Goldschmidtstraße (Heidelberg): Unterschied zwischen den Versionen
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[[Leonie Goldschmidt|Leonie G.]] wurde in Prag als eine ''von Portheim'' geboren. Victor, der sie von Kindesbeinen an kannte, in Mainz. Beide hatten jüdische Vorfahren und waren getauft: Leontine katholisch, Victor evangelisch. Leontine Goldschmidt wählte am 25. August 1942 mit 79 Jahren den Freitod, um dem Transport in das | [[Leonie Goldschmidt|Leonie G.]] wurde in Prag als eine ''von Portheim'' geboren. Victor, der sie von Kindesbeinen an kannte, in Mainz. Beide hatten jüdische Vorfahren und waren getauft: Leontine katholisch, Victor evangelisch. Leontine Goldschmidt wählte am 25. August 1942 mit 79 Jahren den Freitod, um dem Transport in das Konzentrationslager Theresienstadt zu entgehen. | ||
== Umbenennung == | == Umbenennung == |
Aktuelle Version vom 24. Mai 2023, 17:48 Uhr
Die Goldschmidtstraße ist eine kurze Straße in Heidelberg. Sie liegt in der Weststadt zwischen Rohrbacher - und Häusserstraße.
Sie hieß bis März 2012 Treitschkestraße. Damit erinnerte sie Geschichtskundige immer noch an Heinrich von Treitschke, einen Geschichtsprofessor (vorübergehend in Heidelberg) und zuvor Redakteur der Zeitschrift Preußische Jahrbücher, der durch seine antisemitischen Äußerungen zum Ärgernis geworden war. Deshalb kam es am 4. Februar 2010 zum Antrag im Gemeinderat sie umzubenennen. Der genaue Antrag lautet, die Straße in (Leontine und Victor) Goldschmidt-Straße umzubenennen, die in Heidelberg als Stifter bekannt sind. Die Vorberatung führte zunächst zu einer Verweisung in den Bezirksbeirat. Danach folgten Beratungen im Hauptausschuss und im Gemeinderat. Bereits 2003 war ein Antrag auf Umbenennung der Straße nach Zustimmung im zuständigen Bezirksbeirat wie auch im Finanzausschuss mit der Favorisierung von Emil Julius Gumbel als neuem Namen in der Gemeinderatsitzung vom 17. Dezember 2003 von einer konservativen Allianz abgelehnt worden.
Leontine und Victor Goldschmidt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach dem Studium des Hüttenwesens wurde Victor (Mordechai) G. in Heidelberg promoviert, wo er sich auch habilitierte. 1889 ließ sich das frisch verheiratete Paar in Heidelberg nieder. Victor Goldschmidt wurde durch seine Arbeiten in der Kristallographie weltbekannt. Er war Honorarprofessor an der Universität Heidelberg. Victor Goldschmidt verstarb 1933 achtzigjährig.
Beide Eheleute, vielseitig interessiert, gründeten 1919 die „Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst“, die bis heute fortbesteht. In der Trägerschaft der Stiftung befindet sich das Heidelberger Völkerkundemuseum am Anfang der Hauptstraße. Das Gebäude neben der Herrenmühle mit seiner großen Terrasse fällt durch die Bootssammlung im Gewölbe darunter, visavis vom Neckarufer, auf. Victor Goldschmidts umfangreiche Sammlungen bilden den Gründungsbestand des Museums.
Leonie G. wurde in Prag als eine von Portheim geboren. Victor, der sie von Kindesbeinen an kannte, in Mainz. Beide hatten jüdische Vorfahren und waren getauft: Leontine katholisch, Victor evangelisch. Leontine Goldschmidt wählte am 25. August 1942 mit 79 Jahren den Freitod, um dem Transport in das Konzentrationslager Theresienstadt zu entgehen.
Umbenennung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 31. März 2012 soll es vor Ort eine kleine Feierstunde anlässlich der Umbenennung der Straße geben. 18 Jahre nach dem ersten Anlauf, die Treitschkestraße mit einem neuen Namen zu versehen, hatte der Gemeinderat am 10. November 2011 entschieden, sie nun nach den Gründern der Portheim-Stiftung, Leontine und Victor Goldschmidt, zu benennen.
Zu Treitschke (1834–1896)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach einer Promotion zum Dr. iur. und der eher philosophiegeschichtlichen Habilitation wurde er 1863 zum außerordentlichen Professor für Staatswissenschaften in Freiburg ernannt. 1866 wurde er auf eine ordentliche Professur für Geschichte und Politik an der Universität Kiel und 1867 an der Universität Heidelberg berufen, 1873 in Berlin. 1886 wurde Treitschke offizieller Hofhistoriograph des preußischen Staates (will sagen, dass er wegen seiner überdeutlich lobenden Worte dazu gemacht wurde). Treitschke war davor auch Mitglied des Reichstags (von 1871 bis 1884). Treitscke pries in seinen Schriften den 1871 entstandenden preußisch-deutschen Nationalstaat und das Haus Hohenzollern und wetterte gegen die "Reichsfeinde". So wandte wer sich gegen die Einwanderung von Juden aus Osteuropa und verfasste antisemitische Pamphlete.
Von Treitschke stammt der von den Nazis weit verbreitete Satz „Die Juden sind unser Unglück“, der allerdings für seine publizistischen Beiträge in seiner Zeit durchaus typisch war. Seine Werke werden von Wikipedia und dem Project Gutenberg nachgewiesen.
Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sie führt von der Rohrbacher zur Häusserstraße und zwar parallel und zwischen der Zähringer- und der Dantestraße.
Hausnummern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1
- Conceptaplan & Kalkmann Wohnwerte GmbH & Co. KG
- 3
- Villa Gantier, Archtiekt: Franz Sales Kuhn
- KRUG & PARTNER GmbH Softwareentwicklung
- United Network Development production company
- Zeichenweg TM, Marc Buhre
- Infotectures
- GGGrafik
- WH Serverpark
- Romerror
- HPI Design
- Kai Möhring
- Insuro
- 4–6
- Gesellschaft für Innovative Marktforschung mbH
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- RNZ-Artikel: Heinrich von Treitschke: "Vater des modernen Antisemitismus." Nach dem Geschichtsprofessor ist eine Heidelberger Straße benannt - "Ein unerträgliches Ärgernis.
- Renate Marzolff*: Leontine und Victor Goldschmidt. Mattes, 2007, 185 Seiten. ISBN 978-3930978984( * die Autorin, Dr. R. M. war nach dem Studium der Romanistik, Germanistik und Kunstgeschichte von 1968 bis 2001 Gymnasiallehrerin am Hölderlin-Gymnasium)