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Inge Vollstedt ist eine deutsche Krankenschwester und war von 1983 | '''Inge Vollstedt''' ist eine deutsche Krankenschwester und war von [[1983]] bis 1991 die vierte Schulleitung der renommierten Schwesternschule der [[Universität Heidelberg]]. | ||
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Inge Vollstedt absolvierte ihre Ausbildung zur Krankenschwester am Diakonissenkrankenhaus "Jerusalem" in Hamburg. Sie erwarb | Inge Vollstedt absolvierte ihre Ausbildung zur Krankenschwester am Diakonissenkrankenhaus "Jerusalem" in Hamburg. Sie erwarb anschließend in England die Anerkennung als "State Registered Nurse". Im Jahr 1967 ging sie nach Chicago, um dort als Krankenschwester zu arbeiten und evangelische Theologie zu studieren. An der Schwesternhochschule der Diakonie in Berlin erwarb sie nach der Rückkehr aus den USA die Qualifikation zur Unterrichtsschwester. Im Jahr 1974 ging sie nach Israel, arbeitete daselbst als Krankenschwester und erwarb einen Magistergrad in Hebräisch. Sie arbeitete anschließend an der Krankenpflegeschule des Robert-Bosch-Krankenhauses in [[Stuttgart]], bevor [[Erika von Amann]] sie an die Schwesternschule der Universität Heidelberg holte, um dort die Position der Schulleitung anzutreten. Zwischen 1992 und 1994 erhielt Inge Vollstedt ein Promotionsstipendium der Robert-Bosch-Stiftung in Stuttgart. Sie wurde an der Universität Edinburgh, Schottland, mit einer Arbeit zu Emanuel Levinas promoviert. Während dieser Zeit pflegte sie engeren Kontakt mit dem renommierten Psychiater Klaus Dörner<ref>{{Wikipedia2|Klaus_Dörner|Klaus Dörner}}</ref>, der viel für die Pflege getan hat. Klaus Dörner wohnte während seiner Studienzeit als Medizinstudent im Hause [[Viktor von Weizsäcker]]s im Souterrain. Er pflegte die Tomaten gegen kostenlose Kost und Logis. | ||
Inge Vollstedt und | Inge Vollstedt und Klaus Dörner tauschten sich aus zu Fragen der Philosophie bei Helmuth Plessner<ref>{{Wikipedia2|Helmuth_Plessner|Helmuth Plessner}}</ref> und Emanuel Levinas. Am Diakoniewissenschaftlichen Institut, das mit der Schwesternschule der Universität Heidelberg auch hinsichtlich der Praktikumsplätze in Kindergärten und ambulanter Pflege kooperierte, arbeitete Inge Vollstedt mit [[Theodor Strohm]] zusammen. | ||
Inge Vollstedt und Reinald Schmidt-Richter diskutierten mit Dr. med. Jana Jünger über die Notwendigkeit eines pflegewissenschaftlichen Studiengangs an der [[Medizinische Fakultät Heidelberg|Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg]]. | |||
In die Amtszeit Inge Vollstedts fiel die Gründung des Deutschen Vereins für Pflegewissenschaft (heute: Deutsche Gesellschaft). Frau Vollstedt repräsentierte in der Gründungsphase teilweise die evang. Verbände. Sie stellte zudem das Know-How der Schwesternschule der Universität Heidelberg zur Verfügung und war Motor der Gründungsphase. Dass die Akademisierung der Pflege in Heidelberg - trotz vielversprechender Anfänge nach 1945 mit der Rockefeller-Foundation und der wissenschaftlichen Arbeit durch Heinrich Schipperges, Eduard Seidler und Antje Grauhan et. al., sowie späteren Engagements der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart - nicht zum Durchbruch kam, scheiterte, so zumindest die von vielen geteilte Einschätzung, am Widerstand der Med. Fakultät der Universität Heidelberg. Pflegekräfte, die eine akademische Laufbahn einschlagen wollten, mußten deshalb auf andere Universitäten ausweichen. Nachdem sich schon [[Franz Anton Mai]] am Ende des 18. Jahrhunderts für die Akademisierung der Pflege an der Universität Heidelberg stark gemacht hatte, ist es bedauerlich und kaum noch zeitgemäß, dass die Pflegewissenschaft zweihundert Jahre später an der Universität Heidelberg, trotz eines Klinikums der Maximalversorgung, allenfalls ein Schattendasein fristet, wohingegen an anderen Universitäten Erstaunliches geleistet wird. Die Heidelberger Impulse wurden an anderen Universitäten gerne aufgegriffen und weiter entwickelt. | |||
== Schulleitung der Schwesternschule der Universität Heidelberg == | |||
Nach Olga Freiin von Lersner, Antje Grauhan und [[Erika von Amann]] war Inge Vollstedt die vierte Schulleitung der Schwesternschule der Universität Heidelberg in den Jahren zwischen 1984 und 1991. Im Jahr 1999 initiierte Vollstedt den 3. Dialog für Pflegepersonal, Ärzte und Philosophen an der Schwesternschule der Universität Heidelberg. | Nach Olga Freiin von Lersner, Antje Grauhan und [[Erika von Amann]] war Inge Vollstedt die vierte Schulleitung der Schwesternschule der Universität Heidelberg in den Jahren zwischen 1984 und 1991. Im Jahr 1999 initiierte Vollstedt den 3. Dialog für Pflegepersonal, Ärzte und Philosophen an der Schwesternschule der Universität Heidelberg. | ||
== Publikationen == | |||
* ''Akademisierung der Krankenpflege - ein Ausweg? Positionen und Stellungnahmen'', in: Theologia practica, Zeitschrift für praktische Theologie und Religionspädagogik , Band 26 (1991), 4, Kaiser. München. S. 318-326, ISSN 0049-3643 | |||
* ''The Social Reshaping of Proximity'', Dissertation Universität Edinburgh, Schottland, 1994. [http://www.schmittel.de/hopf/001/wissen5.html Robert Bosch Stipendium für Inge Vollstedt.] | |||
* ''"Pflegewissenschaft als Praxiswissenschaft und Handlungswissenschaft" - von Jutta Dornheim und KollegInnen''. Eine kritische Betrachtung, in: PfleGe, Organ des Deutschen Vereins für Pflegewissenschaft, 6. Jg., Nr.1, 2001, S. 8-16. | |||
== Literatur == | |||
* Robert-Bosch-Stiftung: ''Zehn Jahre „Pflege braucht Eliten“. Qualifizierung von Lehr- und Leitungskräften in der Pflege. Stipendiaten und Kollegiaten 1992-2002'', Robert Bosch Stiftung Stuttgart Nov. 2002. | |||
== Einzelnachweise == | |||
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Aktuelle Version vom 28. Juni 2018, 20:50 Uhr
Inge Vollstedt ist eine deutsche Krankenschwester und war von 1983 bis 1991 die vierte Schulleitung der renommierten Schwesternschule der Universität Heidelberg.
Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Inge Vollstedt absolvierte ihre Ausbildung zur Krankenschwester am Diakonissenkrankenhaus "Jerusalem" in Hamburg. Sie erwarb anschließend in England die Anerkennung als "State Registered Nurse". Im Jahr 1967 ging sie nach Chicago, um dort als Krankenschwester zu arbeiten und evangelische Theologie zu studieren. An der Schwesternhochschule der Diakonie in Berlin erwarb sie nach der Rückkehr aus den USA die Qualifikation zur Unterrichtsschwester. Im Jahr 1974 ging sie nach Israel, arbeitete daselbst als Krankenschwester und erwarb einen Magistergrad in Hebräisch. Sie arbeitete anschließend an der Krankenpflegeschule des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart, bevor Erika von Amann sie an die Schwesternschule der Universität Heidelberg holte, um dort die Position der Schulleitung anzutreten. Zwischen 1992 und 1994 erhielt Inge Vollstedt ein Promotionsstipendium der Robert-Bosch-Stiftung in Stuttgart. Sie wurde an der Universität Edinburgh, Schottland, mit einer Arbeit zu Emanuel Levinas promoviert. Während dieser Zeit pflegte sie engeren Kontakt mit dem renommierten Psychiater Klaus Dörner[1], der viel für die Pflege getan hat. Klaus Dörner wohnte während seiner Studienzeit als Medizinstudent im Hause Viktor von Weizsäckers im Souterrain. Er pflegte die Tomaten gegen kostenlose Kost und Logis.
Inge Vollstedt und Klaus Dörner tauschten sich aus zu Fragen der Philosophie bei Helmuth Plessner[2] und Emanuel Levinas. Am Diakoniewissenschaftlichen Institut, das mit der Schwesternschule der Universität Heidelberg auch hinsichtlich der Praktikumsplätze in Kindergärten und ambulanter Pflege kooperierte, arbeitete Inge Vollstedt mit Theodor Strohm zusammen.
Inge Vollstedt und Reinald Schmidt-Richter diskutierten mit Dr. med. Jana Jünger über die Notwendigkeit eines pflegewissenschaftlichen Studiengangs an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg.
In die Amtszeit Inge Vollstedts fiel die Gründung des Deutschen Vereins für Pflegewissenschaft (heute: Deutsche Gesellschaft). Frau Vollstedt repräsentierte in der Gründungsphase teilweise die evang. Verbände. Sie stellte zudem das Know-How der Schwesternschule der Universität Heidelberg zur Verfügung und war Motor der Gründungsphase. Dass die Akademisierung der Pflege in Heidelberg - trotz vielversprechender Anfänge nach 1945 mit der Rockefeller-Foundation und der wissenschaftlichen Arbeit durch Heinrich Schipperges, Eduard Seidler und Antje Grauhan et. al., sowie späteren Engagements der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart - nicht zum Durchbruch kam, scheiterte, so zumindest die von vielen geteilte Einschätzung, am Widerstand der Med. Fakultät der Universität Heidelberg. Pflegekräfte, die eine akademische Laufbahn einschlagen wollten, mußten deshalb auf andere Universitäten ausweichen. Nachdem sich schon Franz Anton Mai am Ende des 18. Jahrhunderts für die Akademisierung der Pflege an der Universität Heidelberg stark gemacht hatte, ist es bedauerlich und kaum noch zeitgemäß, dass die Pflegewissenschaft zweihundert Jahre später an der Universität Heidelberg, trotz eines Klinikums der Maximalversorgung, allenfalls ein Schattendasein fristet, wohingegen an anderen Universitäten Erstaunliches geleistet wird. Die Heidelberger Impulse wurden an anderen Universitäten gerne aufgegriffen und weiter entwickelt.
Schulleitung der Schwesternschule der Universität Heidelberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach Olga Freiin von Lersner, Antje Grauhan und Erika von Amann war Inge Vollstedt die vierte Schulleitung der Schwesternschule der Universität Heidelberg in den Jahren zwischen 1984 und 1991. Im Jahr 1999 initiierte Vollstedt den 3. Dialog für Pflegepersonal, Ärzte und Philosophen an der Schwesternschule der Universität Heidelberg.
Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Akademisierung der Krankenpflege - ein Ausweg? Positionen und Stellungnahmen, in: Theologia practica, Zeitschrift für praktische Theologie und Religionspädagogik , Band 26 (1991), 4, Kaiser. München. S. 318-326, ISSN 0049-3643
- The Social Reshaping of Proximity, Dissertation Universität Edinburgh, Schottland, 1994. Robert Bosch Stipendium für Inge Vollstedt.
- "Pflegewissenschaft als Praxiswissenschaft und Handlungswissenschaft" - von Jutta Dornheim und KollegInnen. Eine kritische Betrachtung, in: PfleGe, Organ des Deutschen Vereins für Pflegewissenschaft, 6. Jg., Nr.1, 2001, S. 8-16.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Robert-Bosch-Stiftung: Zehn Jahre „Pflege braucht Eliten“. Qualifizierung von Lehr- und Leitungskräften in der Pflege. Stipendiaten und Kollegiaten 1992-2002, Robert Bosch Stiftung Stuttgart Nov. 2002.