Konzentrationslager Neckarelz: Unterschied zwischen den Versionen

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In [[Mosbach]] wurde das '''Konzentrationslager Neckarelz''' im März 1944 zunächst als KZ-Nebenlager (eine Außenstelle]] des deutschen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im besetzten französischen Elsass südwestlich von Strasbourg (Straßburg) errichtet. Es bestand als Konzentrationslager (KZ, K.L.) unter dem Namen des früheren Hauptlagers bis März 1945. In der Nachkriegszeit wurde dafür und andere KZ in der Region bei den ehemaligen Häftlingen auch der Ausdruck [[Neckarlager]] verwendet. Dieses Nebenlager wurde wie geplant ab September 1944 zum Kern eines geheimen Rüstungsprojekts zur Produktion von Kriegsflugzeugen der Wehrmacht.  
In [[Neckarelz]] bei [[Mosbach]] gab es von März [[1944]] bis März [[1945]] ein KZ. Das '''Konzentrationslager Neckarelz''' – auch KZ Neckarelz oder genauer „KZ Neckarelz I“ genannt – war ein sogenanntes Außen- oder Nebenlager des KZ Natzweiler-Struthof im Elsass. Innerhalb weniger Monate entstanden fünf Ableger des KZ Neckarelz. Diese sechs Lager zählen zu den sogenannten Neckarlagern nördlich von [[Heilbronn]].


Die SS betrieb den KZ-Komplex in der Region Neckarelz im Rahmen der Untertage-Verlagerung eines kriegswichtigen Industriebetriebs. In zwei Stollen bei [[Obrigheim]] auf der anderen Seite des [[Neckar]]s sollte ein Flugzeugmotoren-Werk der Firma Daimler-Benz untergebracht werden. Rund 5000 KZ-Häftlinge und 5000 weitere Arbeitskräfte (vor allem  [[Zwangsarbeit]]er) bauten zu diesem Zweck die Stollen „Goldfisch“ und „Brasse“ aus.
Am 22. November fuhren etwa 20 SS-Männer und 10 Häftlinge von Natzweiler nach Neckarelz. Damit war die [[Konzentrationslager Natzweiler kommt nach Nordbaden|Räumung des Stammlagers in Frankreich abgeschlossen.]] Dieser Stab der bisherigen Haupt-Kommandantur nahm sein Quartier im Dorf [[Guttenbach]] am linken Neckarufer ein, etwa sechs Kilometer nordwestlich von Neckarelz. Die SS-Leute versuchten unter dem Kommandanten Hartjenstein (früher im KZ Auschwitz), die Verwaltung für den gesamten noch übrigen Komplex der Außenlager fortzuführen. Der Name „Konzentrationslager Natzweiler“ wurde nach außen hin jedoch beibehalten.


Heute sieht man kaum noch etwas von der Untertage-Fabrik. Die KZ-Gedenkstätte Neckarelz in Mosbach und der Geschichtslehrpfad ''Goldfischpfad'' bei Obrigheim erinnern an die KZ in der Region Neckarelz und an das Untertage-Motorenwerk.
== Bau==
[[Datei:MOS_Neckarelz_Schulhaus.jpg|mini|rechts|Schulhaus Neckarelz - ehemaliges KZ]]


== Der KZ-Komplex in der Region Neckarelz ==
Der Umbau der damaligen Volksschule zu einem Konzentrationslager begann im März 1944. Das genaue Datum ziwschen dem 15. und 21. März ist umstritten, da ein Baubericht, die offizielle Liste aus dem Stammlager Natzweiler und ein Bericht des ersten Lagerführers Adolf Michel nicht übereinstimmen.<ref>KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Die ersten 500 Häftlinge treffen ein"</ref>
=== KZ Neckarelz I ===
Am 15. März 1944 wurden 500 Häftlinge des [[KZ Dachau]] in der Neckarelzer Schule einquartiert. Es wurden fünf Klassenzimmer zu Schlafräumen für jeweils etwa die Hälfte der 800 Häftlinge umfunktioniert. Sie mußten in 12-Stunden-Schichten arbeiten und nutzten die Schlafstellen abwechselnd. Der Schulhof wurde zum Appellplatz. Umgeben war das ganze Geviert von Stacheldrahtverhau. 1944 wurden zusätzlich in dem Bereich einige Baracken gebaut. Die Belegung stieg auf 2500 Personen an. Das Lager Neckarelz I war das größte Neckarlager in der Region Neckarelz.


Lagerkommandanten waren vom 15. März bis zum 15. Mai 1944 Franz Hößler (ehemaliger Schutzhaftlagerführer im KZ Auschwitz I), danach Franz Hofmann bis zum 15. Oktober 1944 (auch aus Auschwitz). Bis zum März 1945 folgte in dieser Aufgabe der Luftwaffenhauptmann Wilhelm Streit, der im September 1944 der SS beigetreten war.
Die Fenster zur Straßenseite (damals Mosbacher Straße) und der Haupteingang wurden mit Brettern versperrt und ein Schild "Arbeitslager Neckarelz" angebracht. Sechs Klassenzimmer wurden zu Schlafräumen umgebaut. Der Schulhof wurde zum Appellplatz. Außen wurde das Lager mit einem doppelten Stacheldrahtzaun gesichert.<ref>KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Der Standort Neckarelz - eine Schule wird KZ"</ref>


Den Weg von Neckarelz nach Obrigheim mussten die Häftlinge täglich zu Fuß über die damals bestehende Eisenbahnbrücke zurücklegen. Dabei klapperten ihre Holzpantinen auf den Straßen und den Brückenbohlen unüberhörbar.
[[Datei:MOS_Neckarelz_KZ_Baracke.jpg|mini|rechts|Originalbaracke in der Gedenkstätte]]
Im Laufe des Betriebs wurden um den Appellplatz Funktionsbaracken errichtet, welche durch alliierte Luftaufnahmen dokumentiert wurden:<ref>KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Das KZ Neckarelz Schule"</ref>


=== Weitere Neckarlager ===
*Handwerkerbaracken
Für den enormen Arbeitskräftebedarf wurden in den folgenden Monaten fünf Unterkommandos des KZ Neckarelz errichtet: in [[Neckargerach]], in Neckarelz am Alten Bahnhof („Neckarelz II“) sowie drei kleinere Lager in [[Asbach (Baden)]], [[Bad Rappenau]] und [[Neckarbischofsheim]]. Bis Juni 1944 kamen 2000 Bauhäftlinge in den Lagern Neckargerach und Neckarelz II unter. Aus den Häftlingsbaracken des Kommandos in Neckarbischofsheim entwickelte sich die heutige Schwarzbachsiedlung.
*Wasch- und Abortbaracke
*Desinfektions- und Entlausungsbaracke
*Baracken des Krankenreviers und Ambulanz
*Russenbaracken


Insgesamt waren etwa 5.000 Gefangene in einem der zum Neckarelzer Lager gehörigen Kommandos. Nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge wurden aussortiert, d.h. sie wurden Natzweiler, Dachau oder Vaihingen deportiert. Allein bis Oktober 1944 waren dies bei drei Transporten mindestens 750 Personen.
== Häftlingstransporte und Belegung des KZ ==


=== Evakuierung ===
Die Häftlingszahlen schwankten im Laufe ständig neu ankommender Transporte und deren Weiterleitung in die Außenkommandos zwischen 500 bis 1100 KZ-Häftlingen.<ref>Georg Fischer: KZ Komplex Neckarlager (Auflage 2012), S. 17 </ref>  
Am 28. März 1945, als die Ankunft amerikanischer Truppen absehbar war, begannen die SS-ler 2400 gehfähige Häftlinge mit einem Fußmarsch abzutransportieren. Unter diesen befanden sich auch Häftlinge aus den KZ in Heppenheim und Bensheim. Der „[[Todesmarsch]]“ endete in Schwäbisch Hall. Von dort ging der Transport zum KZ Dachau mit der Eisenbahn weiter, wo etwa 2300 ankamen. Wie viele der 100 Fehlenden fliehen konnten und wie viele starben oder getöten wurden, ist nicht bekannt. Die gehunfähigen Häftlinge wurden in einem Zug abtransportiert, der nur bis [[Osterburken]] kam. Dort konnten am 3. April etwa 850 Häftlinge von amerikanischen Truppen befreit werden.<ref>Georg Fischer: ''Erinnerung an den Hessentaler und Kochendorfer Todesmarsch'' ([https://www.gedenkstaetten-bw.de/fileadmin/gedenkstaetten/pdf/gedenkstaetten/ostalbkreis__hessentaler_kochendorfer_todesmarsch.pdf online] bei gedenkstaetten-bw.de), S. 2: Abschnitt ''Nach Dachau''.</ref>
== Der Verein zur Gründung einer Gedenkstätte in Mosbach==
 
Der Verein »KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V. « wurde im Jahr 1993 gegründet. Er hat ca. 150 Mitglieder und ist als gemeinnützig anerkannt. Ihm ist tatsächlich gelungen, eine im öffentlichen Bewusstsein verankerte Gedenkstätte aufzubauen, die eine Dauerausstellung präsentiert und im Jahreskreis immer wieder neue themenbezogene gut besuchte Veranstaltungen<ref>[http://www.kz-denk-neckarelz.de/verein-veranstaltungen/veranstaltungen Laufendes Programm]</ref> ausrichtet. 2011 eröffnete die neue KZ-Gedenkstätte hinter der Clemens-Brentano-Grundschule. Auch der [[Geschichtslehrpfad „Goldfisch“]] verbindet die Erinnerung und Mahnung an die hier begangenen Verbrechen von 1944/45 (seit 1999). Es handelt sich um einen Rundweg in Obrigkeit von ca. 2,5 km Länge, der die oberirdischen Überreste der eigentlich unterirdischen Rüstungsfabrik »Goldfisch« mit einander verbindet.
== Erinnerung ==
Die Stollen und Tunnels bestehen bis heute. In der Gipsgrube beim Stollen ''Goldfisch'' wird weiterhin Gips abgebaut. Der Stollen ''Brasse'' und der Bahntunnel bei Obrigheim sind aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich.
 
=== Der „Goldfischpfad“ ===
Der zwei Kilometer lange Rundweg [[Goldfischpfad]] funktioniert wie ein Lehrpfad. Seine Stationen erinnern an die Arbeit der Häftlinge im Bergwerk in Obrigheim. Er beginnt am ehemaligen Bahntunnel und ''Bahnhof Finkenhof'' am südöstlichen Ortsrand. In der Nähe liegt ein kleines Industriegebiet von Obrigheim und das Straßenverkehrskreuz Mosbach quer über den [[Neckar]]. Seine mit kurzen Texten beschrifteten Stationen sind:
 
# Tunnel/Bahnhof
# Kesselhaus – Hauptaufgabe war die Warmlufbereitung zur Verhütung von Rostschäden an den Motoren in den weitläufigen und feuchtkühlen Stollen
# Alte gebogene Eisenbahnbrücke über den Neckar (am alten Bahnwärterhaus)
# Umschlaghalle
# Treppenweg (1999 wieder freigelegt)
# Talblick
# Stolleneingang »Goldfisch«
# Küchenbaracke
# Stolleneingang »Brasse«
# Wasserversorgung
 
=== Gedenkstätten ===
An der Schule wurde bereits in den 1940er Jahren eine Gedenktafel der Häftlingsvereinigung angebracht.
 
78 Menschen, die zwischen April und Oktober 1944 als Häftlinge in den KZ in Neckarelz und Umgebung umkamen, wurden im Heidelberger Krematorium verbrannt, die Asche wurde auf dem Kirchheimer Friedhof vergraben. Im April wurde ein Denkmal auf dem Friedhof eingeweiht.<ref>[https://elisabeth-von-thadden-schule.de/aktuelles/news/ein-denkmal-fuer-die-toten-der-kz-aussenlager-um-neckarelz-und-obrigheim-in-heidelberg-kirchheim-11670 ''Ein Denkmal für die Toten der KZ-Außenlager um Neckarelz und Obrigheim in Heidelberg-Kirchheim''] elisabeth-von-thadden-schule.de, 21. Mai 2024.</ref>
 
== Anmerkungen ==
Zusätzlich zu den sechs Neckarlagern in der Region Neckarelz, die zu den KZ zählen, gab es in der Region zahlreiche Zwangsarbeiterlager. Darunter das Lager Hohl in Neckarelz (für 1100 Ostarbeiter), in Mosbach (das Hammerlager für SS-Strafgefangene, das Lager in der Turnhalle für italienische Militärinternierte), ein Lager in Obrigheim für „Westeuropäische Fremdarbeiter“, das Lager am Bahnhof [[Hassbachtal]] und ein Lager in [[Oberschefflenz]].
 
In der Umgebung befanden sich auch noch weitere, ebenfalls unterirdisch ausgelagerte Rüstungsanlagen. Auch ein Eisenbahntunnel in der Nähe von Obrigheim mit dem Decknamen ''Kormoran'' war dafür vorgesehen, er wurde aber dann nur als Lagerfläche genutzt.
 
Das Rathaus in [[Guttenbach]] und das Schloss in [[Binau]], wenige Kilometer flussabwärts, waren von Ende November 1944 bis Anfang März 1945 Sitz der SS-Kommandantur des KZ Natzweiler. Die Natzweiler-Kommandantur versuchte dort die Verwaltung der zahlreichen Außenlager wieder aufzubauen, als das Stammlager in Natzweiler nicht mehr existierte.
 
Das hauptsächlich beteiligte Autounternehmen begann in den 1990er Jahren mit der historischen Aufarbeitung seiner Firmengeschichte und unterstützte den örtlichen Gedenkverein.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{Weblink|www.kz-denk-neckarelz.de|Website der KZ-Gedenkstätte Neckarelz}}
* {{Weblink|www.kz-denk-neckarelz.de|Website der KZ-Gedenkstätte Neckarelz}}
* Seite der [https://www.struthof.fr/de/le-site/le-memorial-et-la-necropole Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler] (auf der Seite struthof.fr/de/le-site/le-memorial-et-la-necropole )
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Konzentrationslager Wikipedia-Artikel zum System der Konzentrationslager und ihrer KZ-Nebenlager]
** [https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Natzweiler-Struthof Wikipedia-Artikel zum Konzentrationslager Natzweiler-Struthof] (Stamm- oder Hauptlager)<ref>französische Wikipediaseite: https://fr.wikipedia.org/wiki/Camp_de_concentration_de_Natzweiler-Struthof </ref>
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Verbund_der_Gedenkstätten_im_ehemaligen_KZ-Komplex_Natzweiler Seite über den Verbund der Gedenkstätten]
===Anmerkungen, Referenzen===
<references/>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Georg Fischer, Christina Herr: ''KZ-Komplex Neckarlager.'' CD-ROM, 2. Auflage, 2006. Herausgegeben von der KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.
* Georg Fischer: ''KZ-Komplex Neckarlager.'' CD-ROM, 3. Auflage, 2012. Herausgegeben von der KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.
* Neil Gregor: ''Stern und Hakenkreuz. Daimler-Benz im Dritten Reich.'' Propyläen, Berlin 1997, ISBN 3-549-05604-4
* Neil Gregor: ''Stern und Hakenkreuz. Daimler-Benz im Dritten Reich.'' Propyläen, Berlin 1997, ISBN 3-549-05604-4.
* Tobias Markowitsch, Katrin Rautnig: ''Goldfisch und Zebra. Das Konzentrationsaußenlager Neckarelz.'' Mosbach, KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V. Selbstverlag, 2005, 241 Seiten, ISBN 3-88260-072-1; vollständig überarbeitet 2. Auflage bei Röhrig, St. Ingbert 2011, ISBN 978-3-86110-490-2
* Tobias Markowitsch, Katrin Rautnig: ''Goldfisch und Zebra. Das Konzentrationsaußenlager Neckarelz.'' Mosbach, KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V. Selbstverlag, 2005, ISBN 3-88260-072-1; vollständig überarbeitete 2. Auflage bei Röhrig, St. Ingbert 2011, ISBN 978-3-86110-490-2.
* Arno Plock: ''Damals … in jenen dunklen Jahren. Als KZ-Häftling Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie.'' 1994 (DB AG) - 2. überarb. Fassung 2007 (kz-denk-neckarelz.de selbstverlag, Mosbach). 95 S. (ohne ISBN)
* Arno Plock: ''Damals … in jenen dunklen Jahren. Als KZ-Häftling Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie.'' 1994 (DB AG). 2., überarbeitete Fassung 2007 (kz-denk-neckarelz.de selbstverlag, Mosbach). Ohne ISBN.
* Hans-Werner Scheuing: ''„ … als Menschenleben gegen Sachwerte gewogen wurden.“ Die Anstalt Mosbach im Dritten Reich.'' Universitätsverlag Winter, Heidelberg. 1997 und 2. Auflage 2004. 543 Seiten, ISBN 3825316076 (enthält Hinweise auf Nutzung und den Zukauf von Gebäuden bei den Johannes-Anstalten Mosbach in Schwarzach)
* Michael Schmid: ''Goldfisch, Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Eine Lokalhistorie zum Umgang mit Menschen.'' In: ''Das Daimler-Benz-Buch. Ein Rüstungskonzern im "Tausendjährigen Reich“'' (Schriften der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 3). Greno, Nördlingen 1987, ISBN 3891909500, S. 482 ff.  
* Michael Schmid: ''Goldfisch, Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Eine Lokalhistorie zum Umgang mit Menschen.'' In: ''Das Daimler-Benz-Buch. Ein Rüstungskonzern im "Tausendjährigen Reich“.'' Greno, Nördlingen 1987. 829 S., ISBN 3891909500 (Hrsg: Schriften der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 3), S. 482ff.  
* Maurice Voutey: ''Gefangener des Unwahrscheinlichen. Vier Jahreszeiten in Dachau und in den Neckarlagern.'' Übersetzt von Dorothee Roos. Dallau, 2002. (Erinnerungsbuch des französischen Résistance-Mitglieds (FNDIRP), Historikers und Schriftstellers, in Frankreich 1995 erschienen.)
* Maurice Voutey: ''Gefangener des Unwahrscheinlichen. Vier Jahreszeiten in Dachau und in den Neckarlagern.'' Übersetzt von Dorothee Roos. Dallau, 2002. (Erinnerungsbuch des französischen Résistance-Mitglieds (FNDIRP), Historikers und Schriftstellers, in Frankreich 1995 erschienen.)


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Mosbach]]
<references />
[[Kategorie:Museum]]
 
[[Kategorie:Geschichte]]
[[Kategorie:Geschichte]]
[[Kategorie:Denkmal (Mosbach)]]
[[Kategorie:Denkmal (Neckar-Odenwald-Kreis)]]
[[Kategorie:Nationalsozialismus]]
[[Kategorie:Nationalsozialismus]]

Aktuelle Version vom 29. August 2024, 00:27 Uhr

In Mosbach wurde das Konzentrationslager Neckarelz im März 1944 zunächst als KZ-Nebenlager (eine Außenstelle]] des deutschen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im besetzten französischen Elsass südwestlich von Strasbourg (Straßburg) errichtet. Es bestand als Konzentrationslager (KZ, K.L.) unter dem Namen des früheren Hauptlagers bis März 1945. In der Nachkriegszeit wurde dafür und andere KZ in der Region bei den ehemaligen Häftlingen auch der Ausdruck Neckarlager verwendet. Dieses Nebenlager wurde wie geplant ab September 1944 zum Kern eines geheimen Rüstungsprojekts zur Produktion von Kriegsflugzeugen der Wehrmacht.

Am 22. November fuhren etwa 20 SS-Männer und 10 Häftlinge von Natzweiler nach Neckarelz. Damit war die Räumung des Stammlagers in Frankreich abgeschlossen. Dieser Stab der bisherigen Haupt-Kommandantur nahm sein Quartier im Dorf Guttenbach am linken Neckarufer ein, etwa sechs Kilometer nordwestlich von Neckarelz. Die SS-Leute versuchten unter dem Kommandanten Hartjenstein (früher im KZ Auschwitz), die Verwaltung für den gesamten noch übrigen Komplex der Außenlager fortzuführen. Der Name „Konzentrationslager Natzweiler“ wurde nach außen hin jedoch beibehalten.

Bau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schulhaus Neckarelz - ehemaliges KZ

Der Umbau der damaligen Volksschule zu einem Konzentrationslager begann im März 1944. Das genaue Datum ziwschen dem 15. und 21. März ist umstritten, da ein Baubericht, die offizielle Liste aus dem Stammlager Natzweiler und ein Bericht des ersten Lagerführers Adolf Michel nicht übereinstimmen.[1]

Die Fenster zur Straßenseite (damals Mosbacher Straße) und der Haupteingang wurden mit Brettern versperrt und ein Schild "Arbeitslager Neckarelz" angebracht. Sechs Klassenzimmer wurden zu Schlafräumen umgebaut. Der Schulhof wurde zum Appellplatz. Außen wurde das Lager mit einem doppelten Stacheldrahtzaun gesichert.[2]

Originalbaracke in der Gedenkstätte

Im Laufe des Betriebs wurden um den Appellplatz Funktionsbaracken errichtet, welche durch alliierte Luftaufnahmen dokumentiert wurden:[3]

  • Handwerkerbaracken
  • Wasch- und Abortbaracke
  • Desinfektions- und Entlausungsbaracke
  • Baracken des Krankenreviers und Ambulanz
  • Russenbaracken

Häftlingstransporte und Belegung des KZ[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Häftlingszahlen schwankten im Laufe ständig neu ankommender Transporte und deren Weiterleitung in die Außenkommandos zwischen 500 bis 1100 KZ-Häftlingen.[4]

Der Verein zur Gründung einer Gedenkstätte in Mosbach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein »KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V. « wurde im Jahr 1993 gegründet. Er hat ca. 150 Mitglieder und ist als gemeinnützig anerkannt. Ihm ist tatsächlich gelungen, eine im öffentlichen Bewusstsein verankerte Gedenkstätte aufzubauen, die eine Dauerausstellung präsentiert und im Jahreskreis immer wieder neue themenbezogene gut besuchte Veranstaltungen[5] ausrichtet. 2011 eröffnete die neue KZ-Gedenkstätte hinter der Clemens-Brentano-Grundschule. Auch der Geschichtslehrpfad „Goldfisch“ verbindet die Erinnerung und Mahnung an die hier begangenen Verbrechen von 1944/45 (seit 1999). Es handelt sich um einen Rundweg in Obrigkeit von ca. 2,5 km Länge, der die oberirdischen Überreste der eigentlich unterirdischen Rüstungsfabrik »Goldfisch« mit einander verbindet.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen, Referenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Die ersten 500 Häftlinge treffen ein"
  2. KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Der Standort Neckarelz - eine Schule wird KZ"
  3. KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Das KZ Neckarelz Schule"
  4. Georg Fischer: KZ Komplex Neckarlager (Auflage 2012), S. 17
  5. Laufendes Programm
  6. französische Wikipediaseite: https://fr.wikipedia.org/wiki/Camp_de_concentration_de_Natzweiler-Struthof

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Fischer: KZ-Komplex Neckarlager. CD-ROM, 3. Auflage, 2012. Herausgegeben von der KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.
  • Neil Gregor: Stern und Hakenkreuz. Daimler-Benz im Dritten Reich. Propyläen, Berlin 1997, ISBN 3-549-05604-4.
  • Tobias Markowitsch, Katrin Rautnig: Goldfisch und Zebra. Das Konzentrationsaußenlager Neckarelz. Mosbach, KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V. Selbstverlag, 2005, ISBN 3-88260-072-1; vollständig überarbeitete 2. Auflage bei Röhrig, St. Ingbert 2011, ISBN 978-3-86110-490-2.
  • Arno Plock: Damals … in jenen dunklen Jahren. Als KZ-Häftling Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie. 1994 (DB AG). 2., überarbeitete Fassung 2007 (kz-denk-neckarelz.de selbstverlag, Mosbach). Ohne ISBN.
  • Michael Schmid: Goldfisch, Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Eine Lokalhistorie zum Umgang mit Menschen. In: Das Daimler-Benz-Buch. Ein Rüstungskonzern im "Tausendjährigen Reich“ (Schriften der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 3). Greno, Nördlingen 1987, ISBN 3891909500, S. 482 ff.
  • Maurice Voutey: Gefangener des Unwahrscheinlichen. Vier Jahreszeiten in Dachau und in den Neckarlagern. Übersetzt von Dorothee Roos. Dallau, 2002. (Erinnerungsbuch des französischen Résistance-Mitglieds (FNDIRP), Historikers und Schriftstellers, in Frankreich 1995 erschienen.)