Konzentrationslager Neckarelz: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''Konzentrationslager Neckarelz''' wurde im März 1944 als Außenstelle des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof (Elsass) errichtet. Es gehörte zu den [[Neckarlager|Neckarlagern]].
In [[Mosbach]] wurde das '''Konzentrationslager Neckarelz''' im März 1944 zunächst als KZ-Nebenlager (eine Außenstelle]] des deutschen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im besetzten französischen Elsass südwestlich von Strasbourg (Straßburg) errichtet. Es bestand als Konzentrationslager (KZ, K.L.) unter dem Namen des früheren Hauptlagers bis März 1945. In der Nachkriegszeit wurde dafür und andere KZ in der Region bei den ehemaligen Häftlingen auch der Ausdruck [[Neckarlager]] verwendet. Dieses Nebenlager wurde wie geplant ab September 1944 zum Kern eines geheimen Rüstungsprojekts zur Produktion von Kriegsflugzeugen der Wehrmacht.  


=Bau=
Am 22. November fuhren etwa 20 SS-Männer und 10 Häftlinge von Natzweiler nach Neckarelz. Damit war die [[Konzentrationslager Natzweiler kommt nach Nordbaden|Räumung des Stammlagers in Frankreich abgeschlossen.]] Dieser Stab der bisherigen Haupt-Kommandantur nahm sein Quartier im Dorf [[Guttenbach]] am linken Neckarufer ein, etwa sechs Kilometer nordwestlich von Neckarelz. Die SS-Leute versuchten unter dem Kommandanten Hartjenstein (früher im KZ Auschwitz), die Verwaltung für den gesamten noch übrigen Komplex der Außenlager fortzuführen. Der Name „Konzentrationslager Natzweiler“ wurde nach außen hin jedoch beibehalten.
 
== Bau==
[[Datei:MOS_Neckarelz_Schulhaus.jpg|mini|rechts|Schulhaus Neckarelz - ehemaliges KZ]]
[[Datei:MOS_Neckarelz_Schulhaus.jpg|mini|rechts|Schulhaus Neckarelz - ehemaliges KZ]]


Der Umbau der damaligen Volksschule zum KZ begann im März 1944 . Das genaue Datum ziwschen dem 15. und 21. ist umstritten, da ein Baubericht, die offizielle Liste aus dem Stammlager Natzweiler und ein Bericht des ersten Lagerführers Adolf Michel nicht übereinstimmen.<ref>KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Die ersten 500 Häftlinge treffen ein"</ref>  
Der Umbau der damaligen Volksschule zu einem Konzentrationslager begann im März 1944. Das genaue Datum ziwschen dem 15. und 21. März ist umstritten, da ein Baubericht, die offizielle Liste aus dem Stammlager Natzweiler und ein Bericht des ersten Lagerführers Adolf Michel nicht übereinstimmen.<ref>KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Die ersten 500 Häftlinge treffen ein"</ref>  


Die Fenster der Straßenseite und der Haupteingang wurden mit Brettern verrammelt und ein Schild "Arbeitslager Neckarelz" angebracht. Sechs Klassenzimmer wurden zu Schlafstuben umgebaut, der Innenhof zum Appellplatz umfunktioniert. Nach außen hin wurde das Lager mit doppeltem Stacheldrahtzaun gesichert.<ref>KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Der Standort Neckarelz - eine Schule wird KZ"</ref>
Die Fenster zur Straßenseite (damals Mosbacher Straße) und der Haupteingang wurden mit Brettern versperrt und ein Schild "Arbeitslager Neckarelz" angebracht. Sechs Klassenzimmer wurden zu Schlafräumen umgebaut. Der Schulhof wurde zum Appellplatz. Außen wurde das Lager mit einem doppelten Stacheldrahtzaun gesichert.<ref>KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Der Standort Neckarelz - eine Schule wird KZ"</ref>


[[Datei:MOS_Neckarelz_KZ_Baracke.jpg|mini|rechts|Originalbaracke in der Gedänkstätte]]
[[Datei:MOS_Neckarelz_KZ_Baracke.jpg|mini|rechts|Originalbaracke in der Gedenkstätte]]
Im Laufe des Betriebs wurden um den Appellplatz Funktionsbaracken errichtet, welche durch alliierte Luftaufnahmen dokumentiert wurden:<ref>KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Das KZ Neckarelz Schule"</ref>  
Im Laufe des Betriebs wurden um den Appellplatz Funktionsbaracken errichtet, welche durch alliierte Luftaufnahmen dokumentiert wurden:<ref>KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Das KZ Neckarelz Schule"</ref>  


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*Russenbaracken
*Russenbaracken


=Transporte und Belegung=
== Häftlingstransporte und Belegung des KZ ==
 
Die Häftlingszahlen schwankten im Laufe ständig neu ankommender Transporte und deren Weiterleitung in die Außenkommandos zwischen 500 bis 1100 KZ-Häftlingen.<ref>Georg Fischer: KZ Komplex Neckarlager (Auflage 2012), S. 17 </ref>
== Der Verein zur Gründung einer Gedenkstätte in Mosbach==
Der Verein »KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V. « wurde im Jahr 1993 gegründet. Er hat ca. 150 Mitglieder und ist als gemeinnützig anerkannt. Ihm ist tatsächlich gelungen, eine im öffentlichen Bewusstsein verankerte Gedenkstätte aufzubauen, die eine Dauerausstellung präsentiert und im Jahreskreis immer wieder neue themenbezogene gut besuchte Veranstaltungen<ref>[http://www.kz-denk-neckarelz.de/verein-veranstaltungen/veranstaltungen Laufendes Programm]</ref> ausrichtet. 2011 eröffnete die neue KZ-Gedenkstätte hinter der Clemens-Brentano-Grundschule. Auch der [[Geschichtslehrpfad „Goldfisch“]] verbindet die Erinnerung und Mahnung an die hier begangenen Verbrechen von 1944/45 (seit 1999). Es handelt sich um einen Rundweg in Obrigkeit von ca. 2,5 km Länge, der die oberirdischen Überreste der eigentlich unterirdischen Rüstungsfabrik »Goldfisch« mit einander verbindet.


Die Belegung schwankte zwischen 500 bis 1100 Häftlinge.<ref>Georg Fischer: KZ Komplex Neckarlager (Auflage 2012), S. 17 </ref>
== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{Weblink|www.kz-denk-neckarelz.de|Website der KZ-Gedenkstätte Neckarelz}}
* {{Weblink|www.kz-denk-neckarelz.de|Website der KZ-Gedenkstätte Neckarelz}}
* Seite der [https://www.struthof.fr/de/le-site/le-memorial-et-la-necropole Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler] (auf der Seite struthof.fr/de/le-site/le-memorial-et-la-necropole )
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Konzentrationslager Wikipedia-Artikel zum System der Konzentrationslager und ihrer KZ-Nebenlager]
** [https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Natzweiler-Struthof Wikipedia-Artikel zum Konzentrationslager Natzweiler-Struthof] (Stamm- oder Hauptlager)<ref>französische Wikipediaseite: https://fr.wikipedia.org/wiki/Camp_de_concentration_de_Natzweiler-Struthof </ref>
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Verbund_der_Gedenkstätten_im_ehemaligen_KZ-Komplex_Natzweiler Seite über den Verbund der Gedenkstätten]
===Anmerkungen, Referenzen===
<references/>


== Literatur ==
== Literatur ==
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* Maurice Voutey: ''Gefangener des Unwahrscheinlichen. Vier Jahreszeiten in Dachau und in den Neckarlagern.'' Übersetzt von Dorothee Roos. Dallau, 2002. (Erinnerungsbuch des französischen Résistance-Mitglieds (FNDIRP), Historikers und Schriftstellers, in Frankreich 1995 erschienen.)
* Maurice Voutey: ''Gefangener des Unwahrscheinlichen. Vier Jahreszeiten in Dachau und in den Neckarlagern.'' Übersetzt von Dorothee Roos. Dallau, 2002. (Erinnerungsbuch des französischen Résistance-Mitglieds (FNDIRP), Historikers und Schriftstellers, in Frankreich 1995 erschienen.)


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Mosbach]]
[[Kategorie:Museum]]
[[Kategorie:Geschichte]]
[[Kategorie:Nationalsozialismus]]

Aktuelle Version vom 29. August 2024, 00:27 Uhr

In Mosbach wurde das Konzentrationslager Neckarelz im März 1944 zunächst als KZ-Nebenlager (eine Außenstelle]] des deutschen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im besetzten französischen Elsass südwestlich von Strasbourg (Straßburg) errichtet. Es bestand als Konzentrationslager (KZ, K.L.) unter dem Namen des früheren Hauptlagers bis März 1945. In der Nachkriegszeit wurde dafür und andere KZ in der Region bei den ehemaligen Häftlingen auch der Ausdruck Neckarlager verwendet. Dieses Nebenlager wurde wie geplant ab September 1944 zum Kern eines geheimen Rüstungsprojekts zur Produktion von Kriegsflugzeugen der Wehrmacht.

Am 22. November fuhren etwa 20 SS-Männer und 10 Häftlinge von Natzweiler nach Neckarelz. Damit war die Räumung des Stammlagers in Frankreich abgeschlossen. Dieser Stab der bisherigen Haupt-Kommandantur nahm sein Quartier im Dorf Guttenbach am linken Neckarufer ein, etwa sechs Kilometer nordwestlich von Neckarelz. Die SS-Leute versuchten unter dem Kommandanten Hartjenstein (früher im KZ Auschwitz), die Verwaltung für den gesamten noch übrigen Komplex der Außenlager fortzuführen. Der Name „Konzentrationslager Natzweiler“ wurde nach außen hin jedoch beibehalten.

Bau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schulhaus Neckarelz - ehemaliges KZ

Der Umbau der damaligen Volksschule zu einem Konzentrationslager begann im März 1944. Das genaue Datum ziwschen dem 15. und 21. März ist umstritten, da ein Baubericht, die offizielle Liste aus dem Stammlager Natzweiler und ein Bericht des ersten Lagerführers Adolf Michel nicht übereinstimmen.[1]

Die Fenster zur Straßenseite (damals Mosbacher Straße) und der Haupteingang wurden mit Brettern versperrt und ein Schild "Arbeitslager Neckarelz" angebracht. Sechs Klassenzimmer wurden zu Schlafräumen umgebaut. Der Schulhof wurde zum Appellplatz. Außen wurde das Lager mit einem doppelten Stacheldrahtzaun gesichert.[2]

Originalbaracke in der Gedenkstätte

Im Laufe des Betriebs wurden um den Appellplatz Funktionsbaracken errichtet, welche durch alliierte Luftaufnahmen dokumentiert wurden:[3]

  • Handwerkerbaracken
  • Wasch- und Abortbaracke
  • Desinfektions- und Entlausungsbaracke
  • Baracken des Krankenreviers und Ambulanz
  • Russenbaracken

Häftlingstransporte und Belegung des KZ[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Häftlingszahlen schwankten im Laufe ständig neu ankommender Transporte und deren Weiterleitung in die Außenkommandos zwischen 500 bis 1100 KZ-Häftlingen.[4]

Der Verein zur Gründung einer Gedenkstätte in Mosbach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein »KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V. « wurde im Jahr 1993 gegründet. Er hat ca. 150 Mitglieder und ist als gemeinnützig anerkannt. Ihm ist tatsächlich gelungen, eine im öffentlichen Bewusstsein verankerte Gedenkstätte aufzubauen, die eine Dauerausstellung präsentiert und im Jahreskreis immer wieder neue themenbezogene gut besuchte Veranstaltungen[5] ausrichtet. 2011 eröffnete die neue KZ-Gedenkstätte hinter der Clemens-Brentano-Grundschule. Auch der Geschichtslehrpfad „Goldfisch“ verbindet die Erinnerung und Mahnung an die hier begangenen Verbrechen von 1944/45 (seit 1999). Es handelt sich um einen Rundweg in Obrigkeit von ca. 2,5 km Länge, der die oberirdischen Überreste der eigentlich unterirdischen Rüstungsfabrik »Goldfisch« mit einander verbindet.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen, Referenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Die ersten 500 Häftlinge treffen ein"
  2. KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Der Standort Neckarelz - eine Schule wird KZ"
  3. KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.: Schautafel "Das KZ Neckarelz Schule"
  4. Georg Fischer: KZ Komplex Neckarlager (Auflage 2012), S. 17
  5. Laufendes Programm
  6. französische Wikipediaseite: https://fr.wikipedia.org/wiki/Camp_de_concentration_de_Natzweiler-Struthof

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Fischer: KZ-Komplex Neckarlager. CD-ROM, 3. Auflage, 2012. Herausgegeben von der KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V.
  • Neil Gregor: Stern und Hakenkreuz. Daimler-Benz im Dritten Reich. Propyläen, Berlin 1997, ISBN 3-549-05604-4.
  • Tobias Markowitsch, Katrin Rautnig: Goldfisch und Zebra. Das Konzentrationsaußenlager Neckarelz. Mosbach, KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V. Selbstverlag, 2005, ISBN 3-88260-072-1; vollständig überarbeitete 2. Auflage bei Röhrig, St. Ingbert 2011, ISBN 978-3-86110-490-2.
  • Arno Plock: Damals … in jenen dunklen Jahren. Als KZ-Häftling Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie. 1994 (DB AG). 2., überarbeitete Fassung 2007 (kz-denk-neckarelz.de selbstverlag, Mosbach). Ohne ISBN.
  • Michael Schmid: Goldfisch, Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Eine Lokalhistorie zum Umgang mit Menschen. In: Das Daimler-Benz-Buch. Ein Rüstungskonzern im "Tausendjährigen Reich“ (Schriften der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 3). Greno, Nördlingen 1987, ISBN 3891909500, S. 482 ff.
  • Maurice Voutey: Gefangener des Unwahrscheinlichen. Vier Jahreszeiten in Dachau und in den Neckarlagern. Übersetzt von Dorothee Roos. Dallau, 2002. (Erinnerungsbuch des französischen Résistance-Mitglieds (FNDIRP), Historikers und Schriftstellers, in Frankreich 1995 erschienen.)