Beate Weber-Schuerholz

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Beate Weber, 25.01.2006, Neckarsulm (Germany), Wahlkampfveranstaltung zum "Politischen Aschermittwoch"

Beate Weber-Schuerholz (* am 12.Dezember 1943 in Reichenberg, Böhmen, heute Liberec, Tschechien), Lehrerin, war von 1979 bis 1990 Abgeordnete im Europäischen Parlament (Wiederwahl 1984 und 1989) und von 1990 bis 2006 Oberbürgermeisterin von Heidelberg (Wiederwahl 1998).

Leben[Bearbeiten]

Sie erlebte ihre Kindheit in Heidelberg und die Schulzeit in Mülheim, Essen und Dortmund. Danach studierte sie von 1963 bis 1966 Russisch und Englisch am Dolmetscherinstitut der Universität Heidelberg und dann bis zum Examen 1968 Englisch und Soziologie an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.

Sie ist geschieden und hat eine Tochter.

Lehrerin und Stadträtin in Heidelberg[Bearbeiten]

Nach dem Studium wurde sie in Rohrbach/Hasenleiser an der Internationalen Gesamtschule Lehrerin. 1970 trat sie an ihrem Wohnort, dem Stadtteil Handschuhsheim, der SPD bei. Von 1975 bis 1985 war sie als Stadträtin im Heidelberger Gemeinderat vor allem ....

Abgeordnete im Europaparlament[Bearbeiten]

Von 1979 bis 1990 wurde sie von der SPD als Kandidatin für die erste direkte Europawahl aufgestellt und im Wahlkreis Heidelberg wiederholt als Abgeordnete in das Europäische Parlament gewählt (MdE). Dort wurde sie Vorsitzende des Ausschusses für Umweltfragen, Gesundheits- und Verbraucherschutz (1979 bis 1984 als stellvertretende Vorsitzende und von 1984 bis 1989 als Vorsitzende). Sie setzte sich massiv für die Umwelt ein. Sie kämpfte gegen dioxonhaltige Pflanzenschutzmittel und setzte sich für Katalysatoren bei Kraftfahrzeugen ein.

Beate Webers Kampf galt auch der Stärkung der Rechte der Europaabgeordneten. Die Parlamentarier wurden erst seit kurzem direkt von der Bevölkerung direkt gewählt, zuvor wurden sie von den Mitgliedsländern benannt und hatten damals noch nicht viel zu sagen. Als einmal der Ministerrat tagte wurde Beate Weber die Teilnahme nicht gestattet. Sie protestierte dagegen mit einem Go-In und wurde dann hinauskomplimentiert.

Oberbürgermeisterin von Heidelberg[Bearbeiten]

1990 und 1998 wurde sie für jeweils acht Jahre zur Oberbürgermeisterin von Heidelberg gewählt.Sie war die erste Frau in dieser Position in Baden-Württemberg und bundesweit eine der ersten Frauen in einer solchen Position.Ihr Vorgänger Zundel wettete eine Kiste Rotwein, dass unter Weber die Stadt innerhalb von drei Jahren pleite sein würde. Er verlor die Wette.

Innerhalb der SPD war sie von 1975 bis 2001 Mitglied und stellvertretende Vorsitzende des Bundesparteirats und von 1994 bis 2002 Landesvorsitzende der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) von Baden-Württemberg. Als Oberbürgermeisterin war sie in vielen Gremien z. B. des Städtetags auf Landes- und Bundesebene nicht nur Mitglied sondern als Ideengeberin und Führungsperson aktiv.

Im Unterschied zur Zeit ihres Vorgängers Reinhold Zundel setzte sich Weber für den Ausbau des ÖPNV, vor allem der Straßenbahnen, ein. Zum erstenmal seit 50 Jahren wurde in Heidelberg eine neue Straßenbahnlinie gebaut, in den größten Stadteil Kirchheim.

Die Stärkung der Stadtteile innerhalb der demokratischen Strukturen einer Stadt wurde von ihr konsequent fortgesetzt bzw. vorangebracht. In den Stadtteilen wurden Bürgerämter eingerichtet. Das Konzept des Bürgeramts sieht vor, dass der Bürger eine wohnortnahe Verwaltung hat mit einem Ansprechpartner für Behördenangelegenheiten, die früher auf verschiedene Ämter in der Stadt verteilt waren. Bsp. Personalausweis, Müll, KFZ-Zulassung, Lohnsteuerkarte usw. Ein Bürgeramt bündelt diese Behördengänge zentral vor Ort, hat großzügige Offnungszeiten und kurze Wartezeiten für die Bürger. Nach ihrer Amtszeit kritisierte Weber ihren Nachfolger Würzner in Sachen Bürgerbeteiligung: "Dafür haben wir kein Konzept entwickelt, wir haben es einfach gemacht"

Als Oberbürgermeisterin setzte sich Beate Weber sehr dafür ein, dass Heidelberg zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wird. 1996 fällte sie den Beschluss, dass sich Heidelberg darum bewirbt. 1998 setzte die deutsche Kultusministerkonferenz (KMK) Heidelberg auf die vorläufige Liste deutscher Bewerber. 2003 sendete Beate Weber den Antrag zur freiwilligen Vorprüfung zur UNSECO. Nach dem die Vorprüfung erfolgreich bestanden wurde, stellten Beate Weber und der baden-württembergische Wirtschaftsminister Dr. Walter Döring den offiziellen Nominierungsantrag.

Herausragend war Beate Webers Einsatz für die Bahnstadt. Der Güterbahnhof Heidelberg wurde 1997 stillgelegt. Auf dem großen Gelände zwischen Speyerer Straße und Pfaffengrund wird ein neuer Stadtteil geplant. Ein wesentlicher Schritt war die Rahmenplanung 2001 (Bundesweiter städtebaulicher Wettbewerb). Dabei haben die Architekten der Trojan & Trojan aus Darmstadt den 1. Preis gewonnen. Obwohl der erste Bagger erst 2007 rollte, wurden die Grundlagen für diesen neuen Stadtteil, der eine große Chance für die zukunftsfähige Entwicklung Heidelbergs darstellt, in der Amtszeit von Beabte Weber gelegt.

Allerdings gab es auch Misserfolge: Die im Wahlkampf 1998 unter dem Titel „Stadt am Fluss“ propagierte Uferpromenade am Neckar entlang, um die Altstadt wieder an den Fluss zu bringen, konnte auch von ihrem Nachfolger noch nicht verwirklicht werden.

Weltbürgerschaftliches Engagement[Bearbeiten]

Seit 2006 ist sie Mitglied und seit 2007 stellvertretende Vorsitzende des World Future Councils (einer Gründung von Jakob von Uexkülls in Hamburg und andernorts) als Gemeinschaft globaler FürsprecherInnen für die Interessen zukünftiger Generationen.

Seit 2008 ist sie Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft der Freunde des Weizmann-Instituts e. V., einem multidisziplinären Institut für Forschung und Ausbildung in Rehovot, Israel. Rehovot ist eine Partnerstadt Heidelbergs.

Sie unterstützt außerdem ein Aids-Waisenprojekt im südafrikanischen Swaziland und ist seit 2009 Gründungsstifterin der Bürgerstiftung Heidelberg.

Auszeichnungen[Bearbeiten]

  • 1996 - Frau des Jahres (Mona Lisa/ZDF)
  • 1999 - Freeman der City of London
  • 2006 - Chevalier de la Légion d’Honneur (Ritter der Ehrenlegion, Frankreich)
  • Ehrenbürgerin der südafrikanischen Stadt Heidelberg (Provinz Gauteng, zwischen Johannesburg und Durban)
  • 2007 - Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
  • 2007 - mit anderen Deutscher Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)
  • 2012 - Bundesverdienstkreuz 1. Klasse [1]
  • 2012 - Ehrenbürgerin der Stadt Heidelberg [2]

Werke[Bearbeiten]

Beate Weber hat veröffentlicht:

  • Im Wurzelwerk der Demokratie - ausgewählte Reden einer Oberbürgermeisterin 1990 - 2006. Heidelberg : Mattes, 2006, 242 S. ISBN 978-3-930978-99-1
  • Menschenorientierung und Effizienz als Herausforderung für kommende Politik. Kassette [Tonträger], Münsterschwarzach : Vier-Türme-Verl., 1997. ISBN 3-89680-098-1
  • Die EG-Umweltpolitik. Bonn, Gruppe d. SPD-Abgeordneten in d. Sozialist. Fraktion d. Europ. Parlaments, 1989. 41 S.
  • Die EG-Verbraucherpolitik. Gruppe d. SPD-Abgeordneten in d. Sozialist. Fraktion d. Europ. Parlaments, 1989
  • Umweltpolitik in der Europäischen Gemeinschaft. Bonn, Gruppe d. SPD-Abgeordneten in d. Sozialist. Fraktion d. Europ. Parlaments, 1983
  • Dicke Luft in Europa. Aufgaben u. Probleme d. europ. Umweltpolitik. (als Mitherausgeberin) Heidelberg, Müller Jur. Verlag, 1988. ISBN 3-8114-0688-4

Literatur[Bearbeiten]

  • Ilona Scheidle: Heidelbergerinnen, die Geschichte schrieben. Frauenporträts aus fünf Jahrhunderten. Verlag Diederichs, 2006. ISBN 3720528502 (S. 168–185)
  • Karl-Horst Möhl: „Die Rote Beate“ – 100 Karikaturen, ISBN 3-9810122-7-5 (Möhl war lange der Karikaturist der Rhein-Neckar-Zeitung, der Lokalzeitung, die ihre OB-Zeit kommentierte)
  • Ina Hochreuther: Frauen im Parlament. Südwestdeutsche Abgeordnete seit 1919. Theiss, Stuttgart, 1992, ISBN 3-8062-1012-8. S. 232-233

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Heidelberger Stadtblatt vom 2. Mai 2012, Seite 4
  2. [1]

Weblinks[Bearbeiten]