Konzentrationslager Neckarelz

Aus dem Rhein-Neckar-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

In Mosbach wurde das Konzentrationslager Neckarelz im März 1944 zunächst als KZ-Nebenlager (eine Außenstelle]] des deutschen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im besetzten französischen Elsass südwestlich von Strasbourg (Straßburg) errichtet. Es bestand als Konzentrationslager (KZ, K.L.) unter dem Namen des früheren Hauptlagers bis März 1945. In der Nachkriegszeit wurde dafür und andere KZ in der Region bei den ehemaligen Häftlingen auch der Ausdruck Neckarlager verwendet. Dieses Nebenlager wurde wie geplant ab September 1944 zum Kern eines geheimen Rüstungsprojekts zur Produktion von Kriegsflugzeugen der Wehrmacht.

Am 22. November fuhren etwa 20 SS-Männer und 10 Häftlinge von Natzweiler nach Neckarelz. Damit war die Räumung des Stammlagers in Frankreich abgeschlossen. Dieser Stab der bisherigen Haupt-Kommandantur nahm sein Quartier im Dorf Guttenbach am linken Neckarufer ein, etwa sechs Kilometer nordwestlich von Neckarelz. Die SS-Leute versuchten unter dem Kommandanten Hartjenstein (früher im KZ Auschwitz), die Verwaltung für den gesamten noch übrigen Komplex der Außenlager fortzuführen. Der Name „Konzentrationslager Natzweiler“ wurde nach außen hin jedoch beibehalten.

Bau

Schulhaus Neckarelz - ehemaliges KZ

Der Umbau der damaligen Volksschule zu einem Konzentrationslager begann im März 1944. Das genaue Datum ziwschen dem 15. und 21. März ist umstritten, da ein Baubericht, die offizielle Liste aus dem Stammlager Natzweiler und ein Bericht des ersten Lagerführers Adolf Michel nicht übereinstimmen.[1]

Die Fenster zur Straßenseite (damals Mosbacher Straße) und der Haupteingang wurden mit Brettern versperrt und ein Schild "Arbeitslager Neckarelz" angebracht. Sechs Klassenzimmer wurden zu Schlafräumen umgebaut. Der Schulhof wurde zum Appellplatz. Außen wurde das Lager mit einem doppelten Stacheldrahtzaun gesichert.[2]

Originalbaracke in der Gedenkstätte

Im Laufe des Betriebs wurden um den Appellplatz Funktionsbaracken errichtet, welche durch alliierte Luftaufnahmen dokumentiert wurden:[3]

  • Handwerkerbaracken
  • Wasch- und Abortbaracke
  • Desinfektions- und Entlausungsbaracke
  • Baracken des Krankenreviers und Ambulanz
  • Russenbaracken

Häftlingstransporte und Belegung des KZ

Die Häftlingszahlen schwankten im Laufe ständig neu ankommender Transporte und deren Weiterleitung in die Außenkommandos zwischen 500 bis 1100 KZ-Häftlingen.[4]

Der Verein zur Gründung einer Gedenkstätte in Mosbach

Der Verein »KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V. « wurde im Jahr 1993 gegründet. Er hat ca. 150 Mitglieder und ist als gemeinnützig anerkannt. Ihm ist tatsächlich gelungen, eine im öffentlichen Bewusstsein verankerte Gedenkstätte aufzubauen, die eine Dauerausstellung präsentiert und im Jahreskreis immer wieder neue themenbezogene gut besuchte Veranstaltungen[5] ausrichtet. 2011 eröffnete die neue KZ-Gedenkstätte hinter der Clemens-Brentano-Grundschule. Auch der Geschichtslehrpfad „Goldfisch“ verbindet die Erinnerung und Mahnung an die hier begangenen Verbrechen von 1944/45 (seit 1999). Es handelt sich um einen Rundweg in Obrigkeit von ca. 2,5 km Länge, der die oberirdischen Überreste der eigentlich unterirdischen Rüstungsfabrik »Goldfisch« mit einander verbindet.

Weblinks

Anmerkungen, Referenzen

  1. KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Die ersten 500 Häftlinge treffen ein"
  2. KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Der Standort Neckarelz - eine Schule wird KZ"
  3. KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Das KZ Neckarelz Schule"
  4. Georg Fischer: KZ Komplex Neckarlager (Auflage 2012), S. 17
  5. Laufendes Programm
  6. französische Wikipediaseite: https://fr.wikipedia.org/wiki/Camp_de_concentration_de_Natzweiler-Struthof

Literatur

  • Georg Fischer: KZ-Komplex Neckarlager. CD-ROM, 3. Auflage, 2012. Herausgegeben von der KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.
  • Neil Gregor: Stern und Hakenkreuz. Daimler-Benz im Dritten Reich. Propyläen, Berlin 1997, ISBN 3-549-05604-4.
  • Tobias Markowitsch, Katrin Rautnig: Goldfisch und Zebra. Das Konzentrationsaußenlager Neckarelz. Mosbach, KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V. Selbstverlag, 2005, ISBN 3-88260-072-1; vollständig überarbeitete 2. Auflage bei Röhrig, St. Ingbert 2011, ISBN 978-3-86110-490-2.
  • Arno Plock: Damals … in jenen dunklen Jahren. Als KZ-Häftling Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie. 1994 (DB AG). 2., überarbeitete Fassung 2007 (kz-denk-neckarelz.de selbstverlag, Mosbach). Ohne ISBN.
  • Michael Schmid: Goldfisch, Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Eine Lokalhistorie zum Umgang mit Menschen. In: Das Daimler-Benz-Buch. Ein Rüstungskonzern im "Tausendjährigen Reich“ (Schriften der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 3). Greno, Nördlingen 1987, ISBN 3891909500, S. 482 ff.
  • Maurice Voutey: Gefangener des Unwahrscheinlichen. Vier Jahreszeiten in Dachau und in den Neckarlagern. Übersetzt von Dorothee Roos. Dallau, 2002. (Erinnerungsbuch des französischen Résistance-Mitglieds (FNDIRP), Historikers und Schriftstellers, in Frankreich 1995 erschienen.)