Bedeutende Orte der lutherischen Reformation: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 25. September 2015, 18:49 Uhr
Die alte Kulturlandschaft an Rhein und Neckar weist drei für Martin Luther bzw. die Reformation bedeutsame Erinnerungsstätten auf: Die kurpfälzische Residenzstadt Heidelberg sowie die beiden Reichsstädte Worms und Speyer.
Heidelberg
Die pfälzische Residenz besuchte Martin Luther bereits 1518, um im Augustinerkloster das Generalkapitel der deutschen Augustiner zu leiten (22. April – 1. Mai 1518) und dabei seine Theologie zu erläutern. Er tat das in Form der Disputation, bei der er 28 theologische und 12 philosophische Thesen formulierte und verteidigte. Grundgedanke Luthers ist dabei "die völlige Abhängigkeit des Menschen von der Gnade Gottes. Nicht durch seine WErke erlange der Mensch Gottes Gnade, sondern allein durch den Glauben." Zu Recht erlangte die 28. These der Heidelberger Disputation hohe Berühmtheit: Gottes Liebe findet das für sie Liebenswerte nicht vor, sondern sie bringt es hervor, sie schafft es sich. Oder Luthers Diktion in der Auslegung der 28. These: „Die Sünder sind schön, weil sie geliebt werden. Sie werden nicht geliebt, weil sie schön sind.“
Durch seine Heidelberger Disputation hat Luther unter den hier studierenden Theologen eine Reihe von Anhängern gefunden, die später die Reformation in weiten Teilen des Reichs ausbreiteten, so die Schwaben Johannes Brenz und Erhard Schnepf, den Elsässer Martin Butzer und viele andere. Die Heidelberger Disputation wird heute als der Anstoß für die Verbreitung der Reformation in Süddeutschland angesehen. Denn es war Luthers erster öffentlicher Auftritt, nachdem er seine 95 Thesen gegen den Ablass am 31. Oktober 1517 an die Tür der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen hatte. Damals hatte diese Thesen in kurzer Zeit durch Nachdrucke weite Verbreitung gefunden, so dass in Heidelberg ein großer Hörsaal der Universität die versammelte Menge der Zuhörer kaum fassen konnte.
Worms
Mit dem Auftritt Luthers vor Kaiser und Reich auf dem Wormser Reichstag 1521 ist eine zeitgeschichtliche Wende, der Aufbruch in die Neuzeit, verbunden. Obwohl Luther 1521 bereits mit dem Kirchenbann bedroht und zum Ketzer erklärt worden war, kam die „causa Lutheri“ (die Luthersache) im April 1521 offiziell vor den Reichstag, um öffentlich verhandelt zu werden. Luther wurde nach Worms zitiert, unter Zusicherung freien und sicheren Geleits. Nach mehrtägiger Reise, die teilweise den Charakter eines Triumphzuges annahm, traf Luther am 16. April in Worms ein. Das Verhör selbst mit Luthers Widerrufverweigerung fand am 17./18. April im Bischofshof neben dem Dom statt. Da sowohl die Bischofsresidenz wie auch andere Gebäude, in denen Luther sich nachweislich aufgehalten hat, im pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 zerstört wurden, macht sich das Luthergedenken heute am Lutherdenkmal unweit des Domes fest, entstanden 1856-1868, nach Entwurf des Dresdener Bildhauers Ernst Rietschel, fortgeführt bis 1868 von seinen Schülern Donndorf, Schilling und Kiez mit einer Fülle von Figuren und Reliefs in Bronze – ein „Nationaldenkmal“ der Reformation.
Speyer
Unter den Städteallegorien des Wormser Lutherdenkmals ragt heraus die großartige Bronzefigur der Stadt Speyer, geschaffen von Johannes Schilling 1867. Die „protestierende Speyer“ steht für die Protestation der evangelischen Stände auf dem Speyrer Reichstag am 20. April 1529, bei der 14 deutsche Städte und sechs Fürsten König Ferdinand ihre Protestationsschrift überreicht hatten – seit diesem Tag heißen Luthers Anhänger Protestanten. An das evangelische Speyer erinnert im heutigen Stadtbild vor allem die in Domnähe gelegene Dreifaltigkeitskirche, als lutherische Stadtpfarrkirche 1701-1717 durch Christian Dathan errichtet, im originalen barocken Zustand mit reicher Ausstattung erhalten.
Nach langer Planungsvorgeschichte entstand 1893-1904 die „Gedächtniskirche der Protestation“ - als Denkmal der Protestation auf dem Speyrer Reichstag von 1529 und als „protestantischer Dom“. Der steile sechseckige Westturm erscheint als bedeutsamer Akzent im Stadtbild. Die reiche Ausstattung mit Skulpturen und einem Glasmalereizyklus stammt aus der Erbauungszeit.
Lutherische Gemeinden gibt es in der Metropolregion heute in Heidelberg, Mannheim und Landau.