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Version vom 24. April 2016, 11:09 Uhr
Oswald Vierordt (geb. 05. April 1856 in Karlsruhe; verstorben 05. September 1906 in Heidelberg) war ein Heidelberger Kinderarzt und ärztlicher Leiter der Luisenheilanstalt für kranke Säuglinge und Kinder.
Biographie
Oswald Vierordt studierte Medizin in Heidelberg und Leipzig bei Rudolf Bunsen und Wilhelm Erb. Er habilitierte sich 1884 bei Wagner. 1890 erhielt er den ersten Ruf als ordentlicher Professor und Direktor der Medizinischen Poliklinik sowie in Personalunion als außerordentlicher Pofessor und Direktor der Luisenheilanstalt in Heidelberg. Vierordt erweiterte die Luisenheilanstalt für kranke Säuglinge und Kinder um ein Infektionshaus (1895), um ein Ambulanzgebäude (1901) für über 1000 Kinder im Jahr und um ein Säuglings- und Milchküchengebäude (1904), das wegweisende Funktion bekommen sollte. In der Milchküche gab es modernste Geräte wie einen Apparat zur Flaschenreinigung, zur Pasteurisierung, zur Dampfsterilisation und Schnellkühlung. Die qualitativ hochwertige Säuglingsnahrung war nicht nur wichtig für die Luisenheilanstalt selber, sondern wurde gegen geringes Entgelt auch an die Bevölkerung abgegeben. Im Jahr 1904 wurde ein Neubau für Säuglinge eröffnet. In der Klinik waren zu jenem Zeitpunkt fünf Assistenten, zwei Oberinnen, 20 Schwestern, vier Damenschülerinnen, drei Pflegeschülerinnen, zwei Ammen sowie 19 weitere Personen in Küche und Haushalt beschäftigt. Unter Vierordt wurde die Luisenheilanstalt zu einem international bekannten Zentrum für Pädiatrie. Zu den Oberinnen, die mit Oswald Vierordt arbeiteten, gehörte die Krankenschwester Karoline Bayer[1] vom Rotkreuz-Mutterhaus in Karlsruhe. Zu den Schülern Oswald Vierordts zählt der Pädiater ägyptischer Herkunft Jussuf Ibrahim, der sich bei Vierordt über die angeborene Pylorusstenose bei Kindern habilitierte.[2]
Auf Anregung Vierorths wurde im Jahr 1906 in der Heidelberger Hospitalstrasse das Hauptgebäude der Medizinischen Poliklinik errichtet, dessen ärztlicherLeiter er wurde. Nach ihm wurden Wilhelm Fleiner (1906-1924), Siegfried Thannhauser (1924-1927), Kurt Oehme (1928-1952) und Herbert Plügge (1952-1969) als ärztliche Leiter der Poliklinik berufen.[3]
Vierordt verstarb bereits im 50. Lebensjahr. Der Aufbau der Heidelberger Kinderklinik hatte in fünfzehn Jahren seiner dortigen Tätigkeit seine Kraft geraubt.[4]
Forschungsschwerpunkte
Zu den Forschungsschwerpunkten von Vierordt gehörten der Calcium- und Phospharstoffwechsel, Rachitis und Osteomalazie sowie die Säuglingsnahrung. Er beschäftigte sich intensiv mit der Diphtherie und ihrer Behandlung mit Behrings Heilserum.
Veröffentlichungen
• Oswald Vierordt: Diagnostik der inneren Krankheiten - aufgrund der heutigen Untersuchungs-Methoden; ein Lehrbuch für Ärzte und Studirende, Vogel Verlag Leipzig 1888. Diagnostik der inneren Krankheiten.
• Oswald Vierordt: Rachitis und Osteomalacie, Wien 1896, Band 7,2. Vierorth: Rachitis und Osteomalacie.
Literatur
• Adolf Schmitthenner: Zum Gedenken an Oswald Vierordt: Gedenken Oswald Vierordt.
• Hans-Günther Sonntag: Hygiene, in: Gotthard Schettler (Hrsg.): Das Klinikum der Universität Heidelberg und seine Institute, Springer Verlag Berlin Heidelberg 1986, S. 106-107. Gotthard Schettler: Klinikum Uni Heidelberg und seine Institute
Einzelnachweise
- ↑ WIKIPEDIA: Karoline Bayer
- ↑ WIKIPEDIA: Jussuf Ibrahim
- ↑ Werner Hunstein: Medizinische Poliklinik, In: Gotthard Schettler (Hrsg.): Das Klinikum der Universität Heidelberg und seine Institute, Springer Verlag Heidelberg, Berlin, 1986, S. 95-99. Gotthard Schettler: Klinikum Uni Heidelberg und seine Institute
- ↑ Zum Tod von Oswald Vierordt: HeidIcon: Tod Oswald Vierordt
Weblinks
• zeno.org: Oswald Vierordt (Autor: Pagel) Julius Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte 19. Jhd., Urban & Schwarzenberg Berlin, Wien 1901. Biographisches Lexikon 1901.
• Historisches Vorlesungsverzeichnis Universität Leipzig: Uni Leipzig Oswald Vierordt.