig Kindern. Da die Eltern ein längeres Studium nicht finanzieren konnten, begann Berlinghof das Studium der Zahnmedizin, für das man damals nur sieben Semester benötigte.
Im Dezember 1932 waren Wahlen zum Studentenparlament. Berlinghof hatte auf der Liste der Roten Studentengruppe kandidiert. Diese Liste wurde im Juni 1933 in der nationalsozialistischen Zeitung Heidelberger Beobachter mit allen Namen und Adressen veröffentlicht, mit dem Namen Sophie Berlinghof ganz oben und mit der Aufforderung, alle Kandidaten auf dieser Liste müssten relegiert werden. Der sich anschließende Boykott des elterlichen Geschäfts schlug jedoch weitgehend fehl.
Sophie Berlinghof musste das Studium der Zahnmedizin abbrechen, weil sie nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 relegiert wurde. Sie wurde Mitte August 1933 im Rahmen der Heidelberger Verhaftungswelle auch verhaftet und im Gefängnis Fauler Pelz inhaftiert.
1935 heiratete sie Hans Berlinghof, einen Kommunisten.
1943 wurde Sophie Berlinghof im Rahmen des „Totalen Krieges“ zwangsverpflichtet. Sie musste bei der Fa. Zwintscher, einer kleinen Fabrik in der Heidelberger Weststadt arbeiten.
1945 gehörte Berlinghof der Spruchkammer als Beisitzerin an. Sie gab diese Tätigkeit jedoch wieder auf, da sie den Eindruck hatte, das man vor allem über kleine Mitläufer verhandelte und die eigentlich Verantwortlichen ungeschoren blieben.
1947 wurde Berlinghof erstmals für drei Jahre in den Heidelberger Gemeinderat gewählt. 1950 erfolgte die Wiederwahl, für sechs Jahre. Diese Tätigkeit wurde vorzeitig durch das KPD-Verbot abgebrochen. Im Gemeinderat war sie im Wohnungsausschuss, im Wohlfahrtsausschuss und im Sozialausschuss tätig.
1955 starb der Ehemann. Da die Witwenrente nicht ausreichte, eröffnete Sophie Berlinghof zusammen mit ihrer Schwester, einer Kriegerwitwe, ein Obst-, Gemüse- und Südfrüchtegeschäft an der Tiefburg in Handschuhsheim. Sie führte das Geschäft bis 1983. Nach der Neukonstituierung der DKP war Sophie Berlinghof in dieser Partei tätig, außerdem in der VVN.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Michael Buselmeier, Erlebte Geschichte erzählt 1994 — 1997, Wunderhorn, Heidelberg 2000. S. 179 — 194