Walther Braun: Unterschied zwischen den Versionen

(Quelle: Queer im Leben" S. 107ff, ergänzt um https://www.rheinpfalz.de/lokal/rhein-pfalz-kreis_artikel,-der-vergessene-b%C3%BCrgermeister-_arid,1353090.html)
 
 
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Brauns Eltern waren aus Preußen ins [[Elsass]] eingewandert. Er sah sich selbst als Preuße, auch wenn er später abfällig als „Franzos“ bezeichnet wurde.  
Brauns Eltern waren aus Preußen ins [[Elsass]] eingewandert. Er sah sich selbst als Preuße, auch wenn er später abfällig als „Franzos“ bezeichnet wurde.  


Nach dem Jurastudium in Straßburg arbeitete er zunächst in der kaiserlichen Zolldirektion Straßburg ünd überhahm kommissariusch die Leitung der Zollämter Colmar und Schlettstadt. Nach Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] zog er 1919 nach [[Heidelberg]], wo er versuchte einen Verlag zu gründen. Im April 1920 bewarb er sich erfolgreich um das Amt des Ersten Bürgermeisters in Schifferstadt. Die Probezeit wurde um die Hälfte verkürzt, nachdem der Gemeinderat sich mit Braun sehr zufrieden äußerte. Er bezog er unter der Woche eine eigens für ihn gebaute Wohnung in der Eisenbahnstraße 74, während er die Wochenenden oft in Heidelberg verbrachte. In der [[Uferstraße (Heidelberg)|Uferstraße]] 8a hatte er eine Wohnung.
Nach dem Jurastudium in Straßburg arbeitete er zunächst in der kaiserlichen Zolldirektion Straßburg und übernahm kommissarisch die Leitung der Zollämter Colmar und Schlettstadt. Nach Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] zog er 1919 nach [[Heidelberg]], wo er versuchte einen Verlag zu gründen. Im April 1920 bewarb er sich erfolgreich um das Amt des Ersten Bürgermeisters in Schifferstadt. Die Probezeit wurde um die Hälfte verkürzt, nachdem der Gemeinderat sich mit Braun sehr zufrieden äußerte. Er bezog er unter der Woche eine eigens für ihn gebaute Wohnung in der Eisenbahnstraße 74, während er die Wochenenden oft in Heidelberg verbrachte. In der [[Uferstraße (Heidelberg)|Uferstraße]] 8a hatte er eine Wohnung.


1921 musste er im Prozess gegen den wegen Homosexualität angeklagten Theodor Wangemann zunächst als Zeuge aussagen. Die beiden kannten sich aus Heidelberg, Wangemann hatte angegeben, Braun stünde in einem eheähnlichen Verhältnis zum Studenten Heinrich Landes. Fortan wurde er polizeilich überwacht. Am Morgen des 1. Januar 1922 wurden Braun und Landes in Heidelberg verhaftet und wegen Verstoßes gegen §175 RStGB angeklagt. In beiden Wohnungen Brauns fand die Polizei keine Beweise und Braun wurde nach etwa 3 Wochen aus der Haft entlassen. In Schifferstadt trug der Gemeinderat nun verschiedene Vorwürfe gegen Braun vor, wie er sich im Amt falsch verhalten habe. So habe er egen Trunkenheit einen Eheschließungstermin verpasst, habe einen Vorgesetzten Beamten beleidigt und einiges mehr. Der Konflikt mit Braun wurde auch überregional über die Zeitungen ausgetragen,
1921 musste er im Prozess gegen den wegen Homosexualität angeklagten Theodor Wangemann zunächst als Zeuge aussagen. Die beiden kannten sich aus Heidelberg, Wangemann hatte angegeben, Braun stünde in einem eheähnlichen Verhältnis zum Studenten Heinrich Landes. Fortan wurde er polizeilich überwacht. Am Morgen des 1. Januar 1922 wurden Braun und Landes in Heidelberg verhaftet und wegen Verstoßes gegen §175 RStGB angeklagt. In beiden Wohnungen Brauns fand die Polizei keine Beweise und Braun wurde nach etwa 3 Wochen aus der Haft entlassen. In Schifferstadt trug der Gemeinderat nun verschiedene Vorwürfe gegen Braun vor, wie er sich im Amt falsch verhalten habe. So habe er wegen Trunkenheit einen Eheschließungstermin verpasst, habe einen vorgesetzten Beamten beleidigt und einiges mehr. Der Konflikt mit Braun wurde auch überregional über die Zeitungen ausgetragen,


Nachdem der Gemeinderat Brauns Entlassung durchgesetzt hatte ging dieser gerichtlich sowohl gegen den Gemeinderat als auch gegen verschiedene Zeitungen vor. Er gewann die Prozesse, erhielt Entschädigungszahlungen und verzichtete freiwillig auf das Bürgermeisteramt. Braun zog nach [[Mannheim]] wo er Anfang 1923 erneut wegen Verstoß gegen §175 RStGB verhaftet wurde, aus Mangel an Beweisen jedoch wenige Tage später entlassen wurde. Zu dieser Zeit wurde ihm auch, ohne dass Beweise vorlagen, vorgeworfen, er wolle aus der Pfalz einen von Bayern und Deutschland losgeläösten Staat schaffen, welcher an Frankreich angebunden sei.  
Nachdem der Gemeinderat Brauns Entlassung durchgesetzt hatte ging dieser gerichtlich sowohl gegen den Gemeinderat als auch gegen verschiedene Zeitungen vor. Er gewann die Prozesse, erhielt Entschädigungszahlungen und verzichtete freiwillig auf das Bürgermeisteramt. Braun zog nach [[Mannheim]] wo er Anfang 1923 erneut wegen Verstoß gegen §175 RStGB verhaftet wurde, aus Mangel an Beweisen jedoch wenige Tage später entlassen wurde. Zu dieser Zeit wurde ihm auch, ohne dass Beweise vorlagen, vorgeworfen, er wolle aus der Pfalz einen von Bayern und Deutschland losgelösten Staat schaffen, welcher an Frankreich angebunden sei.  


Sein Lebensweg nach 1923 ist nicht bekannt.  
Sein Lebensweg nach 1923 ist nicht bekannt.  
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