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Kurpfalz
Die Kurpfalz ist ein historisches Gebiet, das geographisch weitgehend mit der Metropolregion Rhein-Neckar überlappt. Für die Beschreibung der Landschaft siehe den Artikel Pfalz.
Geschichte
Die Kurpfalz bezeichnet das Land, das die Pfalzgrafen bei Rhein zwischen 1198 bis 1806 (mit einer Unterbrechung zwischen 1623 und 1648) beherrschten. Ab 1353 waren sie zugleich Kurfürsten. Eine Pfalz war im Mittelalter der Begriff für mehrere der wechselnden Residenzen eines Fürsten, genauer: des römischen Königs (des Reiches, das erst viel später "römisches Reich deutscher Nation" genannt wurde). Die Hofhaltung wechselte zwischen diesen Pfalzen. Der jeweilige Graf war Statthalter für seinen Herrn. Die Besonderheit der Kurpfalz war die Kurwürde, also die Zugehörigkeit zu einem Kreis von Fürsten, die das Recht hatten, den König bzw. Kaiser zu wählen und auch sonst besondere Rechte und Pflichten hatten. Übertragen wird der Begriff auch für das Gebiet verwendet, das von dort aus verwaltet/beherrscht wurde.
Die Hauptstadt der Kurpfalz war bis 1720 Heidelberg mit dem Heidelberger Schloss, dann folgte der Wechsel nach Mannheim. 1806 wurde die Kurpfalz aufgelöst und ging nach dem Wiener Kongress 1815 rechtsrheinisch an das Großherzogtum Baden und linksrheinisch zum Königreich Bayern.
Der nördliche Teil wurde nach 1806 größtenteils Hessen-Darmstadt zugeordnet.
Die Pfalzgrafen vor der Kurwürde
- Konrad (*um 1134-1136, † 8.11.1195)
- Heinrich (V.) der Ältere von Braunschweig (* um 1173/74; † 28. April 1227 in Braunschweig, Welfe) von 1195 bis 1212 war Pfalzgraf bei Rhein und ebenso
- Heinrich (VI.) II. der Jüngere von Braunschweig (* um 1196; † 26. April 1214[1]), ebenfallls Welfe, von 1212 bis 1214 Pfalzgraf. Danach kamen Wittelsbacher auf den Herrschersitz.
- Rudolf II., "der Blinde" (* 8. August 1306 in Wolfratshausen; † 4. Oktober 1353 in Neustadt) war Pfalzgraf bei Rhein von 1329 bis 1353.
Die Pfalzgrafen als Kurfürsten
Die Pfalzgrafen trugen schließlich auch den Titel Kurfürst von der Pfalz und hatten als Kurfürsten im deutschen Kaiserreich (des ausgehenden Mittelalters; dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation) wichtige Aufgaben zu erfüllen.
- Ruprecht I. von der Pfalz, 1353/54-1390
- Ruprecht II. von der Pfalz, 1390–1398
- Ruprecht III. von der Pfalz, 1398–1410 (ab 1400 zugleich römisch-deutscher König),
- Ludwig III., 1410–1436
- Ludwig IV., 1436–1449
- Friedrich I., der Siegreiche, 1425–1476
- Philipp der Aufrichtige, 1476–1508
- Ludwig V., der Friedfertige, 1508–1544
- Friedrich II., 1544–1556
- Ottheinrich, 1556–1559
- Friedrich III., 1559–1576
- Ludwig VI., 1576–1583
- Friedrich IV., 1583–1610 (Bis 1592 unter der Vormundschaft seines Onkels Johann Casimir)
- Friedrich V., 1610–1623 (Verlust der Kurwürde)
- Karl I. Ludwig, 1649–1680 (Wiedererlangung der Kur)
- Karl II., 1680–1685
- Philipp Wilhelm, 1685–1690
- Johann Wilhelm, 1690–1716
- Karl III. Philipp, 1716–1742
- Karl IV. Philipp Theodor (Carl Theodor), (letzter) Kurfürst von der Pfalz 1743–1777 und von 1777–1799 Kurfürst von Bayern
Ihm folgte Maximilian IV. Joseph (1786 - 1868) als letzter Pfalzgraf bei Rhein nach.
heute
Der Begriff Kurpfalz ist bis heute vielfach erhalten geblieben und auch eine Dreiteilung des Gebietes zwischen Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen. Meistens wird heute von der Pfalz gesprochen und damit vor allem die südlichen Gebiete in Rheinland-Pfalz gemeint. Im pfälzischen Misch-Dialekt und im Selbstverständnis besteht bei vielen in der Region jedoch nach wie vor eine Einheit.
Der Verein Kurpfalz hat es sich zur Aufgabe gemacht, die kulturelle Identität der ehemaligen Kurpfalz über die Ländergrenzen hinweg zu erhalten und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Kurpfälzerinnen und Kurpfälzer zu pflegen. Im Jahr 2000 hat der Verein die Trägerschaft über die Kurpfalz-Bibliothek „Heinrich Vetter“ in Lorsch übernommen. Die Bibliothek ist als wissenschaftliche Präsenzbibliothek zur Erforschung der regionalen und lokalen Geschichte der Kurpfalz konzipiert.[2]
Literatur
- Armin Kohnle: Kleine Geschichte der Kurpfalz, G.Braun, Karlsruhe 2005, ISBN 3-7650-8329-1
- Jörg Peltzer, Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter und Alfried Wieczorek (Herausgeber), Die Wittelsbacher und die Kurpfalz im Mittelalter. Eine Erfolgsgeschichte?, Schnell und Steiner, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7954-2645-3
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Das Tagesdatum ist durch eine heute verlorene Grabinschrift bezeugt. Vgl. Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg, hg. von Renate Neumüller-Klauser, Stuttgart 1970, Nr. 8, S. 6f; Bernd Schneidmüller, Wittelsbachische Wege in die Pfalzgrafschaft am Rhein, in: Die Wittelsbacher und die Kurpfalz im Mittelalter, Regensburg 2013, Seite 32 - 33
- ↑ vgl. Peter Wiest, ---weil wir doch alle Kurpfälzer sind, Rhein-Neckar-Zeitung vom 5. März 2017 (Metropolregion); erstaunlicherweise wird in dem Beitrag behauptet, Die (Auf)teilung der Kurpfalz auf die Länder Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz sei (erst) nach dem Krieg durch die Alliierten erfolgt (und nicht etwa durch Napoleon); die Website des Vereins äußert sich da etwas zurückhaltender
Weblinks
- Das Stadtwiki Karlsruhe zum Thema „Kurpfalz“
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Kurpfalz“