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Das '''Konzentrationslager Natzweiler kommt 1944 '''aus Frankreich''' nach Nordbaden''' nach [[Mosbach]], in den heutigen Stadtteil [[Neckarelz]], und nach [[Obrigheim (Baden)|Obrigheim]] | Das '''Konzentrationslager Natzweiler kommt 1944 '''aus Frankreich''' nach Nordbaden''' nach bzw. in die Umgebung [[Mosbach]]s, in den heutigen Stadtteil [[Neckarelz]], und nach [[Obrigheim (Baden)|Obrigheim]]. | ||
Am bekanntesten wurde nach 1990 | Zwischen beiden Lagerteilen fließt der [[Neckar]], über den eine Eisenbahnbrücke führt. Über sie marschieren in diesen Monaten täglich Häftlingskolonnen, die sich bei der Arbeit in 12-Stunden-Schichten abwechseln. Also zweimal nach Süden und zweimal nach Norden über die Brücke und durch die Straßen von Neckarelz und Obrigheim. Ihr Leiden war dort täglich unübersehbar. In der unmittelbaren Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gerät relativ schnell in Vergessenheit, dass vor Kriegsende dieses große KZ aus dem besetzten Teil Frankreichs für wenige Monate nach [[Regierungsbezirk Karlsruhe|Nordbaden]] verlagert wird ohne seine '''SS-interne Bezeichnung als „K.L. Natzweiler-Struthof“''' zu ändern.<ref>Konrad Pflug: [https://www.lpb-bw.de/publikationen/natzweiler/Natzweiler.pdf ''Auf dem Weg zu einer Geschichte des KZˋs Natweiler''. 2000, LZPB Ba-Wü. Vorwort. </ref> Die SS vergrößert es in kurzer Zeit, weil hier Flugzeugmotoren „Für den Endsieg“ montiert werden sollen (Nazi-Propaganda ab 1943; zur Koordinierung der Rüstungsverlagerung gibt es einen sog. Jägerstab). | ||
Das schnelle Kriegsende, die komplette militärische deutsche Niederlage und das Ende der Naziherrschaft in Europa gab wahrscheinlich als Folge auch in den Wehrmachts- und NSDAP-Zentralen in Berlin Wichtigeres zu entscheiden, als ob und wie diese Unterdrückungszentrale genannt wird, die ab 1944 im heutigen [[Neckar-Odenwald-Kreis]] mehrere sogenannte Nebenlager oder KZ-Außenkommandos befehligt. | |||
Am bekanntesten wurde nach 1990 der Kern des Konzentrationslagers in [[Mosbach]]-Neckarelz und [[Obrigheim]] durch eine lokale Initiative für das Andenken der Opfer und die Mahnung an die deutschen NS-Verbrechen. | |||
Im selben Zusammenhang stehen (Artikel über) das [[Konzentrationslager Neckargerach]], die [[Gedenkstätte Jüdischer Friedhof in Binau]], die [[Gedenkstätte Mosbach|Gedenkstätte]] an das bereits genannte hierher verschobene Konzentrationslager in Mosbach, der [[Goldfischpfad|Gedenkweg Goldfisch]] und die SS-Lagerkommandantur Natzweiler in [[Guttenbach]]. Die ehemalige [[Eisenbahnstrecke Heidelberg-Aglasterhausen-Mosbach-Würzburg]]<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Odenwaldbahn_(Baden) Bei Wikipedia: als ''Odenwaldbahn%20(Baden)'']</ref> führte nordöstlich von Obrigheim mitten durch einen Lagerteil. | |||
== Das deutsche SS-Konzentrationslager in Frankreich== | == Das deutsche SS-Konzentrationslager in Frankreich== | ||
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Etwa 52.000 Häftlinge aus ganz Europa, insbesondere aus den Gefängnissen in den besetzten lothringischen Städten Épinal und Nancy sowie Belfort in der Franche-Comté wurden dorthin oder in die angeschlossenen/untergeordneten Außenlager des Hauptlagers, die Nebenlager von Natzweiler, auf beiden Seiten des Rheins deportiert (Bild und Liste im Wikipedia-Artikel, s.u.). 22.000 Personen wurden durch unbehandelte Krankheiten, Kälte, Mangelernährung etc. ermordet, bzw. starben an solchen Haftfolgen oder wurden in Gewaltakten ermordet, d.h. sie wurden durch die NS-Sklavenarbeit '''vernichtet''' (siehe unter dem Begriff Vernichtung durch Arbeit bei Wikipedia). Und durch die Vermietung profitierte die SS/NSDAP auch noch. Am Ende dieser auch in Deutschland unübersehbaren Unterdrückung von Menschen standen „Selektionen“,<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Selektion_(Konzentrationslager) Was der Begriff Selektion in Konzentrationslagern umfasst</ref> Hunger- oder Sterbelager der SS, Deportation in die Todesfabriken wie Auschwitz oder Sobibor.<ref>Nicola Wenge, im [https://www.bpb.de/themen/holocaust/ravensbrueck/60677/das-system-der-nationalsozialistischen-konzentrationslager/ Absatz "Das letzte Kriegsjahr"] in Das KZ-System, bpb, 2006</ref> | Etwa 52.000 Häftlinge aus ganz Europa, insbesondere aus den Gefängnissen in den besetzten lothringischen Städten Épinal und Nancy sowie Belfort in der Franche-Comté wurden dorthin oder in die angeschlossenen/untergeordneten Außenlager des Hauptlagers, die Nebenlager von Natzweiler, auf beiden Seiten des Rheins deportiert (Bild und Liste im Wikipedia-Artikel, s.u.). 22.000 Personen wurden durch unbehandelte Krankheiten, Kälte, Mangelernährung etc. ermordet, bzw. starben an solchen Haftfolgen oder wurden in Gewaltakten ermordet, d.h. sie wurden durch die NS-Sklavenarbeit '''vernichtet''' (siehe unter dem Begriff Vernichtung durch Arbeit bei Wikipedia). Und durch die Vermietung profitierte die SS/NSDAP auch noch. Am Ende dieser auch in Deutschland unübersehbaren Unterdrückung von Menschen standen „Selektionen“,<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Selektion_(Konzentrationslager) Was der Begriff Selektion in Konzentrationslagern umfasst</ref> Hunger- oder Sterbelager der SS, Deportation in die Todesfabriken wie Auschwitz oder Sobibor.<ref>Nicola Wenge, im [https://www.bpb.de/themen/holocaust/ravensbrueck/60677/das-system-der-nationalsozialistischen-konzentrationslager/ Absatz "Das letzte Kriegsjahr"] in Das KZ-System, bpb, 2006</ref> | ||
Das Ende des deutschen Konzentrationslagers in Frankreich, Natzweiler und seiner Nebenlager, durch die alliierte Invasion (D-Day) stellt sich als ein längerer Ablauf dar. Unter dem Druck des Vormarsches der Alliierten werden zunächst die Lager auf der westlichen Rheinseite zwischen September und November 1944 aufgelöst. Teile der Häftlinge der Konzentrationslager werden nach Osten über den Rhein "ins Reich" "verschoben“ ( | Das Ende des deutschen Konzentrationslagers in Frankreich, Natzweiler und seiner Nebenlager, durch die alliierte Invasion (D-Day) stellt sich als ein längerer Ablauf dar. Unter dem Druck des Vormarsches der Alliierten werden zunächst die Lager auf der westlichen Rheinseite zwischen September und November 1944 aufgelöst. Teile der Häftlinge der Konzentrationslager werden nach Osten über den Rhein "ins Reich" "verschoben“ (Deportationen nach München u. a. Orten, Todeszüge). | ||
Damit entsteht für wenige Monate ein ''KZ Natzweiler am Neckar ''oder noch deutlicher ausgedrückt: ein neues, zweites Konzentrationslager Natzweiler im heutigen Städtchen '''[[Mosbach]]''' und seiner Umgebung. | Damit entsteht für wenige Monate ein ''KZ Natzweiler am Neckar ''oder noch deutlicher ausgedrückt: ein neues, zweites Konzentrationslager Natzweiler im heutigen Städtchen '''[[Mosbach]]''' und seiner Umgebung. | ||
=== Die "Umsetzung" des KZ ins Reich=== | === Die "Umsetzung" des KZ ins Reich, das nahe Kriegsende === | ||
Dies betrifft Hunderte von Häftlingen ebenso wie die Reste der SS-Kommandantur des Hauptlagers, die in die nordbadischen Dörfer im Neckartal Guttenbach und Binau (Lage zwischen Heilbronn und Eberbach) und berets gegründete „Nebenlager“ in der Region verlegt werden. So besteht das ehemalige „Konzentrationslager Natzweiler“ in Frankreich unter diesem Namen dann, als einziges der großen SS-Stammlager, in seinen Nebenlagern im Neckartal mitten in Deutschland weiter. Während Nazi-Deutschland immer weiter militärisch zusammenbricht, reorganisiert die SS ausgerechnet ein schon befreit geglaubtes Konzentrationslager noch einmal für einige Monate in Nordbaden. | Dies betrifft Hunderte von Häftlingen ebenso wie die Reste der SS-Kommandantur des Hauptlagers, die in die nordbadischen Dörfer im Neckartal Guttenbach und Binau (Lage zwischen Heilbronn und Eberbach) und berets gegründete „Nebenlager“ in der Region verlegt werden. So besteht das ehemalige „Konzentrationslager Natzweiler“ in Frankreich unter diesem Namen dann, als einziges der großen SS-Stammlager, in seinen Nebenlagern im Neckartal mitten in Deutschland weiter. Während Nazi-Deutschland immer weiter militärisch zusammenbricht, reorganisiert die SS ausgerechnet ein schon befreit geglaubtes Konzentrationslager noch einmal für einige Monate in Nordbaden. | ||
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===Zusammenfassung=== | ===Zusammenfassung=== | ||
Nach der Befreiung Frankreichs 1944 existierte das '''KZ Natzweiler-Struthof''' somit auf dem Papier der deutschen Behörden weiter als Hauptlager der vielen "kleinen" Außenlager, die zwischen Südhessen und im gesamten Baden und Württemberg, mit einem Schwerpunkt in und am Neckartal, errichtet worden waren bzw. noch errichtet wurden. | Nach der Befreiung Frankreichs 1944 existierte das '''KZ Natzweiler-Struthof''' somit zunächst auf dem Papier der deutschen Behörden weiter als Hauptlager der vielen "kleinen" Außenlager, die zwischen Südhessen und im gesamten Baden und Württemberg, mit einem Schwerpunkt in und am Neckartal, errichtet worden waren bzw. noch errichtet wurden. | ||
==Die neue Verwaltung u. Kommandantur um den Ort Binau == | ==Die neue Verwaltung u. Kommandantur eines Lagerkomplexes um den Ort Binau == | ||
Die SS versuchte in Guttenbach/Baden in der Nähe von dem Mosbacher Lager eine neue Verwaltung für den verbliebenen Lagerkomplex im Südwesten aufzubauen. Guttenbach ist heute ein Ortsteil, des auf der anderen Neckarseite liegenden | Die SS versuchte in Guttenbach/Baden in der Nähe von dem Mosbacher Lager eine neue Verwaltung für den verbliebenen Lagerkomplex zur Rüstungsproduktion im Südwesten aufzubauen. Guttenbach, Ort der Kommandantur, ist heute ein Ortsteil, des auf der anderen Neckarseite liegenden Neckargerachs. <br/> | ||
Einen ähnlichen Ablauf gab es in dieser Zeit auch mit den Außenlagern des Konzentrationslagers Dachau, die sich südlich von München | Einen ähnlichen Ablauf gab es in dieser Zeit auch mit den Außenlagern des Konzentrationslagers Dachau, die sich südlich von München errichtet und schnell vergrößert wurden. An der Ostgrenze des SS-Machtbereichs geschah dergleichen bei Krakau/Krakow mit dem Konzentrations- oder Vernichtungslager Auschwitz. Zum Teil wurden alte SS-Strukturen nur örtlich verlagert, zum Teil neue Inhaber auf seit 1936/1939/1941 bestehenden Posten gesetzt. | ||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
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* [[Helene Hecht]] (Beispiel [[Mannheim]]) | * [[Helene Hecht]] (Beispiel [[Mannheim]]) | ||
* [[Konzentrationslager Kislau]] | * [[Konzentrationslager Kislau]] | ||
== Gedenkstättenverbund ab 2024 == | == Gedenkstättenverbund ab 2024 == | ||
Ein Gedenkstättenverbund wurde im Neckar-Odenwald-Kreis 2024 gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehören fünf Gedenkstätten auf dem Gebiet des Kreises, nämlich die Stiftung [[Bücherei des Judentums, Buchen|Bücherei des Judentums]] in Buchen, der Förderverein Mahnmal Neckarzimmern, die KZ-Gedenkstätte Neckarelz, der Maria-Zeitler-Pfad in Mosbach sowie die Gedenkstätte in der ehemaligen Synagoge Adelsheim-[[Sennfeld]]. | Ein Gedenkstättenverbund wurde im [[Neckar-Odenwald-Kreis]] 2024 gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehören fünf Gedenkstätten auf dem Gebiet des Kreises, nämlich die Stiftung [[Bücherei des Judentums, Buchen|Bücherei des Judentums]] in [[Buchen (Odenwald)|Buchen]], der Förderverein Mahnmal Neckarzimmern, die KZ-Gedenkstätte Neckarelz, der Maria-Zeitler-Pfad in Mosbach sowie die Gedenkstätte in der ehemaligen Synagoge Adelsheim-[[Sennfeld]]. | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
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== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Außenlager_des_KZ_Natzweiler-Struthof Liste der Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof (bei WP)]] | * [https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Außenlager_des_KZ_Natzweiler-Struthof Liste der Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof (bei WP)]] | ||
* Ausführlicher [https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Natzweiler-Struthof KZ Natzweiler-Struthof (Artikel bei WP | * Ausführlicher [https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Natzweiler-Struthof ''KZ Natzweiler-Struthof'' (Artikel bei WP] mit umfangreichen Literaturangaben) | ||
=== Anmerkungen === | === Anmerkungen === |
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