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Rohrbacher Schlösschen
Das Rohrbacher Schlösschen ist ein ehemaliges Jagdschloss, das nach einer wechselvollen Geschichte jetzt Teil der Thoraxklinik in Heidelberg-Rohrbach ist.
Der damalige Pfalzgraf und spätere Herzog von Zweibrücken Karl August ließ das Gebäude 1770 als Jagdschloss errichten. Um seine Gäste unterzubringen, erwarb er zusätzlich den Bierhelder Hof und den Thann'schen Hof. Westlich des Schlosses ließ er einen ausgedehnten Park mit einem großen Weiher anlegen.[1] Die damaligen Einwohner von Rohrbach mussten für den Pfalzgrafen eine Straße zum Bierhelder Hof anlegen, ihr damaliges Rathaus mussten sie ihm verkaufen, weil er dort einen Pferdestall einrichten wollte (heute Amalienstraße) 4. 1775 wurde Karl August regierender Herzog von Zweibrücken, das Jagdschlösschen verwaiste nunmehr. Als der Herzog 1795 starb, trat sein Bruder Max Joseph das Erbe an. Da inzwischen die Franzosen das linksrheinische Herrschaftsgebiet Zweibrücken besetzt hatten, musste er sich auf das rechtsrheinische Überbleibsel, das Rohrbacher Schlösschen, zurückziehen.
1799 wurde Max Joseph Erbe des kinderlos gestorbenen bayerisch-pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor. Er zog mit seiner Familie nach München, das Rohrbacher Schlösschen stand wieder leer.
1803 schenkte Max Joseph das Schlösschen seiner Schwiegermutter, der Markgräfin Amalie von Baden. Diese residierte im Schloss Bruchsal, das Napoleon ihr als Witwensitz zugewiesen hatte, verbrachte aber die Sommermonate häufig im Rohrbacher Schlösschen. Amalie ließ das Schlösschen von Friedrich Weinbrenner im klassizistischen Stil umbauen, so wie heute noch sichtbar. Mithilfe ihrer Schwiegersöhne Zar Alexander, dem König von Schweden und dem Herzog von Braunschweig intrigierte die "Schwiegermutter Europas", wie sie damals genannt wurde, gegen Napoleon. Im Juni 1815 kam es zum "Kaisertreffen", bei dem Zar Alexander und Kaiser Franz I. zusammen mit anderen Fürsten im Rohrbacher Schlösschen berieten, wie es mit Napoleon weitergehen solle.
1832 starb Amalie. Ihre Erben verkauften das Schlösschen an George Brown Stulz. Als dieser 1841 starb, heiratete seine Witwe den Gartenbaumeister Ulrich Schelkly, der nach dem Tod seiner Ehefrau 1850 Alleinerbe war. Dessen Sohn Dr. Wilhelm Schelkly verkaufte das Anwesen 1898 an den Verein für Genesungsfürsorge in Karlsruhe, der im Schlösschen ein Erholungsheim für badische Krankenkassenmitglieder einrichtete. Häufig waren das Tuberkulose-Kranke. Im Ersten Weltkrieg diente das Schlösschen als Lazarett, gleich nach dem Krieg als Krankenhaus für Tuberkulose-Kranke unter den Kriegsopfern.
1928 erwarb die Landesversicherungsanstalt Baden das Anwesen, um darauf ein Tuberkulose-Krankenhaus zu begründen und weitere Gebäude zu errichten. Der Englische Park schrumpfte dadurch nach und nach bis zum heutigen Rest. Das Schlösschen selbst diente nunmehr nur noch als Verwaltungs- und Schwesternhaus. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg das "Krankenhaus Rohrbach" als Thoraxklinik zur renommierten Lungen-Fachklinik auf, das Schlösschen wurde nun Unterrichts- und Vortragshaus der Klinik.
In den Jahren 2006 - 2008 wurde das Schlösschen vollständig renoviert, die Räume im Stil des 18. Jahrhunderts restauriert und das Haus in ein modernes Kongresszentrum umgebaut. Im Schlösschen befinden sich auch ein europaweit einmaliges Tuberkulose-Museum und das Tuberkulose-Archiv der Klinik.
Fotos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Werner Ebert, Das Rohrbacher Schlösschen. Vom Jagdschlösschen des Herzogs Carl II. August von Pfalz-Zweibrücken zur Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg, herausgegeben von der Thoraxklinik Heidelberg (vergriffen)
- Gustav Knauber, Das Rohrbacher Schlösschen, in: Jahrbuch zur Geschichte der Stadt Heidelberg, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Heidelberg 2014, S. 226 - 228
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Der damalige Gartenbaumeister lässt sich nicht mehr ermitteln, der häufig genannte Friedrich Ludwig Sckell wurde erst später auf dem Anwesen tätig