Christian Stock: Unterschied zwischen den Versionen

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Im März 1932 verließ Stock Heidelberg und übernahm beim Hauptverband deutscher Krankenkassen die Stelle eines Geschäftsführers des Landesverbands Hessen und Hessen-Nassau und zog nach Seeheim an der Bergstraße. Von seiner Familie hatte er sich inzwischen getrennt. Bereits im Juni 1932 gab Stock die Stelle wieder auf und wurde Direktor der Ortskrankenkasse Frankfurt, um dort die Finanzen zu sanieren.
Im März 1932 verließ Stock Heidelberg und übernahm beim Hauptverband deutscher Krankenkassen die Stelle eines Geschäftsführers des Landesverbands Hessen und Hessen-Nassau und zog nach Seeheim an der Bergstraße. Von seiner Familie hatte er sich inzwischen getrennt. Bereits im Juni 1932 gab Stock die Stelle wieder auf und wurde Direktor der Ortskrankenkasse Frankfurt, um dort die Finanzen zu sanieren.
== Die Zeit der Diktatur. 1933 - 1945 ==
Nachdem Stock am 8. April 1933 von der Frankfurter AOK fristlos entlassen worden war<ref></small>Übrigens legte er erfolgreich Beschwerde bei der Aufsichtsbehörde, dem Versicherungsamt, er erlangte im Januar 1935 ein Urteil zu seinen Gunsten, wurde aber dennoch nicht wieder eingestellt. Bereits  im September 1934 hatte  der Reichskommissar Stocks endgültige Entlassung zum 1. April 1935 aufgrund des ''Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums'' verfügt.</small></ref>
Im Juli 1933 wurde Stock verhaftet und in das [[Konzentrationslager Kislau]] gebracht, wo er acht Monate in "Schutzhaft" saß zusammen mit anderen prominenten Sozialdemokraten aus Nord- und Mittelbaden wie der langjährige Minister [[Adam Remmele]], der badische Staatsrat Ludwig Marum<ref><small>Zu Ludwig Marum, der im KZ Kislau ermordet wurde, vgl. den Artikel im Stadtwiki Karlsruhe</small></ref> und die Heidelberger Stadträte [[Heinrich Kilger]] und Adolf Rausch, dem Sohn von [[Karl Rausch]]. Am 16. März 1934 wurde Stock entlassen.
Nach seiner endgültigen Entlassung bei der AOK Frankfurt erhielt Stock nur Dreiviertel der ihm zustehenden Pension, was zum Leben nicht ausreichte. Nach vergeblicher Stellensuche eröffnete Stock ein Tabakgeschäft in der Grafenstraße in Darmstadt, das anfangs auch recht gut lief. Der Tabakladen wurde zu einer Anlaufstelle für mit Stock befreundete Sozialdemokraten. Man tauschte sich aus und bereitete sich auf die Zeit nach dem Ende des "Dritten Reiches" vor. Dieses "Netzwerk" hielt auch nach dem Krieg, insbesondere der passionierte Raucher Ludwig Bergsträsser, den Stock in Zeiten der Knappheit mit Zigarren versorgte, sollte in seinem  politischen Leben  noch eine wichtige Rolle spielen. Im Laufe der Zeit wurde jedoch der Tabak immer stärker rationiert, vor allem im Krieg. Es gelang Stock jedoch , im Juni 1943 eine Stelle als Revisor bei der Betriebskrankenkasse der VD;-Halbzeugwerke in Frankfurt-Heddernheim zu erlangen.
== Nach der Befreiung ==
Für Sozialdemokraten wie Stock bedeutete die Eroberung des südhessischen Raumes durch die Amerikaner Ende März 1945 die ''Befreiung'', nicht den ''Zusammenbruch''. Noch vor der Kapitulation des Deutschen Reiches übernahm er auf Wunsch Bergsträssers die Leitung der Landesversicherungsanstalt im damaligen ''Volksstaat Hessen''. Im September 1945 wurde aus der preußischen Provinz ''Hessen-Nassau'' und dem Volksstaat Hessen das Land [Groß-)Hessen gebildet. Stock wurde zum Leiter der neuen gesamthessischen LVA ernannt. Er festigte damit seinen Ruf als Fachmann für das Sozialversicherungswesen.
Aus den hessischen Landtagswahlen am 1. Dezember 1946 war die SPD als stärkste Fraktion hervorgegangen. Die Spitzengremien der Partei überredeten Stock, für das Amt des Ministerpräsidenten zu kandidieren. Am 20. Dezember 1946 wählte der Landtag Stock mit 58 von 87 abgegebenen Stimmen zum Regierungschef des Landes Hessen. Dieser führte eine "große Koalition" aus SPD und CDU, die bis zum Ende der Legislaturperiode 1950 hielt. die Politik der Landesregierung konzentrierte sich darauf, "zu versuchen, jedem einzelnen das nackte Leben zu garantieren", so Stock in seiner Regierungserklärung am 6. Januar 1947.<ref><small>Mühlhausen S. 110</small></ref> Bei dem Versuch, zentrale Forderungen der damaligen sozialdemokratischen Arbeiterbewegung durchzusetzen, legte sich Stock auch mit der Besatzungsmacht und den anderen im Landtag vertretenen Parteien an. So weigerte sich die amerikanische Besatzungsmacht, das hessische Betriebsrätegesetz zu genehmigen. Auch Stocks Androhung seines Rücktritts half nur sehr begrenzt. Er musste die Beschneidung des Gesetzes in zentralen Punkten hinnehmen. Auch am Sozialisierungsgesetz hielt Stock fest, gegen den Widerstand auch aus den eigenen Reihen. Das Gesetz scheiterte jedoch 1950 im Landtag.
Nach den Landtagswahlen im November 1950 wurde Stock nicht mehr für das Amt des Ministerpräsidenten nominiert. Zum einen hatte Stock keinen Rückhalt in der nordhessischen SPD, zum anderen stellte sich Kurt Schumacher, der ihm im Oktober 1945 noch als Experten zur richtungsweisenden Konferenz der SPD in Wennigsen bei Hannover herangezogen hatte, gegen Stock und protegierte Georg August Zinn, der sich dann auch im erweiterten Landesausschuss der SPD am 6. Dezember 1950 mit 47 gegen 42 Stimmen gegen Stock durchsetzte und danach zum neuen Ministerpräsidenten gewählt wurde. Stock blieb einfacher Landtagsabgeordneter. Er wurde im November 1954 erneut in den Landtag ab, gab das Mandat aber nach einem Monat zurück und trat im Alter von 70 Jahren von der politischen Bühne ab. Stock blieb im Vorstand der LVA Hessen und anderen Gremien und befasste sich weiter mit sozialversicherungspolitischen Fragen, u.a. als Herausgeber der von ihm 1946 begründeten Zeitschrift "Die Sozialversicherung".
Am 13. April 1967 starb Christian Stock.
[[Max Weber]], der Stock in der Zeit der Revolution in Heidelberg kennengelernt hatte, schrieb über ihn und die anderen sozialdemokratischen Führer, die, aus der Arbeiterklasse kommend, sich hochgearbeitet hatten, in der ihn charakterisierenden Mischung von Respekt und intellektueller Überheblichkeit:
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== Schriften ==
== Schriften ==
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