Nationalliberale Partei: Unterschied zwischen den Versionen

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Im Deutschen Reich wurde die in den Reichstagswahlen sehr erfolgreiche NLP<ref><small>Sie stellte von 1871 bis 1881 die stärkste Fraktion im Reichstag</small></ref> faktisch zur Regierungspartei, auf die sich der Kanzler Bismarck bis in die späten Siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts hauptsächlich stützte.
Im Deutschen Reich wurde die in den Reichstagswahlen sehr erfolgreiche NLP<ref><small>Sie stellte von 1871 bis 1881 die stärkste Fraktion im Reichstag</small></ref> faktisch zur Regierungspartei, auf die sich der Kanzler Bismarck bis in die späten Siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts hauptsächlich stützte.
Die Partei war durch eine ausgeprägte Interessen- und Meinungsvielfalt ihrer Mitglieder gekennzeichnet. Als die Differenzen in der Reichstagsfraktion immer tiefer geworden waren und Anhänger des linken Flügels zur Überzeugung kamen, dass die fortdauernde Unterstützung der Politik Bismarcks durch die Nationalliberalen dazu führte, dass grundlegende liberale Prinzipien geopfert wurden, erklärten sie 1880 den Austritt aus der Reichstagsfraktion der NLP. Der Vorgang wurde als ''Sezession'' bezeichnet. Die Sezessionisten gründeten die ''Liberale Vereinigung'', die 1884 mit der [[Deutsche Fortschrittspartei|Deutschen Fortschrittspartei]] zur [[Deutsche Freisinnige Partei|Deutschen Freisinnigen Partei]] fusionierte.


Ende der 1890er Jahre entstanden vereinzelt lokale Vereine der nationalliberalen Jugend. Diese schlossen sich allmählich in den einzelnen Bundesstaaten wie Baden, Bayern, Württemberg, dem Rheinland und Westfalen zu Landesverbänden zusammen und schließlich, 1901, zum Reichsverband der Vereine der nationalliberalen Jugend.
Ende der 1890er Jahre entstanden vereinzelt lokale Vereine der nationalliberalen Jugend. Diese schlossen sich allmählich in den einzelnen Bundesstaaten wie Baden, Bayern, Württemberg, dem Rheinland und Westfalen zu Landesverbänden zusammen und schließlich, 1901, zum Reichsverband der Vereine der nationalliberalen Jugend.
Während des Ersten Weltkrieges gingen führende Nationalliberale immer weiter nach rechts und unterstützen schließlich Forderungen nach Annexionen als Kriegsziel. Insbesondere der Vorsitzende Bassermann, aber auch z.B. Gustav Stresemann taten sich dabei hervor. 1918 wurde die Partei aufgelöst.


=== Die Nationalliberalen in Baden ===
=== Die Nationalliberalen in Baden ===
Die ''gemäßigten Liberalen'' hatten sich am 23. Juli 1863 eine Organisation geschaffen und auf einer Versammlung am 27. Dezember 1866 das Programm einer "liberalen und nationalen Partei Badens" beschlossen.<ref><small>Vogel/Haungs, ''Wahlkampf und Wählertradition'', S. 60 im Anschluss an Thomas Nipperdey, ''Die Organisation der deutschen Parteien vor 1918'', Düsseldorf 1961</small></ref>Wie andernorts auch war die gesamtliberale Organisation auch in Baden in den Händen der Nationalliberalen. Der Typus ihrer lokalen Parteiorganisation war das ''Komitee''. Relativ offene Landesversammlungen bildeten in Baden den Mittelbau der Partei; führende Gesinnungsgenossen aus den Bezirken kamen dort zusammen. Die Parteiführung im Großherzogtum lag formell beim ''Landesausschuss'', dessen Einberufung jedoch im Ermessen des Partei- und Fraktionsführers [[Friedrich Kiefer]] stand. Erst nach der Wahlniederlage von 1890 wurde bei den Liberalen die Landesorganisation weiter ausgebaut.
Die ''gemäßigten Liberalen'' hatten sich am 23. Juli 1863 eine Organisation geschaffen und auf einer Versammlung am 27. Dezember 1866 das Programm einer "liberalen und nationalen Partei Badens" beschlossen.<ref><small>Vogel/Haungs, ''Wahlkampf und Wählertradition'', S. 60 im Anschluss an Thomas Nipperdey, ''Die Organisation der deutschen Parteien vor 1918'', Düsseldorf 1961</small></ref>Wie andernorts war die gesamtliberale Organisation auch in Baden in den Händen der Nationalliberalen. Der Typus ihrer lokalen Parteiorganisation war das ''Komitee''. Relativ offene Landesversammlungen bildeten in Baden den Mittelbau der Partei; führende Gesinnungsgenossen aus den Bezirken kamen dort zusammen. Die Parteiführung im Großherzogtum lag formell beim ''Landesausschuss'', dessen Einberufung jedoch im Ermessen des Partei- und Fraktionsführers [[Friedrich Kiefer]] stand. Erst nach der Wahlniederlage von 1890 wurde bei den Liberalen die Landesorganisation weiter ausgebaut.
 
Von den badischen nationalliberalen Politikern schloss sich der Reichstagsabgeordnete Markus Pflüger der ''Sezession'' und später der [[Freisinnige Partei|Freisinnigen Volkspartei]] an; der Anhang dieser Partei blieb in Baden zunächst auf Lörrach beschränkt, ab 1889 wurden aber auch in [[Karlsruhe]] und anderen Gemeinden ''freisinnige Vereine'' gegründet. Nachdem die Nationalliberalen die Forderung nach direktem Wahlrecht für die Landtagswahlen in ihr Programm aufgenommen hatten, näherten sich die Freisinnigen diesen seit 1899 wieder an; dasselbe galt für die Demokraten ab 1903/04.Daraus entstand 1905 der ''Liberale Block'' für ein gemeinsames taktisches Vorgehen bei der Landtagswahl. Das Bündnis wurde für die Reichstagswahlen 1907 und 1912 erneuert. Dieser liberale Block schloss sich mit den Sozialdemokraten sogar zum ''Großblock'' zusammen, um Wahlerfolge der Zentrumspartei zu verhindern. Diese Bündnispolitik wurde von den weiter rechts stehenden Parteifreunden aus Norddeutschland ebenso kritisiert wie vom Vorsitzenden der Nationalliberalen Partei, [[Ernst Bassermann]]. Bei dieser relativ linken Orientierung der badischen Nationalliberalen spielte der Einfluss der nationalliberalen Jugendvereine, die in Baden relativ stark waren, eine nicht zu unterschätzende Rolle.<ref><small>Vogel/Haungs, ''Wahlkampf und Wählertradition'', S. 62</small></ref>


== Die Liberalen nach 1918 ==
== Die Liberalen nach 1918 ==
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