Nationalliberale Partei

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Die Nationalliberale Partei (abgekürzt N.P., im neueren Schrifttum auch NLP) war eine politische Partei in Deutschland, die aus der preußischen Fortschrittspartei hervorging. Anlass der Abspaltung war der Verfassungskonflikt im August 1866 infolge der von der preußischen Regierung verlangten Indemnität. Im Kern ging es dabei um Bismarcks Einigungspolitik, bei der die kleindeutsche Lösung mit militärischer Gewalt durchgesetzt wurde. Die Nationalliberalen entschlossen sich, das Freiheitsthema zurückzustellen und zunächst die deutsche Einheit zu erreichen. Ihre Partei galt daher als "Reichsgründungspartei".

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem sich viele Liberale in den von Preußen hinzugewonnenen Provinzen der neuen Partei angeschlossen hatten (wie z.B. Miquel und Bennigsen in der Provinz Hessen) fasste diese auch in den anderen deutschen Einzelstaaten Fuß, vor allem in Süddeutschland.

Im Deutschen Reich wurde die in den Reichstagswahlen sehr erfolgreiche NLP[1] faktisch zur Regierungspartei, auf die sich der Kanzler Bismarck bis in die späten Siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts hauptsächlich stützte.

Die Partei war durch eine ausgeprägte Interessen- und Meinungsvielfalt ihrer Mitglieder gekennzeichnet. Als die Differenzen in der Reichstagsfraktion immer tiefer geworden waren und Anhänger des linken Flügels zur Überzeugung kamen, dass die fortdauernde Unterstützung der Politik Bismarcks durch die Nationalliberalen dazu führte, dass grundlegende liberale Prinzipien geopfert wurden, erklärten sie 1880 den Austritt aus der Reichstagsfraktion der NLP. Der Vorgang wurde als Sezession bezeichnet. Die Sezessionisten gründeten die Liberale Vereinigung, die 1884 mit der Deutschen Fortschrittspartei zur Deutschen Freisinnigen Partei fusionierte.

Ende der 1890er Jahre entstanden vereinzelt lokale Vereine der nationalliberalen Jugend. Diese schlossen sich allmählich in den einzelnen Bundesstaaten wie Baden, Bayern, Württemberg, dem Rheinland und Westfalen zu Landesverbänden zusammen und schließlich, 1901, zum Reichsverband der Vereine der nationalliberalen Jugend.

Während des Ersten Weltkrieges gingen führende Nationalliberale immer weiter nach rechts und unterstützen schließlich Forderungen nach Annexionen als Kriegsziel. Insbesondere der Vorsitzende Bassermann, aber auch z.B. Gustav Stresemann taten sich dabei hervor. 1918 wurde die Partei aufgelöst.

Die Nationalliberalen in Baden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die gemäßigten Liberalen hatten sich am 23. Juli 1863 eine Organisation geschaffen und auf einer Versammlung am 27. Dezember 1866 das Programm einer "liberalen und nationalen Partei Badens" beschlossen.[2]Wie andernorts war die gesamtliberale Organisation auch in Baden in den Händen der Nationalliberalen. Der Typus ihrer lokalen Parteiorganisation war das Komitee. Relativ offene Landesversammlungen bildeten in Baden den Mittelbau der Partei; führende Gesinnungsgenossen aus den Bezirken kamen dort zusammen. Die Parteiführung im Großherzogtum lag formell beim Landesausschuss, dessen Einberufung jedoch im Ermessen des Partei- und Fraktionsführers Friedrich Kiefer stand. Erst nach der Wahlniederlage von 1890 wurde bei den Liberalen die Landesorganisation weiter ausgebaut.

Von den badischen nationalliberalen Politikern schloss sich der Reichstagsabgeordnete Markus Pflüger der Sezession und später der Freisinnigen Volkspartei an; der Anhang dieser Partei blieb in Baden zunächst auf Lörrach beschränkt, ab 1889 wurden aber auch in Karlsruhe und anderen Gemeinden freisinnige Vereine gegründet. Nachdem die Nationalliberalen die Forderung nach direktem Wahlrecht für die Landtagswahlen in ihr Programm aufgenommen hatten, näherten sich die Freisinnigen diesen seit 1899 wieder an; dasselbe galt für die Demokraten ab 1903/04.Daraus entstand 1905 der Liberale Block für ein gemeinsames taktisches Vorgehen bei der Landtagswahl. Das Bündnis wurde für die Reichstagswahlen 1907 und 1912 erneuert. Dieser liberale Block schloss sich mit den Sozialdemokraten sogar zum Großblock zusammen, um Wahlerfolge der Zentrumspartei zu verhindern. Diese Bündnispolitik wurde von den weiter rechts stehenden Parteifreunden aus Norddeutschland ebenso kritisiert wie vom Vorsitzenden der Nationalliberalen Partei, Ernst Bassermann. Bei dieser relativ linken Orientierung der badischen Nationalliberalen spielte der Einfluss der nationalliberalen Jugendvereine, die in Baden relativ stark waren, eine nicht zu unterschätzende Rolle.[3]

Die Liberalen nach 1918[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gefolge der Novemberrevolution löste sich die NLP auf. Gustav Stresemann gründete die Deutsche Volkspartei (DVP), die die Tradition der NLP fortsetzte, während eine Minderheit mit Politikern der Fortschrittlichen Volkspartei die Deutsche Demokratische Partei (DDP) gründete.

Bekannte Nationalliberale, vor allem in Nordbaden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Bassermann (1854 - 1817), Rechtsanwalt und Stadtrat (NLP) in Mannheim, im Parteivorstand der NLP seit 1893, Vorsitzender der Reichtstagsfraktion der NLP seit 1898, Rücktritt von allen politischen Ämtern 1917
  • Wilhelm Blum (1831 - 1904), vertrat u.a. den Wahlkreis Großherzogtum Baden 13 (Heidelberg - Eberbach - Mosbach) im deutschen Reichstag von 1871 - 1884

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Nipperdey, Die Organisation der deutschen Parteien vor 1918, Band 18 der Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Düsseldorf 1961
  • Bernhard Vogel, Peter Haungs, Wahlkampf und Wählertradition. Eine Studie zur Bundestagswahl von 1961, Politische Forschungen Band 7, herausgegeben von Dolf Sternberger, Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen 1965. Die Studie enthält einen ausführlichen Teil zur Geschichte der badischen Parteien in der Kaiserzeit, der Weimarer Republik und der Zeit seit 1945.

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sie stellte von 1871 bis 1881 die stärkste Fraktion im Reichstag
  2. Vogel/Haungs, Wahlkampf und Wählertradition, S. 60 im Anschluss an Thomas Nipperdey, Die Organisation der deutschen Parteien vor 1918, Düsseldorf 1961
  3. Vogel/Haungs, Wahlkampf und Wählertradition, S. 62

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