Christian Stock: Unterschied zwischen den Versionen

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===== Kommunalpolitiker in Heidelberg =====
===== Kommunalpolitiker in Heidelberg =====
In den 20er Jahren gehörte Stock neben den SPD-Stadträten [[Emil Maier]] und [[Josef Amann]] (örtlicher Parteisekretär), dem Gewerkschaftsvorsitzenden [[Adolf Engelhardt]], [[Heinrich Kilger]] und dem Heidelberger Gewerkschaftsvorsitzenden am Ende der Wimarer Republik [[Adolf Rausch]] zur Führungsspitze der Sozialdemokraten im Raum Heidelberg.
In den 20er Jahren gehörte Stock neben den SPD-Stadträten [[Emil Maier]] und [[Josef Amann]] (örtlicher Parteisekretär), dem Gewerkschaftsvorsitzenden [[Adolf Engelhardt]], [[Heinrich Kilger]] und dem Heidelberger Gewerkschaftsvorsitzenden am Ende der Weimarer Republik [[Adolf Rausch]] zur Führungsspitze der Sozialdemokraten im Raum Heidelberg.


Bei der [[Wahl der Stadtverordneten 1919 (Baden)|Kommunalwahl]] vom 25.5.1919 wurde Stock als Stadtverordneter für den Bürgerausschuss der Stadt Heidelberg gewählt. Von 1919 bis 1926 war er Obmann des Stadtverordnetenvorstands; in dieser Eigenschaft gehörte er zugleich dem ''Gemischten beschließenden Ausschuß'' an, der in dringlichen Angelegenheiten anstelle des Bürgerausschusses zusammentrat. Stock war [[Stadtrat (Republik Baden)|Stadtrat]] von 1926 bis 1930 sowie 1931 bis 1932.
Bei der [[Wahl der Stadtverordneten 1919 (Baden)|Kommunalwahl]] vom 25.5.1919 wurde Stock als Stadtverordneter für den Bürgerausschuss der Stadt Heidelberg gewählt. Von 1919 bis 1926 war er Obmann des Stadtverordnetenvorstands; in dieser Eigenschaft gehörte er zugleich dem ''Gemischten beschließenden Ausschuß'' an, der in dringlichen Angelegenheiten anstelle des Bürgerausschusses zusammentrat. Stock war [[Stadtrat (Republik Baden)|Stadtrat]] von 1926 bis 1930 sowie 1931 bis 1932.
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Angesichts der knappen Finanzen gab es für die Kommunalpolitik zwischen 1918 und 1933 sehr enge Spielräume. Um so wichtiger schien es Stock, Errungenschaften auf dem Gebiet der Volksgesundheit und der Kultur gegen eine rechtsbürgerliche Sparpolitik zu verteidigen. Die Schließung des Hallenbades konnte 1920 verhindert werden, allerdings wurde das städtische Theater verpachtet, um die  Schließung zu vermeiden. Der Bau neuer Klinikgebäude wäre dringend erforderlich gewesen (in manchen Kliniken mussten sich in der III. Klasse zwei Patienten ein Bett teilen), jedoch standen die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung.  
Angesichts der knappen Finanzen gab es für die Kommunalpolitik zwischen 1918 und 1933 sehr enge Spielräume. Um so wichtiger schien es Stock, Errungenschaften auf dem Gebiet der Volksgesundheit und der Kultur gegen eine rechtsbürgerliche Sparpolitik zu verteidigen. Die Schließung des Hallenbades konnte 1920 verhindert werden, allerdings wurde das städtische Theater verpachtet, um die  Schließung zu vermeiden. Der Bau neuer Klinikgebäude wäre dringend erforderlich gewesen (in manchen Kliniken mussten sich in der III. Klasse zwei Patienten ein Bett teilen), jedoch standen die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung.  


Aus verschiedenen Gründen war die Arbeitslosigkeit  in Heidelberg besonders hoch. Stock propagierte daher die Schaffung von neuen Arbeitsgelegenheiten. Mit finanzieller Unterstützung von Reich und Land wurden Notstandsarbeiten organisiert, Ende 1920 wurden 985 Arbeiter durch diese Maßnahmen beschäftigt. Langfristig wäre allerdings die Ansiedlung von Industriebetrieben nötig gewesen. Zwar war Heidelberg  bis 1914 die kapitalkräftigste Stadt in Baden mit einer breiten Schicht wohlhabender Einwohner, infolge der Reichsfinanzreform, die die Kommunen der Finanzhoheit über die Einkommensteuer beraubte, hatte die Stadt hiervon keine Vorteile mehr. Sie hätte sich nur durch andere Steuern sanieren könne, inbesondere durch Einnahmen aus der Gewerbesteuer, also durch Neuansiedlung von Industrie. Während vor dem Ersten Weltkrieg das Heidelberger Bürgertum die Ansiedlung von Industrie verhinderte und allein auf Fremdenverkehr und Universität setzte, verabschiedete der Bürgerausschuss im November 1921 mit großer Mehrheit und mit den Stimmen der SPD ein neues Projekt, das zur Ansiedlung von Industriebetrieben auf dem Gelände "Im Fuchsloch" westlich des Gaswerks führen sollte. Allerdings siedelten sich nur wenige Betriebe hier an, die Hoffungen erfüllten sich nicht. <ref><small>Stock lehnte in der Rede zur Ablehnung des Etats am 13. Mai 1931 die der SPD zugeschobene Verantwortung für die finanzielle Misere mit den Worten ab: "Wir tragen aber nicht die Verantwortung für ... die Politik der mangelnden Arbeitsbeschaffung, für die Verneinung der Industrieanlagen, wlche die Bürgerlichen von der Stadt fernhalten wollten - und was ihnen auch gelang. Daher der außerordentliche Arbeitslosenstand. Diese Sünden rächen sich heute. Die Nationalliberalen ..., sie tragen die Schuld. Sie waren nur Freunde der Universität und der Fremdenstadt." Quelle; Dokument 6 als Anlage zu Mühlhausen, ''Christian Stock'', Seite 158</small></ref>
Aus verschiedenen Gründen war die Arbeitslosigkeit  in Heidelberg besonders hoch. Stock propagierte daher die Schaffung von neuen Arbeitsgelegenheiten. Mit finanzieller Unterstützung von Reich und Land wurden Notstandsarbeiten organisiert, Ende 1920 wurden 985 Arbeiter durch diese Maßnahmen beschäftigt. Langfristig wäre allerdings die Ansiedlung von Industriebetrieben nötig gewesen. Zwar war Heidelberg  bis 1914 die kapitalkräftigste Stadt in Baden mit einer breiten Schicht wohlhabender Einwohner, infolge der Reichsfinanzreform, die die Kommunen der Finanzhoheit über die Einkommensteuer beraubte, hatte die Stadt hiervon keine Vorteile mehr. Sie hätte sich nur durch andere Steuern sanieren könne, inbesondere durch Einnahmen aus der Gewerbesteuer, also durch Neuansiedlung von Industrie. Während vor dem Ersten Weltkrieg das Heidelberger Bürgertum die Ansiedlung von Industrie verhinderte und allein auf Fremdenverkehr und Universität setzte, verabschiedete der Bürgerausschuss im November 1921 mit großer Mehrheit und mit den Stimmen der SPD ein neues Projekt, das zur Ansiedlung von Industriebetrieben auf dem Gelände "Im Fuchsloch" westlich des Gaswerks führen sollte. Allerdings siedelten sich nur wenige Betriebe hier an, die Hoffungen erfüllten sich nicht. <ref><small>Stock lehnte in der Rede zur Ablehnung des Etats am 13. Mai 1931 die der SPD zugeschobene Verantwortung für die finanzielle Misere mit den Worten ab: "Wir tragen aber nicht die Verantwortung für ... die Politik der mangelnden Arbeitsbeschaffung, für die Verneinung der Industrieanlagen, welche die Bürgerlichen von der Stadt fernhalten wollten - und was ihnen auch gelang. Daher der außerordentliche Arbeitslosenstand. Diese Sünden rächen sich heute. Die Nationalliberalen ..., sie tragen die Schuld. Sie waren nur Freunde der Universität und der Fremdenstadt." Quelle; Dokument 6 als Anlage zu Mühlhausen, ''Christian Stock'', Seite 158</small></ref>


== Schriften ==
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