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Schlossgarten Schwetzingen
Die Parkanlage des Schwetzinger Schlossgarten (Schwetzingen) teilt sich in mehrere Bereiche auf. Sie sind zwischen 1700 und 2006 entstanden bzw. wesentlich verändert worden.
Vor dem Schloss befindet sich der Ehrenhof, in dem heute zwei niedrige Gebäude mit Café und Kasse stehen.
Nach Durchschreiten des Torgebäudes kommt man in den Französischen Garten (Barockgarten), ihm schließen sich rechts und links Teile des Englischen Landschaftsgartens an, in dem einzelne Gebäude als Attraktion für Ausflüge des Hofstaats hineingesetzt waren. Besonders hervorzuheben sind der Türkische Garten vor der Moschee mit einem quadratischen überdachten Rundgang (neben dem überflutbaren Jagdgehege) und der Große See.
Die beiden Zirkelbauten des Schlosses (seine Flügel) bilden mit einem entsprechend geformten Rankgerüst einen vollständigen Kreis um das Zentrum des Barockgartens mit Fontäne, von dem aus alle Wege in den Park weglaufen.
Wichtige Hofgärtner waren van Wynder aus Kassel (der erste Hofgärtner), Nicolas de Pigage (Intendant der Gärten und Wasserkünste in der Karl-Theodor-Zeit, * 3. August 1723 in Lunéville; † 30. Juli 1796 in Schwetzingen), Johann Ludwig Petri (von ihm stammt der Entwurf vom Hauptparterre; 1714- 1794), Johann Wilhelm Sckell, ein Schüler Pigages und sein Sohn Friedrich Ludwig von Sckell (ging 1804 mit nach München). Später kam als erster badische Gartenbaudirektor Johann Michael Zeyher - sein Name wird mit der Anpflanzung des Flieders in Schwetzingen verbunden - er plante aber auch zusammen mit Friedrich Weinbrenner die neuen Parkanlagen in Karlsruhe (Lebensdaten * 26. November 1770 in Obernzenn; † 23. April 1843 in Schwetzingen).
Geschichtsdaten zum Park[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1350 Erste Erwähnung der „Veste Schwetzingen“
- 1715 Wiederaufbau des Schlosses unter Kurfürst Karl Ludwig für seine Geliebte Luise von Degenfeld . Er lebte von 1657 an 20 Jahre in Schwetzingen.
- unter Kurfürst Johann Wilhelm, der in Düsseldorf regierte, Ausbau zur heutigen Form des Schlosses. Insbesondere die beiden Flügelbauten vergrößerten die Wohnfläche und gaben das Raster für den Garten vor.
- unter Kurfürst Karl Philipp sollte die Orangerie als Festsaal dienen (eigener Gartenabschnitt)
- 1752 unter Carl Theodor folgte eine Gartenerweiterung auf etwa 70 Hektar, Eröffnung des Schlosstheaters
- (Übersiedlung Carl Theodors nach München 1777/1778)
- 1938 Eröffnung des erstmals gründlich renovierten Schlosstheaters
- 1952 erstmals Schwetzinger Festspiele im Schlosstheater und Park - seither regelmäßige Festspiele, die den Garten fast im ursprünglichen Sinne wieder als Kulisse nutzen
- Im Herbst 2009 wurden umfangreiche Pflanzungen von Fichten und Lärchen vorgenommen, die den historischen Baumbestand ersetzen. Beabsichtigt ist, vier ehemals aufgestellte Kabinette mit steinernern Vasen, wiederherzustellen, deren Fundamente 2006 gefunden wurden.
Blickachsen, Bezüge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Garten und Schlossgebäude bilden einen weiten Kreis, in dem der Barockgarten liegt. Durch die Galerie der allmählich zuwachsenden Holzleisten, einer Art Kulissengebäude zum Spazierengehen, wurde der Eindruck eines geschlossenen Kreises um diesen Gartenteil herum hervorgerufen. Das ist europaweit eine Besonderheit.
Die Blickachse vom Schloss ist nach Osten auf den Königstuhl bei Heidelberg ausgerichtet. Auf dieser Achse befinden sich noch heute Reste/Anklänge der alten Maulbeerbaumallee entlang der Schwetzinger Hauptstraße (Carl-Theodor-Straße), Kurfürstenstraße, vom Alten Heidelberger und Baumschulenweg. Diese Achse orientiert sich vom Schloss auf die ältere der beiden anderen Residenzstädte des jeweiligen Kurfürsten.
Eine Entsprechung findet diese Blickachse nach Westen hin über die Parterres im strengen Barockgarten und über den See im englischen Park hinaus in die Natur. Dort ist der Orientierungspunkt die Große Kalmit, der höchste der Berge des Pfälzer Waldes.
Wie auf der Luftaufnahme gut zu sehen ist, gibt es im Park daneben eine Vielzahl weiterer Sichtbeziehungen, die durch Wege oder Bäume betont werden. Der (landschafts-) gärtnerische Gedanke dahinter ist die Einladung, beim Treffen auf eine solche Achse, dort zu verweilen und den Blick zu genießen.
Innenräume, Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dazu gehören
- Merkurtempel mit Bärengraben (auch als Theaterkulisse geeignet)
- Minervatempel
- Apollotempel
- Tempel der Waldbotanik (oft kurz: der Botanik)
- Badhaus mit Waschküche
- Orangerie
- Moschee und Mederse
- Römische Wasserleitung (Wasserkastell)
Gartenzimmer, Räume im Freien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Garten gibt es viele in sich geschlossene "grüne" Zimmer. Ein großes Beispiel ist der Garten vor der Orangerie, aber es gibt auch viele durch Hecken und Baumreihen abgetrennte Räume mit einer Sitzmöglichkeit oder einem vorgegebenen Weg zum Durchwandern. So der Pfauen- (Hühner-)Garten hinter dem Prachtstor.
Auf der Rückseite des Apollotempels befindet sich eine Wassertreppe, die zu einen Kulissenbauwerk eines Barocktheaters aus acht gestaffelten Hecken im Freien gehört.
Die "Wasserspeienden Vögel" und das Perspektiv (auch: das Ende der Welt) bilden den Übergang vom gebauten zum gewachsenen Raum, indem sie Himmel und Hecken in die Betrachtung einbeziehen. Rechts hinter der Mederse gibt es seit einigen Jahren (wieder) einen separaten Staudengarten. Ganz in der Nähe der ummauerte Obstgarten, der wahrscheinlich auch als Wildgatter genutzt werden konnte. Und auf dem Weg zum Zirkel und zum Parterre im Wald eine ganze Reihe von Irrgarten-artigen Wegen mit versteckten Grünen Zimmern, von denen aus über Büsten, Quellen und Skulpturen nachgedacht sein will.
Ein ebenfalls "verbindendes" Kunstwerk ist die stark gebogene Palladio-Brücke („Chinesische Brücke“) in der Nähe des großen Sees.
Moschee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Zentrum des 1774 angelegten türkischen Gartens befindet sich die Moschee, die in mehreren Bauabschnitten zwischen 1779 und 1795 entstand. Im Gegensatz zu früher entstandenen Gartenmoscheen in London, Kassel und Stuttgart ist der Eingang bei dieser von Nicolas de Pigage entworfenen Moschee nach antikem Vorbild gestaltet, während die Kuppel im zeitgenössischen Barockstil erbaut ist.
Die beiden Minarette sind durch eine Mauer mit dem Hauptbau verbunden. Das Innere des Hauptbaus verbindet antike Stilmerkmale mit arabischen Gestaltungen. Das Innere der Kuppel wird durch arabische Sinnsprüche verziert, welche in einem daruner liegenden Schriftfeld auf deutsch zu lesen sind. Die arabischen Zitate sind dabei aufgrund einer damals verbreiteten fehlerhaften Vorlage falsch wiedergegeben.
Die Schwetzinger Gartenmoschee ist die einzige ihrer Art, die in Europa noch existiert. Vergleichbare Bauten in anderen Gärten existieren nicht mehr.
Schwetzingen hören[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Unter der Rufnummer (0 62 02) 5 78 15 82 bekommt man zu jeder Tages- oder auch Nachtzeit einen Audiobeitrag mit Informationen zum Schlossgarten zu hören.
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Die Eremitage von Waghäusel, Sommerresidenz der Fürstbischöfe von Speyer in ihrer Bruchsaler Zeit
- Die Maulbeerbaumallee nach Heidelberg
- Schlossgarten Heidelberg (Hortus Palatinus)
- Staatspark Fürstenlager, Sommerresidenz der Landgrafen von Hessen in Auerbach (Bensheim)
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Carl Ludwig Fuchs, Claus Reisinger: Schloss und Garten zu Schwetzingen. 2. Auflage. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2001, ISBN 3884621645
- Oswald Zenker: Schwetzinger Schlossgarten. Ein Führer durch das Französische Gartenparterre und den Englischen Landschaftsgarten, mit Informationen über Schloss und Rokokotheater sowie Sehenswürdigkeiten der Umgebung. K. F. Schimper-Verlag, Schwetzingen 2002, ISBN 3877421709