KZ Neckarelz

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Version vom 6. Juli 2024, 12:16 Uhr von Lektor w (Diskussion | Beiträge) (Die Häftlinge sollten nicht Motoren bauen. Sie sollten die Stollen ausbauen, als Vorbereitung für die Motorenproduktion.)
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Im damals noch als Gemeinde selbständigen Neckarelz gab es von März 1944 bis März 1945 eine Außenstelle des KZ Natzweiler-Struthof, das Konzentrationslager Neckarelz. Die Häftlinge wurden zum Ausbau von Gipsstollen bei Obrigheim gezwungen. In den Gipsstollen, die Schutz vor Luftangriffen durch englische und amerikanische Flugzeuge boten, sollten Flugzeugmotoren gebaut werden.

Heute erinnert noch ein Museumsraum in einer Neckarelzer Schule (Clemens v. Bretano-Grundschule, zur Zeit im Umbau) und der Geschichtslehrpfad Goldfischpfad daran. Der Geschichtslehrpfad liegt zwischen Obrig- und Haßmersheim (dazu gehören die Stollen mit den Tarnnamen „Goldfisch“ und „Brasse“ nicht, nur deren Eingänge).

Die KZ-Häftlinge mußten täglich zweimal zu ihren 12-Stunden-Schichten durch den Ort und über die heute nicht mehr bestehende Neckarbrücke der Schwarzbachtalbahn (Meckesheim–Neckarelz) den Neckar überqueren. Nur wenige aus der Bevölkerung trauten sich, diesen bemitleidenswerten Menschen etwas Nahrhaftes zuzustecken.

Ab 15. März 1944 kamen die ersten 500 Häftlinge des KZ Dachau im Neckarelzer Bahnhof an. Das dortige Schulgebäude wurde nun zur Außenstelle Neckarelz I des KZ Natzweiler. Es wurden mehrere weitere Barackenlager zur Unterbringung der Zwangsarbeiter errichtet. Im Juli 1944 befanden sich ca. 1400 Häftlinge und 400 Zwangsarbeiter, Arbeiter und Wachpersonal in Neckarelz und Obrigheim. Der erste Motor konnte im Oktober 1944 ausgeliefert wurden. Die Planzahlen sahen monatlich 500 Motor-Neubauten und 350 Instandsetzungen vor.

Zahl der Gefangenen, Todestransport nach Dachau

In Neckarzimmern gab es eine andere ausgelagerte Rüstungs-Produktionsanlage, in der unter anderem KZ-Häftlinge Zwangsarbeit verrichten mußten. Insgesamt waren etwa 5000 Gefangene im KZ Neckarelz oder in einem der zugehörigen Arbeitsaußenkommandos. Die mangelhafte Ernährung trug mit zu vielen Todesfällen bei. Nicht mehr als arbeitsfähig angesehene Häftlinge wurden nach Natzweiler, Dachau oder Vaihingen transportiert. Bis Oktober 1944 wurden drei solche Transporte mit mindestens 750 Personen bekannt.

Am 28. März 1945 kam es wegen des Vorrückens amerikanischer Truppen in den Neckarraum auf Befehl der Nazis zu einem Todesmarsch der dort befindlichen 2400 gehfähigen Häftlinge über Neuenstadt, Kupferzell und Waldenburg. Von dort aus ging es zum Teil mit der Bahn nach Dachau. Ca. 600 Häftlinge überlebten diesen Vertuschungsversuch durch die Nazis nicht. Ein Zug nach Dachau blieb zwischen Adelsheim und Osterburken liegen, wo er von den Amerikanern mit über 40 Toten gefunden wurde.

Guttenbach und Binau

In Guttenbach und Binau befand sich ab Ende November 1944 die Komandantur und Verwaltung aller KZ-Nebenlager des KZ Natzweiler. Auf dem Jüdischer Friedhof Binau befindet sich eine Grabstätte ehemaliger Zwangsarbeiter des Lagers, vor allem aus Frankreich und Polen. In Neckargerach steht ein Gedenkstein.

Literatur

  • Neil Gregor: Stern und Hakenkreuz. Daimler-Benz im Dritten Reich. Propyläen, Berlin 1997, ISBN 3-549-05604-4.
  • Arno Plock: Damals ... in jenen dunklen Jahren. Als KZ-Häftling Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie. 2., überarb. Fassung, 1994.
  • Schmid, Michael: Goldfisch, Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Eine Lokalhistorie zum Umgang mit Menschen. In: Das Daimler-Benz-Buch. Ein Rüstungskonzern im "Tausendjährigen Reich" (Schriften der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 3). Greno, Nördlingen 1987, ISBN 3891909500, S. 482 ff.

Weblinks