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'''Böbingen''' gehört zur [[Verbandsgemeinde Edenkoben]] im [[Landkreis Südliche Weinstraße]]. | '''Böbingen''' gehört zur [[Verbandsgemeinde Edenkoben]] im [[Landkreis Südliche Weinstraße]]. | ||
Der Ort hat 771 Einwohner (Stand November 2014) und ist vor allem landwirtschaftlich geprägt. Angebaut werden unter anderem Kartoffeln, Wein, Spargel, Rhabarber, Erdbeeren | Der Ort hat 771 Einwohner (Stand November 2014) und ist vor allem landwirtschaftlich geprägt. Angebaut werden unter anderem Kartoffeln, Wein, Spargel, Rhabarber, Erdbeeren. | ||
Zu den regelmäßigen Veranstaltungen gehört die jährliche Kerwe, die | Es besteht eine Partnerschaft mit Rudersdorf (Thüringen) | ||
Zu den regelmäßigen Veranstaltungen gehört die jährliche Kerwe, die jeweils am 3. Sonntag im Juli stattfindet, sowie die seit 2001 jählich veranstaltete Kaffeetafel auf der Hauptstraße. | |||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung | Die älteste bekannte gesicherte urkundliche Erwähnung trägt das Datum [[22. April]] [[776]] unter der Bezeichnung Bebingen. In dieser Urkunde übereignet die Adlige Landrada unter anderem einen Grund in Böbingen an das [[Kloster Lorsch]]. (Die Erwähnung des Ortes ''Billingen'' im Jahr [[772]] ist allerdings nach derzeitigen Erkenntnissen mit Böbingen gleichzusetzen) | ||
Im Laufe der Jahrhunderte gelangten durch Stiftungen weitere Grundstücke und Rechte an umliegende Klöster, wie das Altenmünsterer Kloster, das Kloster Eußerthal, der Deutsche Ritterorden, die Kirche in [[Weyher]] und zuletzt am [[28. April]] [[1494]] das neugegründete Spital in [[Deidesheim]]. | Im Laufe der Jahrhunderte gelangten durch Stiftungen weitere Grundstücke und Rechte an umliegende Klöster, wie das Altenmünsterer Kloster, das Kloster Eußerthal, der Deutsche Ritterorden, die Kirche in [[Weyher]] und zuletzt am [[28. April]] [[1494]] das neugegründete Spital in [[Deidesheim]]. | ||
Ab [[1417]] | Ab [[1417]] war die [[Kurpfalz]] oberster Lehnsherr, der Ort wurde der Vogtei Germersheim zugewiesen. Die umliegenden Gemeinden gehörten hingegen zum Bistum Speyer. Ortsherren waren jedoch nicht die in [[Speyer]] ansässigen Adeligen, die sich selbst „von Böbingen“ nannten, sondern die „Junker von Altdorf“. | ||
Wann die Reformation in Böbingen eingeführt wurde, ist nicht belegt. Bei einer Versammlung im August [[1565]], bei der Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit dem Dorf fixiert wurden (unter anderem wurde festgelegt, dass die Blutgerichtsbarkeit in [[Germersheim]] lag), wurde erwähnt, dass das Kirchweihfest seit „etlichen Jahren“ verboten sei, was auf die Reformation hindeutet. Gesicherte Daten gibt es jedoch erst ab [[30. März]] [[1593]], als mit Clemens Wild ein reformierter Pfarrer nach Böbingen kam. | Wann die Reformation in Böbingen eingeführt wurde, ist nicht belegt. Bei einer Versammlung im August [[1565]], bei der Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit dem Dorf fixiert wurden (unter anderem wurde festgelegt, dass die Blutgerichtsbarkeit in [[Germersheim]] lag), wurde erwähnt, dass das Kirchweihfest seit „etlichen Jahren“ verboten sei, was auf die Reformation hindeutet. Gesicherte Daten gibt es jedoch erst ab [[30. März]] [[1593]], als mit Clemens Wild ein reformierter Pfarrer nach Böbingen kam. | ||
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In dieser Zeit kam das Dorf zu bescheidenem Wohlstand, der darin gipfelte, dass laut Gemeinderechnung keine Armut mehr in Böbingen herrsche. Es war auch die Zeit einer kleineren Einwanderungswelle, dazu kam eine Verbesserung der Infrastruktur und die Urbarmachung des Gewanns „Brämig“, dessen Nutznießer wohlhabende Landwirte ebenso wie ärmere Bürger waren. Schließlich wurde auch ein gemeindeeigener Steinbruch erschlossen und [[1861]] ein neuer Friedhof eingeweiht, bestehende Straßen werden im Zuge des Wachstums verlängert, öffentliche Gebäude renoviert. | In dieser Zeit kam das Dorf zu bescheidenem Wohlstand, der darin gipfelte, dass laut Gemeinderechnung keine Armut mehr in Böbingen herrsche. Es war auch die Zeit einer kleineren Einwanderungswelle, dazu kam eine Verbesserung der Infrastruktur und die Urbarmachung des Gewanns „Brämig“, dessen Nutznießer wohlhabende Landwirte ebenso wie ärmere Bürger waren. Schließlich wurde auch ein gemeindeeigener Steinbruch erschlossen und [[1861]] ein neuer Friedhof eingeweiht, bestehende Straßen werden im Zuge des Wachstums verlängert, öffentliche Gebäude renoviert. | ||
Gleichwohl | Gleichwohl gab es dieser Zeit auch viele auswanderungswillige Bürger. Den meisten wurde die Überfahrt nach Amerika gewährt. | ||
Dem [[Deutsch-Französicher Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] sah man in Böbingen mit gemischten Gefühlen entgegen. Es mussten Frondienste nach [[Neustadt an der Weinstraße]] geleistet werden, für zu leistende Fuhrdienste der Bürger musste die Gemeinde diesen Entschädigung zahlen, was bereits Ende [[1870]] zu einer Darlehensaufnahme von etwa 400 Gulden führte. Ansonsten ging das Gemeindeleben seinen gewohnten Gang, geprägt vor allem durch einen seit Jahren immer wieder aufkeimenden Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken. | Dem [[Deutsch-Französicher Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] sah man in Böbingen mit gemischten Gefühlen entgegen. Es mussten Frondienste nach [[Neustadt an der Weinstraße]] geleistet werden, für zu leistende Fuhrdienste der Bürger musste die Gemeinde diesen Entschädigung zahlen, was bereits Ende [[1870]] zu einer Darlehensaufnahme von etwa 400 Gulden führte. Ansonsten ging das Gemeindeleben seinen gewohnten Gang, geprägt vor allem durch einen seit Jahren immer wieder aufkeimenden Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken. | ||
Die nun auch auf dem Land erkennbar werdende Industrialisierung führte in den 1890er Jahren auch in Böbingen zu Aktivität: [[1893]] | Die nun auch auf dem Land erkennbar werdende Industrialisierung führte in den 1890er Jahren auch in Böbingen zu Aktivität: [[1893]] wurde eine Glashütte mit 50 Beschäftigten eröffnet, die jedoch wegen schlechter Verkehrsbedingungen nach wenigen Jahren wieder eingestellt wurde. Nacheinander wurden zwei Bahnlinien, für welche die Vorbereitungen begonnen wurden, doch nicht gebaut. Eine Postagentur, eine Telegraphenlinie und ein Omnibusverkehr wurden jedoch eingerichtet und eine Handarbeitsschule eröffnet. | ||
Wasser und Elektrizität in allen Häusern gibt es in Böbingen jedoch erst schrittweise nach Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]. | Wasser und Elektrizität in allen Häusern gibt es in Böbingen jedoch erst schrittweise nach Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]. | ||
Diesen erlebte das Dorf zunächst mit Soldateneinquartierungen, den Durchzug von Viehtransporten aus der Region und im Juni [[1940]] durch die Ankunft französischer Kriegsgefangener, die zur Feldarbeit gezwungen werden. | Diesen erlebte das Dorf zunächst mit Soldateneinquartierungen, den Durchzug von Viehtransporten aus der Region und im Juni [[1940]] durch die Ankunft französischer Kriegsgefangener, die zur Feldarbeit gezwungen werden. | ||
In der Nacht vom 5. Auf den [[6. Mai]] [[1941]] wurde Böbingen von englischen Fliegerbomben getroffen. Mehrere Scheunen brannten nieder, und obwohl auch Wohnhäuser getroffen wurden, gab es keine Todesopfer. Weitere Bomben fielen im Kriegsverlauf auf umliegende Felder. In der Nacht des [[23. März]], [[1945]] rückten amerikanische Truppen in Böbingen ein, das sich kampflos ergab. Wenig später wurde der Ort durch französische Soldaten besetzt. 105 Böbinger nahmen als Soldaten am Krieg teil, 28 von ihnen starben. | In der Nacht vom 5. Auf den [[6. Mai]] [[1941]] wurde Böbingen von englischen Fliegerbomben getroffen. Mehrere Scheunen brannten nieder, und obwohl auch Wohnhäuser getroffen wurden, gab es keine Todesopfer. Weitere Bomben fielen im Kriegsverlauf auf umliegende Felder. In der Nacht des [[23. März]], [[1945]] rückten amerikanische Truppen in Böbingen ein, das sich kampflos ergab. Wenig später wurde der Ort durch französische Soldaten besetzt. 105 Böbinger nahmen als Soldaten am Krieg teil, 28 von ihnen starben. | ||
[[1960]] wurde erstmals eine Kanalisation in Böbingen installiert. In der Folge wurde auch die Hauptstraße neu ausgebaut. Insgesamt waren die 1960er Jahre eine sehr aktive Zeit: [[1963]] wurde der Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ auf Kreisebene gewonnen, im Jahr darauf folge der Titel erneut auf Kreisebene, dazu auf Bezirksebene und schließlich auf Landesebene. [[2004]] wurde auf Bundeseben der zweite Platz erreicht. | [[1960]] wurde erstmals eine Kanalisation in Böbingen installiert. In der Folge wurde auch die Hauptstraße neu ausgebaut. Insgesamt waren die 1960er Jahre eine sehr aktive Zeit: [[1963]] wurde der Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ auf Kreisebene gewonnen, im Jahr darauf folge der Titel erneut auf Kreisebene, dazu auf Bezirksebene und schließlich auf Landesebene. [[2004]] wurde auf Bundeseben der zweite Platz erreicht. | ||
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Im Zuge der [[Rheinland-Pfalz|rheinland-pfälzischen]] Verwaltungsreform wurde zunächst die Zugehörigkeit zu einer Verbandsgemeinde mit Sitz in Altdorf überlegt, was der Gemeinderat jedoch einstimmig ablehnte. Im November [[1969]] wurde statt dessen der Zusammenschluss zur geplanten Verbandsgemeinde Edenkoben beschlossen, welche aber erst mit Wirkung zum [[1. Oktober]] [[1972]] per Gesetz zustande kam. | Im Zuge der [[Rheinland-Pfalz|rheinland-pfälzischen]] Verwaltungsreform wurde zunächst die Zugehörigkeit zu einer Verbandsgemeinde mit Sitz in Altdorf überlegt, was der Gemeinderat jedoch einstimmig ablehnte. Im November [[1969]] wurde statt dessen der Zusammenschluss zur geplanten Verbandsgemeinde Edenkoben beschlossen, welche aber erst mit Wirkung zum [[1. Oktober]] [[1972]] per Gesetz zustande kam. | ||
[[1979]] wurde das überwiegend in gemeinschaftlicher Eigenarbeit gebaute Dorfgemeindehaus eingeweiht, das seither Vereinen wie Privatpersonen als Veranstaltungsort dient. | [[1979]] wurde das überwiegend in gemeinschaftlicher Eigenarbeit gebaute Dorfgemeindehaus eingeweiht, das seither Vereinen wie Privatpersonen als Veranstaltungsort dient. | ||
[[1993]] erhielt der Friedhof eine Aussegnungshalle, zudem wurde der Ort ans Gasnetz angeschlossen. Die langsame Erweiterung des Ortes mit Neubaugebieten und verlängerten Straßen setzte sich in diesen Jahren fort. | |||
==Bisherige Bürgermeister== | ==Bisherige Bürgermeister== | ||
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* 1935 – 1945: Fritz Damian | * 1935 – 1945: Fritz Damian | ||
* 1945 – 1948: Jakob Bopp | * 1945 – 1948: Jakob Bopp | ||
* 1948 – 1974: Erwin Renner | * 1948 – 1974: [[Erwin Renner]] | ||
* 1974 - | * 1974 - 1989 Bertold Renner | ||
* | * 1989 - 2014 Gerhard Pulg | ||
* 2014 - 2016: Sebastian Renner | |||
*seit 2016: Stefan Werner | |||
==Ehrenbürger== | ==Ehrenbürger== | ||
* [[Leopold Reitz]] (Schriftsteller) | * 1954: [[Leopold Reitz]] (1889-1972, Schriftsteller) | ||
* Erwin Renner (Bürgermeister | * 1974: [[Erwin Renner]] (1906-1989, Bürgermeister 1948-1974) | ||
* 2018: Bertold Renner (1937-2019, Bürgermeister 1974-1989) | |||
* 2018: Gerhard Pulg (Bürgermeister 1989-2014) | |||
==Vereine== | ==Vereine== |