Pauline Maier: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Krankenschwester''' [[Pauline Maier]]''' (1877 Baiertal 1942 KZ Auschwitz) war seit 1922 Oberin am jüdischen Altersheim in Mannheim. Sie erhielt 2009 ein ''Denkmal'' vor dem so gen. Bürgerhaus in [[Baiertal]], von der "Bürgerstiftung Kunst für Wiesloch", das ihren Lebensweg würdigt. Es steht damit auch in unmittelbarer Nähe zu ihrem Geburtshaus.  
[[Datei:Pauline-Maier-Denkmal Baiertal.JPG|thumb|Denkmal in Baiertal]]
'''Pauline Maier''' (* [[21. Oktober]] [[1877]] in [[Baiertal]], † [[1942]] in Auschwitz) war eine vor allem in [[Mannheim]] tätige Krankenpflegerin.


In einem erhalten gebliebenen Brief in die USA vom Mai [[1939]] an Dr. [[Max Hirschler]], der frühere Chefarzt im jüdischen Krankenhaus, schilderte sie auf fünfeinhalb DIN-A-5-Seiten die Schrecknisse der damaligen Zeit.
==Leben und Wirken==


Die Krankenschwester jüdischer Herkunft begleitete während des Zweiten Weltkriegs ihre Patienten freiwillig in das Vernichtungslager Auschwitz. Zunächst begleitete sie am 22. Oktober 1940 die Menschen aus dem Kranken- und Pfründnerhaus, welches bis auf die Transportunfähigen bei deren Deportation durch die Nazis nach Gurs (besetztes Frankreich, nahe bei den Pyrenäen). Im dortigen Lager pflegte sie die Menschen weiter. Im August 1942 wurde der größte Teil der Gefangenen auf Verlangen der deutschen Besatzungsmacht über Paris (Drancy) ins Vernichtungslager KZ Auschwitz transportiert. Als Freiwillige schloss sich Pauline Maier auch dieser Deportation an.
Nach der in Berlin und Breslau erfolgten Ausbildung zur Krankenschwester kam Maier [[1913]] ans jüdische Krankenhaus in [[Mannheim]]. Den [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] erlebte sie in Lazaretten und Verwundetenzügen, ehe sie [[1922]] als Oberin zum jüdischen Altenheim und Krankenhaus im Luisenpark in Mannheim kam.
 
Maier begleitete während des Zweiten Weltkriegs ihre Patienten freiwillig in das Vernichtungslager Auschwitz. Zunächst begleitete sie am 22. Oktober 1940 die Menschen aus dem Kranken- und Pfründnerhaus, welches bis auf die Transportunfähigen bei deren Deportation durch die Nationalsozialisten nach [[Internierungslager Gurs|Gurs]]. Im dortigen Lager pflegte sie die Menschen weiter. Im August 1942 wurde der größte Teil der Gefangenen auf Verlangen der deutschen Besatzungsmacht über Paris (Drancy) ins KZ Auschwitz transportiert. Als Freiwillige schloss sich Pauline Maier auch dieser Deportation an. Sie starb dort noch im selben Jahr.  


Die bronzene Büste auf einem Steinsockel wurde von Antal Sándor gestaltet. In Baiertal an der Ecke zur Mühlstraße die Pauline-Maier-Straße, wo die zerstörte [[Synagoge]] und die verfolgten jüdischen Familien des Orts beklagt werden. In [[Mannheim]] erinnert der Name des [[Pauline-Maier-Heim]]s an sie.


==Der Brief vom Mai 1939==
==Der Brief vom Mai 1939==
In einem erhalten gebliebenen Brief in die USA vom Mai [[1939]] an Dr. [[Max Hirschler]], der frühere Chefarzt im jüdischen Krankenhaus, schilderte sie die Schrecknisse der damaligen Zeit.
Er ist von ihr auf den 4. Mai 1939 datiert. Das heißt, der Novemberpogrom war vor 6 Monaten als der Brief entstand und der Zweite Weltkrieg wird in 3 Monaten beginnen.  
Er ist von ihr auf den 4. Mai 1939 datiert. Das heißt, der Novemberpogrom war vor 6 Monaten als der Brief entstand und der Zweite Weltkrieg wird in 3 Monaten beginnen.  


Der Brief wurde von  Erik Hirschler im Nachlass seines Vaters gefunden: er ist noch recht gut erhalten, mit eng aneinander gereihten, schwungvollen Buchstaben geschrieben.  Dr. Ulrich Nieß, der Leiter des Stadtarchivs, will den Brief demnächst vollständig publizieren.  
Der gut erhaltene Brief wurde von  Erik Hirschler im Nachlass seines Vaters gefunden. Maiers Handschrift zeigt eng aneinander gereihte, schwungvollen Buchstaben.


"Während sich viele Ärzte und Krankenschwestern ins Ausland flüchten, hadern die Dagebliebenen mit ihrem Schicksal und dem der Patienten. Aus den Zeilen klinge dennoch keine Verzweiflung.  
"Während sich viele Ärzte und Krankenschwestern ins Ausland flüchten, hadern die Dagebliebenen mit ihrem Schicksal und dem der Patienten. Aus den Zeilen klinge dennoch keine Verzweiflung.  
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Frau Maier schreibt, dass sie niemandem zur Last fallen will, dass es immer weniger Personal gibt, das sich um die alten und kranken jüdischen Stadtbewohner kümmert. Das Krankenhaus, in dem sie als Oberin Dienst tut, habe sich in den letzten Wochen und Monaten so geleert, dass es "öde, traurig und trostlos" geworden sei."<ref>Zusammenfassung nach Mannheimer Morgen vom 9. August 2011</ref>
Frau Maier schreibt, dass sie niemandem zur Last fallen will, dass es immer weniger Personal gibt, das sich um die alten und kranken jüdischen Stadtbewohner kümmert. Das Krankenhaus, in dem sie als Oberin Dienst tut, habe sich in den letzten Wochen und Monaten so geleert, dass es "öde, traurig und trostlos" geworden sei."<ref>Zusammenfassung nach Mannheimer Morgen vom 9. August 2011</ref>


==Ehrungen==
Vor dem Bürgerhaus in Baiertal, unweit ihres Geburshauses, wurde im November [[2009]] eine vom ungarischen Künstler Antal Sándor gestaltete Büste aufgestellt. Ebenso trägt eine Straße nahe der ehemaligen Beiertaler Synagoge ihren Namen.
In Mannheim und in Baiertal gibt es ein Altenpflegeheim mit dem Namen „Pauline-Maier-Haus“.
==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[Johanna Geissmar]]
* [[Johanna Geissmar]]
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* {{Weblink|1=www.freiburg-schwarzwald.de/gurs.htm#Johanna%20Geissmar%20und%20Pauline%20Maier:%20Engel%20in%20der%20H%F6lle|2=In das „Camp de Gurs“}} - größtes französische Internierungslager der NS-Zeit in den Pyrenäen - wurden 5600 Juden aus Baden verschleppt. (Bei www.mahnmal-projekt.de)
* {{Weblink|1=www.freiburg-schwarzwald.de/gurs.htm#Johanna%20Geissmar%20und%20Pauline%20Maier:%20Engel%20in%20der%20H%F6lle|2=In das „Camp de Gurs“}} - größtes französische Internierungslager der NS-Zeit in den Pyrenäen - wurden 5600 Juden aus Baden verschleppt. (Bei www.mahnmal-projekt.de)
* {{Weblink|1=de.wikipedia.org/wiki/Krankenpflege_im_Nationalsozialismus|2=Krankenpflege im Nationalsozialismus}}, Artikel bei Wikipedia  
* {{Weblink|1=de.wikipedia.org/wiki/Krankenpflege_im_Nationalsozialismus|2=Krankenpflege im Nationalsozialismus}}, Artikel bei Wikipedia  
* {{Weblink|1=de.wikipedia.org/wiki/Konzentrationslager|2=Über die deutschen Konzentrationslager}}, Artikel bei Wikipedia
* {{Weblink|1=www.hausderjugend-bdkj-ma.de/juedischer%20Rundgang/spital.html|2=Über Pauline Maier und das jüdische Krankenhaus in Mannheim}} (bei bdkj-ma, war dort ein Projekt)
* {{Weblink|1=de.wikipedia.org/wiki/Zeit_des_Nationalsozialismus|2=Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945)}}, Artikel bei Wikipedia
<references />
<references />



Version vom 26. Februar 2013, 00:04 Uhr

Denkmal in Baiertal

Pauline Maier (* 21. Oktober 1877 in Baiertal, † 1942 in Auschwitz) war eine vor allem in Mannheim tätige Krankenpflegerin.

Leben und Wirken

Nach der in Berlin und Breslau erfolgten Ausbildung zur Krankenschwester kam Maier 1913 ans jüdische Krankenhaus in Mannheim. Den Ersten Weltkrieg erlebte sie in Lazaretten und Verwundetenzügen, ehe sie 1922 als Oberin zum jüdischen Altenheim und Krankenhaus im Luisenpark in Mannheim kam.

Maier begleitete während des Zweiten Weltkriegs ihre Patienten freiwillig in das Vernichtungslager Auschwitz. Zunächst begleitete sie am 22. Oktober 1940 die Menschen aus dem Kranken- und Pfründnerhaus, welches bis auf die Transportunfähigen bei deren Deportation durch die Nationalsozialisten nach Gurs. Im dortigen Lager pflegte sie die Menschen weiter. Im August 1942 wurde der größte Teil der Gefangenen auf Verlangen der deutschen Besatzungsmacht über Paris (Drancy) ins KZ Auschwitz transportiert. Als Freiwillige schloss sich Pauline Maier auch dieser Deportation an. Sie starb dort noch im selben Jahr.


Der Brief vom Mai 1939

In einem erhalten gebliebenen Brief in die USA vom Mai 1939 an Dr. Max Hirschler, der frühere Chefarzt im jüdischen Krankenhaus, schilderte sie die Schrecknisse der damaligen Zeit. Er ist von ihr auf den 4. Mai 1939 datiert. Das heißt, der Novemberpogrom war vor 6 Monaten als der Brief entstand und der Zweite Weltkrieg wird in 3 Monaten beginnen.

Der gut erhaltene Brief wurde von Erik Hirschler im Nachlass seines Vaters gefunden. Maiers Handschrift zeigt eng aneinander gereihte, schwungvollen Buchstaben.

"Während sich viele Ärzte und Krankenschwestern ins Ausland flüchten, hadern die Dagebliebenen mit ihrem Schicksal und dem der Patienten. Aus den Zeilen klinge dennoch keine Verzweiflung.

Frau Maier schreibt, dass sie niemandem zur Last fallen will, dass es immer weniger Personal gibt, das sich um die alten und kranken jüdischen Stadtbewohner kümmert. Das Krankenhaus, in dem sie als Oberin Dienst tut, habe sich in den letzten Wochen und Monaten so geleert, dass es "öde, traurig und trostlos" geworden sei."[1]

Ehrungen

Vor dem Bürgerhaus in Baiertal, unweit ihres Geburshauses, wurde im November 2009 eine vom ungarischen Künstler Antal Sándor gestaltete Büste aufgestellt. Ebenso trägt eine Straße nahe der ehemaligen Beiertaler Synagoge ihren Namen. In Mannheim und in Baiertal gibt es ein Altenpflegeheim mit dem Namen „Pauline-Maier-Haus“.

Siehe auch

Literatur

  • Richard Zahlten: Von Mannheim nach Heidelberg und über den Schwarzwald durch Gurs nach Auschwitz-Birkenau 1877 - 1942 , Einer jüdischen Ärztin 60 Jahre danach zum Gedenken. Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn. Konstanz: Hartung-Gorre Verlag, 2001 , 68 Seiten. ISBN 3-89649-661-1
  • Rüdiger Ofenloch: Trost gespendet in einer trostlosen Zeit. In: Mannheimer Morgen vom 9. August 2011
  • ähnl. Rhein-Neckar-Zeitung, Nr. 184, S. 9, 11. August 2011 von Gerhard Bühler
  • Susanne Schlösser: Pauline Maier. In: Jüdisches Leben in Baden 1809 bis 2009. 200 Jahre Oberrat der Israeliten Badens, Ostfildern 200 , S. 251-252 (mit Foto), (ISBN 978-3-7995-0827-8).
  • Karl Otto Watzinger: Geschichte der Juden in Mannheim 1650-1945. Kohlhammer, Stuttgart 1984. ISBN 3-17-008696-0 (S. 125–126)

Weblinks

  1. Zusammenfassung nach Mannheimer Morgen vom 9. August 2011


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